Kranenburg liegt am äußersten nordwestlichen Niederrhein, selbst von Kleve aus hinter dem (Reichs-) Wald, also eigentlich schon in den Niederlanden. Aber es ist eine - wenn auch durch den Zweiten Weltkrieg schwer in Mitleidenschaft gezogene - Stadt, die einen Besuch wert ist: wegen ihrer Geschichte, ihrer Kirche und eines Wunders - und mehrerer weiterer.
1280 hatte ein Christ die heilige Kommunion nicht wirklich empfangen sondern den Leib Christi in das Loch eines Baumes gelegt. Er beichtete das Sakrileg, aber die Hostie blieb im Baum. 1308 schaute man dann in dem Baum nach und barg die Figur des gekreuzigten Christus, der sofort anfing, Wunder zu wirken. Ein Wallfahrtsstrom setzte ein, das Kanonikerstift von Zyfflich (in der späteren "Franzosenzeit" übrigens das nördlichste Dorf Frankreichs) verlegte sich nach Kranenburg.
Das Stift wurde im Zuge der Säkularisation aufgehoben, einer der Kanoniker der erste Pfarrer der Pfarrei St. Peter und Paul. Bis heute wird dort die Kreuzwallfahrt gehalten.
Im religiös toleranten Herzogtum Kleve gibt es auch in katholischen Orten alte protestantische Kirchen.
Die religiöse Toleranz im Herzogtum Kleve war weltweit einzigartig: Der Herzog blieb trotz des 80jährigen Konfessionskrieges, der sich in unmittelbarer Nachbarschaft zu den entstehenden (modernen) Niederlanden und auch auf seinem Herrschaftsgebiet vollzog, tapfer katholisch, verfügte aber, daß jeder seinen Weg zum Himmel selber wählen und die Geistlichen der Konfessionen sich doch bitte gegenseitig nicht die Augen auskratzen sollten.
Da der Landesherr - obwohl katholisch geblieben - nun von den Protestanten auch als Kirchenoberhaupt angesehen wurde, war er für die Ordination derer Prediger zuständig. Diese Aufgabe übertrug er dem Propst des (katholischen!) Stiftes Kranenburg, so wurde mir jedenfalls von einem Kranenburger erzählt. Ach, das waren noch Zeiten...
Zur Stiftskirche:
Hochaltar:
Marienaltar im Nordschiff:
Vor dem Kreuzaltar im Südschiff ist zur Kreuzwoche der wundersame Corpus ausgestellt:
Engel an der Spitze des Kreuzaltars:
Außerhalb der Kreuzwoche ist der wundersame Corpus in diesem Tabernakel aufbewahrt:
Unterhalb des wundersamen Corpus befindet sich eine Reliquie des Kreuzes Christi.
Links vom Kreuzaltar:
Gewölbe über dem Kreuzaltar:
Die heilge Katharina im südlichen (Kreuz-) Seitenschiff:
Ebenda die heilige Barbara...
... und der heilige Rochus:
Im westlichen Mittelschiff der heilige Christophorus - Schutzpatron gegen einen jähen Tod:
Über dem Südportal die heiligen Kirchenpatrone Petrus und Paulus:
Angetan war ich von der Figur des heiligen Josef mit seinem göttlichen Pflegesohn. Man beachte die "Vokuhila"-Frisur, von der ich bis dahin gar nicht wußte, daß es sie schon in der Nazarenerzeit gab. ;-)
Im Nordschiff befinden sich aus der Zeit des Stiftes Evangelistenbilder (17. Jh. - Repliken von Hendrick ter Brugghen, Originale in Deventer), die es mit Caravaggio aufnehmen können.
Der Evangelist Markus:
Der Evangelist Markus:
Der Evangelist Johannes:
Die Kreuzwegstationen 1-6 und 9 stammen von Bruno Ehrlich - was für eine Intensität!
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