Sonntag, 12. Januar 2020

Petrusbruderschaft gründet rettend

St. Joseph (Unter-) Styrum ist nach Kenntnis des Verfassers die älteste Kirche (normaler Glaube) in Oberhausen (Rhld.), und das, obwohl hier erst seit 1862 eine Kirche steht. Es gibt auf dem Gebiet der jungen Industriestadt zwar weit ältere Kirchorte in den vorindustriellen Orten z. B. in Osterfeld oder Sterkrade, aber hier ist von Kirchen die Rede, die in der und für die Stadt gegründet worden sind, die sich "Wiege der Ruhrindustrie" nennt. (Eigentlich ist es noch etwas komplizierter, weil ganz Styrum damals noch nicht zu Oberhausen gehörte, so daß St. Marien die älteste "echt Oberhauser" Kirche wäre, aber lassen wir das...)

Die jetzige Kirche ist ein 1871-74 errichteter recht repräsentativer dreischiffiger Bau mit Querhaus, der frei auf einem großen Platz steht. 1889 wurde sie zur Pfarrkirche erhoben. 

Das Bistum Essen sieht sich derzeit gezwungen, viele Kirchen zu aufzugeben. Vorangegangen ist eine massive Fusion von Pfarreien, bei der ungefähr jedes Dekanat zu einer Pfarrei wurde. St. Joseph war infolgedessen Filialkirche ihrer eigenen Tochterkirche Herz-Jesu geworden und nun in ihrem Bestand bedroht.

Die Priesterbruderschaft St. Petrus kam mit dem Pfarrer von Herz-Jesu überein, daß die Bruderschaft an St. Joseph ein neues "Apostolat" (Niederlassung) gründet. Nun wird in der Kirche täglich die "Alte Messe" gefeiert, und die Petrusbrüder betreiben Seelsorge. Damit ist St. Joseph gerettet und der erste Ort für die "Alte Messe" im Westen des Ruhrgebiets geworden. Der Rundbrief der Bruderschaft für das Ruhrgebiet, in dem die Gründung besprochen wird, findet sich hier - direkt zur PDF

Der Beginn fand am 12. Januar 2020 statt. Die Kirche war zur ersten Messe der Bruderschaft sehr gut gefüllt. Ein Kirchenchor war angereist (wohl aus Schalke, dem Standort der Petrusbruderschaft im Osten des Ruhrgebiets) und machte feine Musik. Zur Kommunion gab es gar einen "Rutter". Eine Solovioline und Sologesang hoben die Festlichkeit. Einige wenige Choralgesänge wurden freilich in äqualistischer Medicaea-Tradition gesungen - da war noch Luft nach oben.

Der Ortspfarrer Vinzent Graw war nicht nur anwesend, sondern hielt auch die Predigt, wie Pater Gerstle von der Petrusbruderschaft am Sonntag zuvor in St. Joseph gepredigt hatte.
Zelebrant war dabei der Essener Domkapitular Dörnemann, der die Petrusbruderschaft im Namen des Bischofs willkommen geheißen hat. Schön!

Dieses Bild vom für die Alte Messe "umgestalteten" "Volksaltar" mit dem neugotischen Retabel des alten Hochaltars und dem Tabernakel dahinter drückt ganz gut aus, was nun in St. Joseph geschieht:


Kommunionspendung:


Aus den ausliegenden Gesangbüchern zusammengestelltes "Stilleben": 
- der abgegriffene alte Pfarranhang der damaligen Pfarrei St. Joseph, 
- das Gebetbuch der Petrusbruderschaft mit Goldschnitt und in Zweifarbdruck,
- das "Gotteslob" 
- und die fünfte und (derzeit?) letzte Ausgabe des legendären NGL-Liederbuchs "Halleluja", deutlich dicker als seine Vorgänger, in Hardcover und mit dem bezeichnenden Titelzusatz "Lieder vom Aufbruch" (...



Blick auf die Kirche nach der Messe:




Adresse: 
Lothringer Straße 154 (Kreuzung Josefstraße)
ÖPNV: Buslinie 122 (z. B. ab OB HBf Richtung Mülheim), Haltestelle: Josefstraße 

Mittwoch, 1. Januar 2020

Eisenach und die Wartburg


Bereits 2007 war ich im November in Eisenach und auf der Wartburg. Zwölf Jahre später, zum Fest der heiligen Elisabeth von Thüringen sollen die Bilder nun endlich mal auf den Blog. Deren Qualität ist so la-la; ich weise über Links auf bessere Bilder hin.
Wie immer hoffe ich, daß der Gesamteindruck des Rundgangs und des Ortes einigermaßen deutlich wird. Viel Freude!

Eisenach mit der darüber thronenden Wartburg ist nicht nur Geburts- und Taufort von Johann Sebastian Bach, was ja Grund Genug für eine "Wallfahrt" wäre. Auch Martin Luther war mehrfach hier und übersetzte nach seiner Flucht vom Wormser Reichstag, der ihn geächtet hatte, hier, gedeckt durch den Landesherrn und unter dem Pseudonym "Junker Jörg" in elf Monaten das Neue Testament in die damals entstehende neuhochdeutsche Sprache.

Was aber für den "normalen Glauben" viel wichtiger ist: Die heilige Elisabeth von Ungarn (Thüringische Markgräfin) lebte hier mit ihrem später auf einem Kreuzzug gefallenen Gatten in - damals eher unter Herrschern eher unüblichen - glücklichen (aber kinderlosen) Ehe; hier entfaltete sie ihre radikale Liebe zu den Armen; hier ereignete sich das Rosenwunder. ("Wenn das Brot, das wir teilen, als Rose blüht...")

Daher zunächst zwei Bilder von der Kirche des St. Annen-Hospitals, das von der heiligen Elisabeth gegründet worden ist:





Dies ist die im 19. Jahrhundert errichtete katholische (!) Pfarrkirche St. Elisabeth:






Die älteste und Kern-Kirche der Stadt aber ist St. Georgen, in der Johann Sebastian Bach getauft wurde und Martin Luther predigte:














Der Eisenacher Markt:




St. Georg erlegt den Drachen...




Das Nikolaitor mit dem Karlsplatz:




... und dem Lutherdenkmal:




Durch das Nikolaitor...




... zur Nikolaikirche. Die Muschel im Tympanon legt einen Bezug zu St. Jakobus nahe.




Im Inneren fand gerade eine merkwürdige Veranstaltung statt.






Wer sich gerne in der Herrlichkeit des wilhemlischen "Zweiten Reichs" ergeht, findet Freude am Eisenacher Bahnhof:












Die im 13. Jahrhundert in einer Leprosenstation außerhalb der damaligen Stadt errichtete St. Klemenskapelle:








Hinauf zur 1067 gegründeten Wartburg! Sie war nicht nur das Haus der Heiligen Elisabeth, undHerberge für Martin Luther, sondern unter anderem auch Schauplatz des Sängerkriegs, bei dem Klingsor die Geburt der heiligen Elisabeth durch einen Stern geschaut haben soll und den Wagner in "Tannhäuser" und auch in "Parsival" ein Denkmal gesetzt hat.


Die Bilder wegen des schlechten Lichts nicht gut. Einen schönen Eindruck von der Burg kann man hier gewinnen.



Die Burg wurde im 19. Jahrhundert quasi neu gebaut, aber nicht übel:














In der Elisabeth-Kememate: 
Klingsor im wilhelminschen Mosaik, den Stern Elisabeths aufgehen sehend:


















Im Sängersaal:








Elisabeth mit den aus Brot gewordenen Rosen:






Der Festsaal:




Hier soll Martin Luther das Neue Testament übersetzt und dabei eine Vision des Teufels gehabt haben, nach der er mit seinem Tintenfaß warf. Der Tintenfleck wurde den lutherischen Pilgern zur Reliquie, von der sie Partikel von der Wand abkratzten. Die Burgverwaltung hat es irgendwann aufgegeben, den Fleck zu erneuern...