Montag, 21. April 2014

Oudenbosch St. Agatha und St. Barbara

Im westlichen Nordbrabant hat im 19. Jahrhundert ein Pastor, der in Rom Kunst studiert hatte, in der Zeit der Wiederherstellung der katholischen Hierarchie und des Aufblühens der katholischen Frömmigkeit, ein bemerkenswertes Zeichen gesetzt. Er hat den römischen Petersdom nachgebaut. (!!!) Etwas kleiner zwar als das Original und die Kollonaden fehlen bis heute, aber das muß man gesehen haben. 

Es hat seinen besonderen Charme bei in Nordwesteuropa üblichem Schmuddelwetter:








Statt der Kathedra Petri hat man eine Kopie des Tabernakels aus St. Peter in den Hochchor gesetzt:



Und links daneben geht es - unter dem heiligen Lukas - in die Küche:



Die Orgel ist der in der Sakramentskapelle des Petersdomes nachempfunden.


Und wie in Rom kann man auch hier Geld ausgeben und die Kuppel besteigen:






Das Wappen an der Fassade der Basilika (neben dem des amtierenden Papstes) ist programmatisch unterschrieben: CUSTOS HEREDITATIS - Hüter des Erbes. Schön katholisch eben!



Breda

Am Ostermontag habe ich eine neue Erkundungstour in die Niederlande unternommen und bin ins westliche (Nord-)Brabant gefahren. Breda kannte ich noch nicht - also hin.

Hier ging es durch den von gegen die Spanier aufbegehrenden Niederländern erreichten Bedaer Kompromiß, aus dem der Geusenbund hervorging, los mit dem Aufstand gegen die Spanier, dem 80jährigen Krieg und damit der Entstehung der (reformierten) niederländischen Generalstaaten.

Bemerkenswert dabei ist, daß Breda linksrheinisch, oder wie man in den Niederlanden sagt, südlich der großen Flüsse liegt und damit eigentlich im katholischen Gebiet.

Nun ist die Grote Kerk, das Münster Unserer Lieben Frau, die größte Kirche der Nassauer - und auch noch Grablege. So wurde sie reformiert, hat aber einige katholische Ausstattungsstücke behalten. Unten mehr.

Breda besitzt außerdem einen Beginenhof. Die letzte (katholische!) Begine ist Karfreitag 1990 gestorben - vermutlich ist das das Ende des mittelalterlichen Beginenwesens gewesen. Es gibt auch heute noch Beginen. Man erkennt sie an den Latzhosen. ;-)

Interessant ist auch, daß es in Breda sowohl eine lutherische als auch eine wallonisch (=französischsprachige) reformierte Kirche gibt.

Und schließlich ist Breda seit der Wiedererrichtung der katholischen Hierarchie Bischofssitz. Die unauffällige, 1836 im "waterstraatstijl" errichtete Kathedrale, St. Antonius war leider geschlossen.

Eine Kellnerin wünschte mir beim Bezahlen einen schönen Tag - es hörte sich schon recht bairisch an, hier im Süden der Niederlande: "vijne dag" klang etwa wie "feine dooch". (und nicht "daach"). Nett!

Bilder:



Die ursprünglich katholische, dann reformierte und zur Zeit profanierte Grote Kerk - Unserer Lieben Frau:






Taufbecken (im Westen):



Memento-Mori-Stein - Gedenke des Todes:



Das ist nun wirklich bemerkenswert - ein großes Bild des heiligen Christophorus. In der spätmittelalterlichen Volksfrömmigkeit bewahrte der Blick auf das Bild des Nothelfers (!) an dem betreffenden Tag vor dem jähen Tod (also davor, daß man ohne die Sterbesakramente starb). - Solche Frömmigkeitsformen hatten zur Reformation geführt.










Wunderbare Verkündigungsszene im Nordquerhaus:



Es geht zur Grabkapelle der Nassauer...



... die offenbar im verstorbenen Zustand ihre Zuflucht zur Muttergottes nehmen:




Hier liegt ein Fürstenehepaar. Der Fürst hat vor seinem Begräbnis die Rüstung abgelegt - die braucht er ja nun auch nicht mehr:



Der Steinmetz ließ sich nicht lumpen - und hat bestimmt eine dicke Rechnung geschrieben:



In der Grabkapelle steht noch ein echter Altar, darauf ein Retabel, der die Auffindung des wahren Kreuzes durch die hl. Helena zeigt. bekanntlich hat man die Echtheit des Kreues dadurch verifiziert, daß man es einem Toten auflegte, der daraufhin wieder lebendig wurde.



Vom Lettner sind mittelalterliche Teile beibehalten worden, so dieser fromme Engel:



Im Hochchor wird es dann konsequent reformiert:



Im Chorgestühl hat man den Heiligen beim Bildersturm die Gesichter entfernt...



--- diese wunderbaren jungen Musiker durften bleiben...


... die mittelalterlichen Mopedfahrer auch ;-) ...



... und - neben vielen anderen - auch diese sympathische Dame:



Sogar ein Heiliges Grab ist erhalten...



Man hat dem Herrn allerdings sehr zugesetzt:



Das ist (zur Zeit) die Kathedrale von Breda (könnte mir andere Lösungen vorstellen):


Die reformierte Wallonenkirche (ist wohl früher Beginenkirche gewesen):





Ohne das ist es keine echte reformierte Kirche:



Direkt daneben geht es in den Beginenhof:





Jede Begine hatte ihr Gartenbeet. In der Mitte die Bleiche (Wiese zum Bleichen des Leinens):





Die (neue, katholische, ehemalige) Beginenkirche:




Der Beginenhof von außen, vom Stadtpark her:




Nicht weit weg liegt Oudenbosch - und der Abstecher lohnt sich!