Montag, 30. Oktober 2023

Lübeck: St. Marien


Die stolze und mit zwei Türmen versehene Hauptpfarrkirche von Lübeck ist St. Marien (1250-1350; weitere Informationen hier und hier):


Blick vom "Schrangen" auf den Chor:



Die Marienkapelle im Chorscheitel grenzt äußerst knapp an die weltliche Bebauung rechts:


Man tritt durch das Südportal ein...


... und sieht, daß der Bau eine bewegte Geschichte hat. Hier erkennt das geübte Auge drei Bauphasen, ... 


... die anhand dieser Modelle in einer Seitenkapelle deutlich werden: 


Die Kirche ist nach einem Luftangriff 1942 ausgebrannt. Der Bau ist wieder hergestellt, aber die einst reiche Ausstattung ist weitgehend verloren. 

Vorherrschend war dabei eine puristische und unhistorische Sicht der gotischen Raumwirkung, die als durch die Zerstörung „wieder auf das wesentliche, die reine Form zurückgeführt worden“ sei. Die Neukonzeption sollte zugleich der (damaligen) Doppelaufgabe der Marienkirche als Bischofs- und Gemeindekirche gerecht werden. 

Die Umgestaltung des Innenraums nach Bonivers Entwurf wurde 1958/1959 durchgeführt, dabei wurden wegen des Einbaus einer Fußbodenheizung unter einen neuen Ziegelfußboden die noch vorhandenen Grabplatten aus Gotland-Kalkstein aufgenommen und zur Erhöhung des Chorraums verwendet. Der nördliche Rest des steinernen Lettner-Unterbaus wurde abgebrochen. Der Chorraum wurde durch drei Meter hohe weißgekalkte Mauern vom Chorumgang abgetrennt. An die Stelle des Fredenhagenaltars traten ein schlichter Altarblock aus Muschelkalk und ein vom Gurtbogen herabhängendes Kruzifix von Gerhard Marcks. Am 20. Dezember 1959 fand die Einweihung des neugestalteten Chorraums statt. (Quelle)


Blick von Westen...


... auf den modernen "Abendmahlsaltar" (Heinz Herber 1984) und das provisorische (?) Lettnergerüst (insgesamt wirkt die moderne Innenausstattung "schrottig"):




Man weiß in Lübeck immerhin noch, die Mühlsteinkragen der Pastoren (eigentlich spanische Mode des 16. Jh.) zu bügeln:


Der nach dem Zweiten Weltkrieg neu eingerichtete Hochchor, auf dem merkwürdigerweise gerade acht Kerzen standen (hier stand bis zur Zerstörung der barocke Fredenhagen-Altar, den man "bewußt" nicht wieder aufgebaut hat):


Blick nach Westen zur (derzeitigen) Orgel (einst Wirkungsort von Dietrich Buxtehude und "Wallfahrtsziel" Johann Sebastian Bachs):


In einer Chorkranzkapelle (für eine Pfarrkirche bemerkenswert) zeigt sich die erwähnte aktuelle Neigung zu einer "schrottigen" Ästhetik:


Blick ins Chorgewölbe:


Passionsreliefs des münsterschen "Beldensnyders" Heinrich Brabender im Chorumgang:





Diese Brille ist übrigens original.


Blick vom Westende ins südliche Seitenschiff:




Davor (im südlichen Seitenschiff) ein schönes spätgotisches Ensemble:


Der hl. Nothelfer Christophorus am südlichen Pfeiler des Chorbogens:


Der berühmte "Lübecker Totentanzin der Antoniuskapelle (Bernd Notke 1463, 1701 erneuert) ist 1942 ein Raub der Zerstörung geworden. Fenster von Alfred Mahlau (1956/57) und Markus Lüpertz (2002) erinnern daran. 

Eine Kopie des Totentanzes in der Nikolaikirche von Reval/Tallinn (dieser wiederum eine Kopie des lübschen), befindet sich seit Mitte der 1980er Jahre wieder in St. Marien:



Die 1942 zerstörte astronomische Uhr (1561-65) an der Ostwand der Antoniuskapelle ist 1960-67 vereinfacht rekonstruiert worden:



Reste des nicht wiederaufgebauten Fredenhagen-Altars in der nördlichen Chorkapelle:



Weiter nach St. Jakobi

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