Freitag, 26. Juli 2019

St. Peter-Kapelle Übach-Palenberg


Nahe bei Aachen, in der Stadt Übach-Palenberg, liegt die Kapelle St. Peter, die der örtlichen Pfarrei den Namen gibt. Sie liegt näherhin im Ortsteil Palenberg und wird im Volksmund Karlskapelle genannt. Dieser Name weist auf Kaiser Karl den Großen, dessen Lieblingspfalz und Grab sich im nahen Aachen befindet. Bevor er sich ins Grab setzen ließ (er wollte post mortem gerne weiterthronen), hat er vermutlich auch in dieser Gegend der Jagd gefrönt und, so die Annahme der Historiker, hier eine Jagdkapelle errichtet. Genau genommen war er damals ja noch kein Römischer Kaiser, sondern "nur" König des Frankenreichs, denn die Kaiserkrönung fand an Weihnachten 800 statt, und da stand hier in Palenberg vielleicht schon eine erste Kapelle aus Holz, deren Reste ergraben worden sind. Laut städtischer Auskunftstafel befanden sich hier sogar seit dem 7. Jahrhundert ein Gräberfeld und eine Holzpfostenkapelle.

Steigt man, vom Rhein her kommend, in Übach-Palenberg aus dem Zug, empfängt den Besucher das, was er auf dem Weg schon "genießen" durfte: die typische Häßlichkeit nordwestdeutschen Städtebaus der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Palenberg selbst scheint in seiner heutigen Gestalt im Wesentlichen erst nach dem Krieg entstanden zu sein. Der Ort ist aber viel älter, wurde 867 erstmals urkundlich erwähnt, und es wurden sogar spätrömische Gräber germanischer Söldner von 400-485 ergraben.


Die zugänglichen Informationen über die heutige St. Peters-Kapelle weichen voneinander ab: Die Denkmalbehörde datiert sie auf das 10. Jahrhundert mit Anbauten aus der frühen Neuzeit. Eine Auskunftstafel bei der Kapelle teilt mit, daß der Bau auf einen hölzernen Vorgänger aus dem 7. Jahrhundert (damit vorkarolingisch) und im Kern seiner heutigen Gestalt auf das 11. Jahrhundert zurückgehe. "Das Mauerwerk", so auf der Tafel zu lesen, "besteht aus den verschiedenen Baustoffen eines knappen Jahrtausends: Lesesteinen, Flußkieseln, Bruchsteinen, Zementverputz und neuzeitlichem Flickmörtel."

"Im 12. Jahrhundert", so der Text weiter, wurde das Kirchenschiff "durch ein südliches Seitenschiff erweitert. Auf Initiative des Kirchenmeisters Hermann von Mirbach (das sind Zusammenhänge! - d. Verf.) wurde in den Jahren 1650 bis 1653 die nördliche Vorhalle angebaut. Der heutige West- und Südgiebel wurde mit Ziegelsteinen gedeckt. In diesem Zuge wurde auch die Dachkonstruktion verändert (wie man im Inneren an den Balken im Westen sehen kann - d. Verf.). In den unsicheren Zeiten des 17. Jahrhunderts (u.a. Dreißigjähriger Krieg) (der war 1648 vorbei - d. Verf.) dienten diese Anbauten Wachmannschaften als Unterkunft und Ausblick über das freie Tal der Wurm."

Die Kapelle von Südwesten aus gesehen:


Von Süden:


Südseite des Chores mit Hagioskop (links) und Sakrarium (unten).




Grabsteine auf der Westseite der Kapelle:



Kommt man durch das Portal in den nördlichen Anbau, wird man von einem "gemütlichen" Herd empfangen. Hier haben sich die oben erwähnten Wachen im 17. Jahrhundert gewärmt. Aber auch heute noch scheint er in Betrieb zu sein.


Dieses Reiterstandbild stellt nicht den heiligen Martin dar, was in dieser Gegend ja durchaus erwartbar wäre, sondern den heiligen Kaiser Karl, Gründer der Kapelle.


Tauf- oder (wohl eher) Weihwasserbecken unbekannten Datums, aber erz-archaisch:


Blick vom nördlichen (Portal-) Anbau in den Westteil der Kapelle samt Südschiff:


Blick zum Altar. Die letzte Renovierung scheint noch nicht lange her zu sein. Auf dem nächsten Bild sieht man den vorigen Zustand, vor dessen 1960er-Archaik man (wohlig?) erschaudert. Man hatte den alten Barockaltar wohl noch auf dem Dachboden...




Frühromanische Inschrift am Chorbogen:


Südliche Chorwand (ist das Kapitell sogar noch römischen Ursprungs?):



Apsisbogen:

Blick nach Westen. Die Decke könnte man gerne mal "rekarolingisieren"...


Boden- (Grab-?) Platte im Westen:


Südwand, Arkaden zum Seitenschiff:




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