Freitag, 22. März 2019

Remagen - SS. Peter und Paul und St. Apollinaris


Remagen hat eine Geschichte, die bis zu den Kelten reicht. Der Ort war dann Römerkastell. Die Pfarrkirche SS. Peter und Paul liegt innerhalb der römischen Mauern, könnte also römischen Ursprungs sein. 

Hier ein Blick vom Apollinarisberg auf die Pfarrkirche. Die alte Kirche von 1246, heute Taufkapelle, steht rechts, links von deren Turm der neuromanische Erweiterungsbau von 1900-1904. Dessen Architekt war Caspar Clemens Pickel.






Die Südwand der alten Kirche mit neoromanischen "Hauptportalen" für die neue, nach Norden liegende Kirche:



Apsis der alten Kirche:



Gebetsinschrift außen am Chor der alten Kirche:



Merke: Vierungstürme machen sich immer gut.




Der Zugang zur neuen Kirche (Werktagseingang) befindet sich in einem ummauerten Hof. Stadtseitig ist hier das romanische "Pfarrhoftor" zu finden (um 1150-1200?), dessen Rahmen mit einem rätselhaften Bildprogramm versehen ist. Der Ursprung von Tor und Reliefs sind ungeklärt und könnten in der alten Klosteranlage auf dem Apollinarisberg liegen, auf den wir später zur sprechen kommen. In den Reliefs verschmelzen spätantike, heidnisch-germanische und christliche Symbole. Im Bogenlauf werden die Hauptlaster dargestellt, der Türsturz des kleinen Pförtchens bildet Alexanders Greifenfahrt (Bild für den Hochmut) ab. 




Der Mann mit Doppelfischschwanz soll (ebenfalls?) für Hoffahrt/Hochmut stehen:






Der neoromanische Teil ist schon o.k., reißt einen aber auch nicht vom Hocker.




Geld für teure Kapitelle und Säulen war vorhanden.






In der Sakramentenpastoral ist offenkundig noch Luft nach oben... Und die alte Kirche, heute Taufkapelle, war nicht zugänglich.




Auf dem Weg von der Pfarrkirche zur "Strandpromenade" (die sich lohnt, weil hier keine Autostraße stört und man am Rhein sitzen und etwas zu sich nehmen kann), fallen Straßenschilder in lateinischer Sprache auf. So heißt hier der alte römische Cardo, also die Durchfahrtsstraße von Rom nach England, "Via principalis" (=Hauptstraße). Passend zu diesen Straßennamen hat ein Wirt sein Lokal benannt: 





Blick in den ummauerten Kirchplatz von St. Peter und Paul:



Aber eigentlich fährt man ja wegen der Apollinariskirche nach Remagen. Diese neugotische Torte von Zwirner hat eine lange Vorgeschichte: Seit dem 6. (oder 9.) Jahrhundert soll hier eine Martinskapelle gestanden haben. Nach 1110 errichtete die Benediktinerabtei St. Michael Siegburg hier eine kleine Kirche mit dreischiffiger Krypta. 1139 begann man mit einem Konventsgebäude (Kloster). Die Kirche wurde 1838, das Kloster 1965 abgerissen. (!!!) Bis heute lebt dort - im wenig charmanten Neubau - eine geistliche Gemeinschaft.

1164 überführte der Kölner Erzbischof und Reichskanzer Reinald von Dasselaus Mailand kommend und mit den Gebeinen der Heiligen Drei Könige im Gepäck, die Reliquien des Bischofs Apollinaris aus Raben=Ravenna hierher. Der Legende nach hat das Schiff hier von selbst angehalten, was als göttliches Zeichen dafür gedeutet wurde, daß es St. Apollinaris  beliebte, nunmehr hier beigesetzt zu werden.

Der Leib des Heiligen befindet sich seit 1383 in Düsseldorf; St. Apollinaris ist dort Stadtpatron. Sein Haupt verblieb in Remagen, wurde aber 1793 zum Schutz vor den Franzosen auf die rechte Rheinseite in die Mutterabtei Michaelsberg und von dort nach Düsseldorf gebracht. 1826 kam es zurück nach Remagen. Dieses Ereignis war der Auslöser für den Neubau der Kirche.

Die neugotische Kirche hat eigentlich nicht so ganz viel mit Gotik zu tun, denn sie hat kaum Fenster (gotisch müßte man eigentlich von Lichtwänden sprechen). Zwirner brauchte Wandflächen für die Malerei, die Johann Gottfried Schadow ausführte. Sie beschreiben weitgehend das Leben des heiligen Apollinaris.




Der aufmerksame Betrachter ahnt richtig, daß die Turmhauben nur eine steinerne Hülle sind; tragend ist eine Gußeisenkonstruktion.




















In der Mitte der kreuzförmigen Kirche befindet sich der Eingang zur Krypta mit dem alten gotischen Sarkophag des heiligen Apollinaris. Die Krypta ist nur durch eine Glasscheibe zu sehen.










Die Kirche ist im Besitz der Familie von Fürstenberg-Stammheim. Diese ließ 1884 auf dem Gelände der Kirche eine Gruft anlegen. (Bei diesem steilen Abstieg möchte man sich lieber nicht vorstellen, was bei einer Beisetzung im Sarg passiert...)



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