Mittwoch, 10. April 2019

Maria Laach - Kirche



Die Benediktinerabtei Maria Laach ist 1093 vom Pfalzgrafen Heinrich bei Rhein / von Laach als seine Grabstätte gestiftet worden, auf daß die von Affligem gerufenen Mönche hier für sein Seelenheil beteten. Der Pfalzgraf holte für den Bau der Kirche Bauleute aus der Lombardei; das später vorgelagerte Paradies haben um 1230 burgundische Baumeister errichtet.

Das Kloster liegt am Laacher See, dem größten Maar der Eifel, das durch mehrere vulkanische Großausbrüche entstanden ist. Sie begannen vor etwa 570.000 Jahren. Die bislang letzte Eruption fand vor ca. 13.000 Jahren statt. Die dabei herausgeschleuderten Gesteinsmassen gingen bis in die Schweiz und Skandinavien nieder. Die etwa 10 km tief liegende Magmenkammer füllt sich wieder, aber die Laacher Mönche und der geneigte Leser haben wahrscheinlich und hoffentlich noch Zeit, dies zu lesen...

Die Marienbasilika zu Laach ist ein exquisites Beispiel romanischen Kirchenbaus, und - vermutlich durch rechtzeitiges Versinken in die Bedeutungslosigkeit - in ihrem architektonischen Bestand bis heute erhalten.



Westfenster am nördlichen Ostquerhaus:



Bilder von der Südseite der Kirche aus der Klausur heraus:






In den drei Nischen am Südgiebel des Ostquerhauses findet sich eine Deesis, die Darstellung des richtenden Christus in der Mitte mit Maria und Johannes Bapt., bittend zu seinen Seiten.




Eingang zum Paradies:




Die Kapitelle sind vom "Samsonmeister" gemacht:








Der Löwenbrunnen im Paradies ist 1928 von Br. Radbod Commandeur geschaffen worden, von dem auch viele weitere Kunstwerke in Maria Laach stammen. Maria Laach kultivierte in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts einen christlichen Kunststil, der sich an frühchristlichen Vorbildern orientierte. Bis heute gibt es hier den Verlag "Ars liturgica" (= liturgische Kunst). Man setzte den als kitschig und gefühlsduselig empfundenen Massenprodukten für den volksfrommen Bedarf Niveauvolles und an den Ursprüngen Orientiertes entgegen, Frommes und auch weniger Frommes wie Krüge und Vasen - und zwar mit Erfolg bis in die 1960er Jahre.

In der "Ars liturgica" war der Bauhaus-Designer und Laacher Pater Theodor Bogler führend. Er war getaufter Protestant, seine Ehefrau hat sich nach kurzer Ehe das Leben genommen, woraufhin er katholisch, Mönch und Priester wurde. Er war hier in Laach äußerst kreativ und wirksam.

Maria Laach gehört zur Beuroner Kongregation. Daher ist es nur folgerichtig, daß auch hier der Beuroner Stil gepflegt wurde. Allerdings ist der Beuroner Stil in seiner Laacher Ausformung weniger streng.
















Die Abtei wurde 1802 im Zuge der Säkularisation aufgehoben. Ein Brand vernichtete 1855 das Inventar der Kirche. Jesuiten übernahmen und restaurierten die Anlage 1864-73, bis sie Deutschland verlassen mußten. 

Die Laacher Abteikirche (Basilica minor) wurde nach deren Wiederbesiedlung durch Benediktiner von Beuron im wilheminisch-neostaufischen Stil renoviert. Seine Majestät Wilhelm II. begutachtete anläßlich eines Besuches (er war fünfmal hier!) höchstselbst die Entwürfe für die Apsismosaiken von P. Andreas Göser (1911 ff.) und stiftete darüberhinaus auch die drei östlichen Altäre, von denen die beiden seitlichen noch stehen. 

Der wilhelminische Hochaltar samt seinem Baldachin (beide aus Marmor, für sie wurde der Chorraum zugunsten der wegen des Gewichts nötigen Stahlträger um zwei Stufen erhöht) wurde 1947 durch einen von P. Theodor Bogler ersetzt, der die Zelebration gegen das Volk ermöglichte. Darüber würde der um seine Säulengalerie verkleinerte spätromanische Baldachin vom Stiftergrab errichtet.



Für das ungeübte Auge ist dieser Blick nicht weiter erwähnenswert. Dennoch sei angemerkt, daß wir es hier mit einem romanischen queroblongen Gewölbe zu tun haben und das ohne gebundenes System. Das ist Romanik-Avantgarde - aber sowas von! Mehrere mittelgroße Bauten die 1100-1130 im westlichen Burgund weisen die gleiche Wölbungsform auf.





Der spätromanische Baldachin, der 1947 vom Stiftergrab nach der Entfernung des wilhelminischen Hochaltars über den neuen Altar gestellt wurde:





Die herausgenommenen Säulen des romanischen Baldachins sind monastisch-natürlich noch da:



Die Figur des Stifters Heinrich II. von 1270/80 auf seinem Grabmal, das heute im Westchor steht:




Stifterfenster im Westchor (Wilhelm Rupprecht 1956, gestiftet zum Kirchweihjubiläum von Bundespräsident Theodor Heuss, Bundeskanzler Konrad Adenauer und Ministerpräsident Peter Altmeier):






Die "Kinokirche" mit einem Gefälle zum Altar hin ist keinesfalls eine neuzeitliche Erfindung. Schon hier in Maria Laach hat man eine solche erbaut, wie man hier sehen kann. (Links ist Osten.)


Der südliche Seiten- (Sakraments-) Chor:



Der nördliche Seiten- (Marien-) Chor:






Vor dem Marienaltar befindet sich das frühchristlich gestaltete Grab von Abt Ildefons Herwegen, zum einen einem bedeutenden liturgischen Forscher und Förderer der Liturgiereform, zum anderen einem Protegé des Rechtskatholizismus in der Nazizeit, dem wohl für Maria Laach die Rolle eines katholischen Reichsklosters vorschwebte. Nach der "Machtergreifung" der Nazis floh der damalige Oberbürgermeister von Köln, Konrad Adenauer, nach Maria Laach ins "Exil", wo er 1933-34 blieben konnte, bis er aus den Reihen der Mönche verraten wurde.



Krypta:





Das Grab des Gründerabtes Gilbert. Das Mosaik mit Bild des Verstorbenen ist zu dieser Zeit eine absolute Besonderheit. Das Original befindet sich im Rheinischen Landesmuseum in Bonn, in Laach ist es eine Kopie: 





An den Pfeiler des Langhauses befinden sich noch die meisten Retabel der hier ehedem stehenden Seitenaltäre für die täglichen Stillmessen der Priestermönche. Das kostbarste am nordöstlichen Langhauspfeiler birgt eine Kreuzreliquie, die Ritter Heinrich von Ulmen bei der Plünderung Konstantinopels ergattern konnte. Es stammt von Bruder Radbod Commandeur

Das Retabel wird an Festtagen geöffnet, und an den Freitagen der Fastenzeit versammeln sich die Mönche zum Abschluß der Vesper davor zur Kreuzverehrung.









Am südliche gegenüberliegenden Pfeiler befindet sich das Herz-Jesu-Retabel - ebenfalls von Bruder Radbod, 1937:




Der heilige Mönchsvater Benedikt (ebenfalls von Bruder Radbod, 1939), aus dem man die väterliche Güte ein wenig herausbeten muß, aber es geht...




Und dann dieses schöne Mosaik des heiligen Erzengels Michael (ebenfalls von Bruder Radbod, 1939) - das hat was: 




(Quid ut Deus = Wer ist wie Gott - Übersetzung des hebräischen מיכאל - Mikha'el)

Nahe des nordwestlichen Portals befindet sich die Muttergotteskapelle mit einem Vesperbild aus dem 15. Jahrhundert, das "gut zu tun" hat. Es handelt sich bei der Figur um eine moderne Kopie; das Original befindet sich in der Klausur.


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