Mittwoch, 18. August 2021

Lensahn St. Katharinen


St. Katharinen Lensahn ist für Ostholstein keine besondere, sondern eine typische Kirche: In einem wendischen (slawischen) Ort („Lezane“) im 13. Jahrhundert erbaut, steht sie heute mit ursprünglicher Ausstattung noch da. Auch hier bewahrheitet sich: Wer wissen will, wie spätmittelalterliche Kirchen ausgesehen haben, schaue sich eine lutherische in Norddeutschland an. Natürlich gibt es spätere Veränderungen. Entscheidend sind da die Kirchenbänke, die es früher nicht gab. Aber immerhin… und so charmant!


Die Lensahner Kirche ist durch die Schauenburger Landesherren um 1254 auf einem Hügel errichtet worden. Ob es hier zuvor ein heidnisches Heiligtum der Wagrier gab, ist mir nicht bekannt. (Geschichte der Kirche)



Der Lutheraner neigt zu Staatstreue. Das Ehrenmal für den „unvergeßlichen Landesherrn Nikolaus Friedrich Peter Großherzog von Oldenburg“ vor der Kirche:



Der Turm ist erst 1464 durch den Lübecker Maurermeister Ludeke Vromen im Auftrag von Mathias von Ratlow (Lensahn) und Bernd von Qualen (Koselau) erbaut worden. Danach gab es Ärger, denn der Turm war zu klein geraten. Bemerkenswert sind die südlichen Glockenfenster ohne Schallamellen (vorletztes Bild); nach Westen und Norden sind sie verschlossen. 



Auch dies typisch: Das Fundament ist aus Feldsteinen (unter dem Chor aufwendig behauen), die Mauern und Gewölbe sind aus Backstein.




Turmhalle mit Triumphkreuz (um 1500):





Im Turm steht die 1966 gesprungene Paulusglocke von 1670. Ihre Schwester, die Petrusglocke von 1622, tut bis heute ihren Dienst mit zwei weiteren Glocken.



Dieses Schild befand sich früher am Ortseingang. Man beachte die Gottesdienstordnung.



Das um 1300 eingezogene Gewölbe ist 1640 eingestürzt und 1933/34 wiederhergestellt worden.



Altarretabel (Lübeck? um 1430)



Der Altar selbst, zumindest die Mensa, ist noch original. Das Retabel stand einst auf der Mensa, wie man an der Anordnung der Weihekreuze erkennen kann. Da es hier keine Steinbrüche gibt, wird die Anschaffung dieses großen Steins erhebliche Kosten verursacht haben. Man beachte auch den Boden, der noch mittelalterlich sein könnte.



Die Altarflügel wurden 1641 in Öl übermalt. Aus dieser Zeit stammt auch die typisch lutherische Predella mit einer Abendmahlsdarstellung. 1907-09 wurde das Retabel restauriert. Dabei entstanden die Brustbilder Christi und der Apostel.




Die Chorfenster (übrigens auch die beiden in der Sakristei) von 1933/34 sind von der Flensburger Künstlerin Ina Hoßfeld entworfen.




Epitaph des Herrn von Lensahn Sievert Ratlow und seiner Frau Hedwig im Chor.



Blick nach Westen mit der Orgel von Eule, Bautzen (2000).



Allein das ist ein „Sensatiönchen“: gotländischer Taufstein um 1250 oder (nach anderer Quelle) 1200.



Kanzel (um 1740) im französischen Régence-Stil, gestiftet von Dietrich von Levetzov auf Petershof für die Erlaubnis, an der Kirche eine Gruftkapelle zu errichten.



1933/34 wieder freigelegtes gotisches Maßwerkfenster (um 1300). Was ging, hat man aus Backstein gefertigt.



Ein Schmankerl zum Schluß: Dem allgemeinen Bedürfnis folgend, in Kirchen eine Kerze zu entzünden, hat man einen Opferkerzenständer angeschafft. Das dabei zu verehrende Votivbild ist der Liedanzeiger. ;-)




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