Sonntag, 11. Dezember 2022

Ede (Gelderland) St. Johannes Baptist - abgesetzte Prediger

Die Stadt Ede, einst ein Heidedorf am Rande der Veluwe, hat heute 120.000 Einwohner (einschließlich der zugehörigen Dörfer) und ist die flächenmäßig größte Gemeinde der Niederlande. 


In dieser Gegend hat der heilige Werenfried im 8. Jahrhundert das Evangelium verkündet und die Taufe gespendet. Dieser Gefährte des heiligen Willibrord könnte die Kirche von Ede gegründet haben.


1216 wird St. Johannes Baptist Ede (heute "Oude Kerk" genannt) erstmals urkundlich erwähnt, und zwar als Besitz des Domkapitels von Utrecht.


Es soll hier später, so erzählte mir ein Ortskundiger, ein Damenstift St. Barbara gegeben haben, dessen Äbtissin sich, wie auch der Dorfpastor, geweigert hat, zur Reformation abzufallen. Beide wurden von den Geusen abgeführt und das Dorf gezwungen, die "neue Lehre" zu übernehmen (keine Funde im Netz).


Geblieben ist die gotische Pfarrkirche St. Johannes Baptist, die calvinistisch "gereinigt" wurde.


Seite der Kirchengemeinde - Geschichte der Kirchengemeinde ab dem 19. Jh. - über die Kirche hier (nl.) und hier (dt.) - "Das reiche römische Leben in Ede"


Die ältesten (z. T. als ergrabene Fundamente) erhaltenen Teile der Kirche stammen von einer romanischen Saalkirche aus Tuffstein mit einem runden Chor an der Stelle, wo sich heute die Vierung befindet, und Turm. Diese Kirche wurde in der Zeit der Gotik mit Backsteinmauern erhöht; die romanische Apsis wurde durch einen gotischen Backsteinchor mit 5/8-Schluß ersetzt.


Im 14. Jahrhundert wurde das Schiff nach Westen verlängert und mit dem heutigen Turm abgeschlossen. 


1421 wurde sie in einem Krieg verwüstet. Beim der Wiederherstellung wurde der Chor durch ein Querhaus mit neuem Chor ersetzt. Damit war eine beachtliche Dorfkirche entstanden, die auf Reichtum und wachsende Bevölkerung schließen läßt.


Der Turm brannte 1635 nach einen Blitzeinschlag aus; die niederstürzende Turmspitze beschädigte das Kirchenschiff. Aus Geldmangel begann man erst 1643 mit dem Wiederaufbau. Die Gewölbe stammen aus dieser Zeit. Erst 1967 hat man die Kirche um das nördliche Seitenschiff ergänzt (unvollendet). 


Außen sieht es noch ganz katholisch aus...




... doch schon in der Turmhalle wird man vom kühlen Protestantismus empfangen...



... der sich auch im Inneren fortsetzt: keine Bilder, kein Mittelgang, kein Altar: 



Die ehemalige nördliche Außenwand des Schiffes seinen Fensteröffnungen, hinter der sich das Seitenschiff aus den 1960ern befindet:


Querhaus von Norden mit Kanzel und "Ambo". Das Südquerhaus heißt hier "Maanderhoek" (Bedeutung unklar), das Nordquerhaus "Dorperhoek" ("Dörflerecke"). Kanzel und das aus dem calvinistischen Kantorenpult entstandene "Ambo" befinden sich nun auf der Nordseite der Querhauses.


An der Kanzel (1674) befindet sich nicht nur eine Sanduhr (für die Länge der Predigt), sondern auch die Taufschale: 


Der Abendmahlstisch mit alten Bibel, die einst an den Plätzen der Hochgestellten zum Gottesdienst ausgelegt waren, war gerade zur Seite geräumt:


... ebenso das vermutlich noch aus katholischer Zeit stammende Taufbecken (14. Jh.?). Dahinter sieht man das "Doophek" (Taufzaun), das den einstigen "Dooptuin" (Taufgarten) einhegte, das inzwischen bedrohte "liturgische Zentrum" und "Alleinstellungsmerkmal" calvinistischer Kirchen. 



In dem seinem ursprünglichen Sinn entfremdeten Chor befinden sich Stühle und eine Elektroorgel:



Im Südquerhaus ("Maanderhoek") befinden sich drei Tafeln mit den Namen der Prediger, die seit der Reformation an der Kirche tätig waren. Zwei wurden ihres Amtes enthoben ("uit het Ambt ontzet"). Der 1946 eingeführte Prediger G. M. van Dieren soll sich aus Zwanghaftigkeit 20 Jahre lang geweigert haben, die spärlichen calvinistischen "Sakramente" zu spenden. (Kein "Abendmahl": O.K. Aber keine Taufe?) Da sah sich das Presbyterium gezwungen, ihn aus dem Amt zu entlassen.



Blick nach Westen zur Orgel:


Das in den 1960ern errichtete nördliche Seitenschiff mit der Konsistorienkammer im Westen:


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2 Kommentare:

OMPastorP hat gesagt…
Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.
OMPastorP hat gesagt…

OMPastorP hat gesagt...
Eigentlich ist es bereits die Überschrift, die mich stört, wenn ich diesen Blog aufmache. Hat Gott einen miesen Charakter. Etwas das zeigt, dass jemand davon ausgeht, dass das was hier in der Welt geschieht von Gott gemacht wird. Wird es aber nicht.

Als der Teufel Jesus in Versuchung führt, da führt er ihn auf einen hohen Berg, zeigt ihm alle Reiche der Welt und bietet ihm an, dies alles Jesus zu schenken, wenn er ihn anbeten würde.

Jesus widerspricht nicht, was das Eigentum betrifft, sondern nur darin, dass man Gott alleine dienen soll.

Die Welt gehört also dem Teufel. Und daher passiert hier auch nicht, was Gott will, sondern was der Teufel will. Denn: Die Welt wurde ihm übergeben.

freigeisterandmurcs.eu