Donnerstag, 28. Februar 2019

Andernach - "Mariendom"


Am "Schwerdonnerstag" (= Weiberfastnacht) habe ich Andernach besucht, eine mehr als 2000 Jahre alte Stadt am unteren linken Mittelrhein, dem Namen nach keltischen Ursprungs, dann Römerkastell an der Limesstraße, also quasi auf dem Weg von der Porta del Popolo nach England. Bis heute heißt diese Limesstraße in der Stadt "Hochstraße" (vgl. die Hohe Straße in Köln).



Die Stadt ist bis heute von einer weitgehend erhaltenen mittelalterlichen Stadtmauer umgeben.





Pfarrkirche der Stadt mit Wurzeln bis in die Römerzeit ist St. Mariä Himmelfahrt, auch Mariendom genannt, ein hochromanischer aufwendiger Bau mit vier Türmen. Der Steinhandel scheint gut Geld abgeworfen zu haben. Der Bau war wohl auch ein kirchliches Zeichen (Erzbistum Trier) an die weltlichen Herren der Stadt (Erzbistum Köln).





Tympanon über Südportal - dem Samsonmeister zugeschrieben, der auch in Maria Laach gewirkt hat.



Ich ging zuerst zur stadtauswärts gelegenen Westfassade. Blick in Richtung Rhein auf den "Runden Turm", einen Wehrturm aus dem 15. Jahrhundert:



Das neugotische Pfarrhaus - nicht übel!




Die Westfassade von St. Mariä Himmelfahrt (Mariendom), errichtet nach 1194:



Im Inneren:





Südwestlicher Aufgang zu den Emporen:



Südliches Seitenschiff:



Südöstlicher Aufgang zu den Emporen:




Heiliges Grab im Nordwesten:



Nordwestlicher Emporenaufgang:




Der Glockenturm der 1197 zerstörten Vorgängerkirche ist in den Neubau übernommen worden:



In der Stadt finden sich viele schöne alte Häuser, hier der Merowingerhof, heute ein gutes Gasthaus:



Die Hochstraße entlang in Richtung Rom:



Nicht nur das Amt hat Karneval (warum man erst nach 11.11 Uhr schließt, ist mir ein Rätsel) ...



... sondern auch die "hochdekorierte" Bäckereifachverkäuferin, die trotz des (allerdings recht verhaltenen) närrischen Treibens gewissenhaft die Brötchen ordnet.



Das (alte) Rathaus, an der Stelle der alten Synagoge, deren Mikwe bis heute erhalten ist. 



Von der Hochstraße biege ich links ab zum Rhein...



 ... und komme zum 1200-1228 errichteten Rheintor, ehemals Kornpforte genannt. Im oberen Bogen stehen zwei Bienenkörbe alten Stils.






Die beiden "Bäckerjungen" im Inneren des Rheintors:



Zurück zur Hochstraße, links in Richtung Rom trifft man auf die heute protestantische ehemalige Minoritenkirche. Besonders schön ist, daß das gegenüberliegende Gasthaus "Zum Franziskaner" heißt, wo man in einem Nachkriegsenterieur "bas cuisine" (Schnitzel mit Pommes usw.) zu spektakulären Preisen bekommt.



Die 1245-1450 erbaute Kirche war bevorzugte Grablege des rheinischen Adels, wovon bis heute die Wappen im Gewölbe zeugen.






Geht man die Hochstraße weiter Richtung Rom, kommt man zur Burgpforte, auch Koblenzer Tor genannt. Hier stehen die Ruinen der erzstiftisch-kurkölnischen Stadtburg aus dem 12. Jahrhundert, die zuletzt 1491-95 erweitert und 1689 durch die Franzosen unter Ludwig XIV. zerstört wurde.



Blick zurück in die Hochstraße mit der Minoritenkirche:



In der Nähe liegt das St. Nikolaus-Stiftshospital mit seiner 1737-39 erbauten Hospitalkirche St. Josef, die zunächst Kirche des Annuntiatinnenklosters war; eine spätbarocke Anlage von feinem Stil mit böhmischem Kappengewölbe, nach einem Brand in den 1980er Jahren restauriert und in den Urzustand versetzt. (Bilder mit dem Funktelephon gemacht)










Vor den Toren der mittelalterlichen Stadt liegt - heute auf einem Schulhof - die (ehemals Liebfrauenkapelle genannte) St. Michaelskapelle des Augustinerinnenstifts "vor den Toren", das später zum hochadeligen Damenstift St. Thomas wurde. Sie war leider verschlossen. In unmittelbarer Nachbarschaft steht (noch) die Kirche St. Albert (Architekt: Rudolf Schwarz), die kurz vor meinem Besuch profaniert worden war. Die Kapelle dient der Gemeinde (oder dem, was davon noch übrig ist) nun als geistliche Heimstatt.