Mittwoch, 20. August 2008

Urlaub an der Grenze


Eine knappe Woche habe ich Urlaub an der Ostgrenze gemacht - des karolingischen Reiches nämlich. Ich war an der Weser.

Quartier bezogen habe ich in Hameln, einer schönen Fachwerkstadt mit seinem lutherischen Münster St. Bonifatius. Stadt und Stift stehen mutigerweise auf der rechten und damit ostfälischen Weserseite.
Die Luft ist herrlich, man kann gut wandern, ordentlich und günstig essen und trinken.




























Dieses Bild aus der Hamelner Innenstadt sei dem geschätzten Leser zur frommen Andacht empfohlen. (In dem Ladenlokal befindet sich ein Esoterikgeschäft.)









Auf dem Weg mit dem Auto nach Corvey traf ich auf die ehemalige Benediktinerinnenkirche Kemnade. Ein in der Romanik modernisierter karolingischer Bau, die, wie alle anderen in der Gegend auch, protestantisch wurde und praktisch unverändert geblieben ist.










































Anschließend wollte ich in Holzminden einen Aperitiv in Form eines Hopfenkaltgetränks nehmen und stolperte auf dem Weg zum Biergarten über einen waschechten Raddampfer, der nach Höxter fuhr. Ich ging an Bord und genoß eine schöne zweistündige Flußschiffahrt, aß in Höxter zu Mittag und lief auf der ostfälischen Seite an Corvey vorbei den Fluß wieder hinab.


Da der Photoapparat im Auto geblieben und der Fußweg zur Abtei Corvey zu weit war, mußte ich am nächsten Tag mit den Auto nach Corvey fahren. Die Gründung dieser Reichsabtei erfolgte auf Anregung Karls des Großen durch dessen Sohn Ludwig den Frommen. Die Anlage ist im wesentlichen erhalten, nur barockisiert. Leider war die Kirche so baufällig, daß auch sie einem barocken Neubau weichen mußte. Immerhin steht noch das karolingische Westwerk, oder besser: die Kaiserkirche, in der der Kaiser vom Abt empfangen wurde (Untergeschoß), der Messe beiwohnte (Mittelgeschoß) und zu Gericht saß (Obergeschoß). 1200 Jahre alt - unglaublich!





















































Aber auch die zur Zeit lutherische Kirche St. Kiliani Höxter (zu dem Corvey kommunal gehört) ist einen Blick wert.























Einige Klöster der Gegend haben sich der Reformation angeschlossen und dennoch als Kloster überlebt - in verschiedenen Formen:




Am ehemaligen Zisterzienserkloster Amelungsborn ist eine Gemeinschaft unter einem Abt ansässig, die sich dort regelmäßig zum Beten trifft, aber nicht monastisch lebt. Mutterkloster von Amelungsborn ist Kloster Kamp, "schönste Tochter" die Abtei Doberan.
























Bemerkenswerter ist da das Stift Fischbeck, das bis heute ein freiweltliches Damenstift unter einer Äbtissin ist. Eine wunderbare romanische Anlage.
































Der Reichsadler des wilhelminischen Reiches an der Holzdecke - so sind die Protestanten eben:











Auf dem Rückweg bin ich über Schloß Bückeburg gefahren, Sitz des Fürsten zu Schaumburg-Lippe, also so richtig spaßfrei reformiert, was man der Schloßanlage aber nur bedingt anmerkt.











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Mittwoch, 23. Juli 2008

Entdeckungen in Neufünfland

Beim Besuch unseres Ferienlagers auf Burg Lohra in Thüringen habe ich zwei Sakralbauten entdeckt. Wer dort vorbeikommt (A38/B80), sollte unbedingt anhalten. Das Finden ist etwas schwierig. Es gibt keine Wegweiser. Der Baedeker "Deutschland" (Jubiläumsausgabe) kennt die beiden Kirchen nicht.

Zunächst ist da die Kapelle der Burg Lohra, Man findet sie, indem man die B80, von Westen kommend, an der ersten Kreuzung hinter Niedergebra nach rechts in Richtung Friedrichslohra verläßt, den Berg hinauffährt und oben, wo die geteerte Straße nach rechts führt, links in den Schotterweg einbiegt. Wenn man meint, falsch zu sein, ist es richtig. Immer weiter fahren, bis rechts zwei Gruppenhäuser kommen, dort links parken und links den Weg nehmen, der zur Burg führt.










Betritt man die Doppelkapelle aus dem 12. Jahrhundert, kommt man zuerst in einen kleinen Narthex. Rechts öffnet sich die dreischiffige Unterkapelle (für die Knappen und Mägde).


Schön skulptierte Säulen und Kapitelle prägen diesen kraftvollen Raum. Im Chorraum steht leider kein Altar mehr. Die Bögen werden durch hölzerne Stützkonstruktionen gesichert, was den Raum noch eigentümlicher wirken läßt. In der Mitte der Decke befindet sich eine große rechteckige Öffnung, die den Kontakt zur Oberkapelle herstellt. 





Die Oberkapelle (für die Ritter und Herren) ist ein schlichter, einschiffiger Raum. Im Chor steht ein echter gotischer Altar mit lutherischem Rennaissance-Retabel. Auch Kanzel, Orgel- (bzw. Harmoniums-) Bühne und Kirchenmänke sind aus dieser Zeit. Ein Taufbecken (!) ist in der Mitte auf einem umfunktionierten Säulenfuß und -kapitell aufgestellt.




Die Burg - und die Kapelle - ist im Eigentum des Vereins "Offene Häuser", der schon in der DDR-Zeit entstanden ist und das Ziel hatte, aufgelassene Sakralräume zu erhalten und als ideologiefreie Räume wieder zu eröffnen.


Fährt man zurück Richtung Bundesstraße, biegt man hinter Friedrichslohra (vor der B80) rechts ab Richtung Großwenden. Man folgt der Straße bis Münchenlohra, wo eine wunderbare kleine romanische Pfeilerbasilika aus dem 12. Jahrhundert steht. Anders, als der Ortsname es vermuten läßt, gab es hier ein Frauenkloster. Die Nonnenempore ist bis heute erhalten. Nach der Reformation wurde die Kirche verlassen und verfiel. Im 19. Jh. wurde sie wieder hergestellt. Die Zurück-zur Natur-Welle führte in den 1950ern zur Entfernung der historistischen Malerei.

Außen ist der Bau elegant. Über den Seitenschiffen ist ein sichtbares Strebewerk angebracht - für die Romanik extrem selten. Ein sächsischer Westriegel wird von zwei Treppentürmen flankiert. Die Kirche ist eine dreischiffige Basilika mit Querhaus und drei Ostapsiden.









Der Raum ist wunderbar, hat eine gute Akustik und wird gekrönt von einem gotischen Altar aus einer nicht mehr existierenden Kirche in der Altmark.

Westkrypta:






Etwas merkwürdig ist die Nutzung der Apsis im nördlichen Querschiff. Wo einst ein Altar stand, hat man einen Haufen Steine aufgeschichtet und eine Kniebank davor gestellt. Es sieht so aus, als ob man jetzt die Steine anbeten soll...



  





Die Türen sind offen, man kann auf den Nonnenchor und in die Glockenstube, wo eine Schilling- und eine gotische Glocke hängen.




Ein Abstecher lohnt sich unbedingt.

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Dienstag, 13. Mai 2008

Westfälischer Karneval

Ker, wat haben wir gelacht.
Zweimal fast.

Und einmal gar nicht.