Dienstag, 26. März 2019

Sinzig, St. Peter


Sinzig, eine Barbarossastadt, liegt bei der Mündung der Ahr in den Rhein, in der Goldenen Meile, einem fruchtbaren Gebiet. Hier siedeln seit der Steinzeit Menschen. Nachdem sich hier ansässige Kelten unter dem Eburonenkönig Ambiorix gegen die Römer erhoben hatten und von diesen unter Gaius Julius Caesar geschlagen und vernichtet worden waren, erlaubten die Römer germanischen Ubiern - alternativ hier ;-) - von der rechten Rheinseite (Westerwald), hier zu siedeln. So entstand der römisch geprägte Ort Sentiacum = Sinzig. 

Dieser Völkermord, der die Ubier an die linke Rheinseite führte, ist übrigens auch Ursache für die Gründung des oppidums Ara (später: Colonia) Agrippina... Die Ubier kungelten offenbar damals schon erfolgreicher als die unbeugsamen Kelten.

Die Franken errichteten in Sentiacum eine Königspfalz. Erstmals wird die Kirche St. Peter (Vorgängerbau) 855 in einer Schenkungsurkunde König Lothars I. erwähnt, denn nach der (übrigens in St. Kastor Koblenz ausgehandelten und in Verdun besiegelten) Reichsteilung unter den Enkeln Karls des Großen fiel Sinzig an das Mittelreich Loth(a)ringen. 870 kam es zum Ostreich ("Deutschland") und ging nach dem Niedergang der fränkischen Dynastie in das Reichsgut der deutschen Könige und Kaiser über.

In der nunmehrigen Kaiserpfalz Sinzig hielt der später Kaiser Friedrich I., "Barbarossa" = Rotbart genannt, viermal Hof. In dieser Zeit entstand der heutige Bau der Pfarrkirche St. Peter.

2017 gab es die Aktion, bei der die Statue Kaiser Friedrichs I. Barbarossa mehrfach reproduziert wurde. Die Nachbildungen wurden individuell bemalt und an verschiedenen Orten in der Stadt aufgestellt, hier vor dem Rathaus.






Nun aber zur Pfarrkirche St. Peter (auch hier). Dreischiffige Pfeileremporenbasilika im besten Rheinischer Übergangsstil (Spätromanik):




Liebe Nichtrheinländer, nicht erschrecken: die so unromanisch wirkenden fächerförmigen Fenster im Obergaden sind für den Rheinischen Übergangsstil ganz normal. Darunter erkennt man gut die voll ausgebaute Empore.




Nördlicher Seitenchor (Sakramentskapelle - unten ein Bild von innen):



Leider wurde die Kirche in den 1960er Jahren innen entstellend renoviert und die Wandmalereien auf den Flächen vollständig abgedeckt (wollen wir mal hoffen!). Die nachkriegs-depressiven Sühnefenster im Hochchor machen diesen zum dunkelsten Ort. Das Ergebnis: eigentlich eine schöne Kirche, aber sie nimmt den Besucher nicht so recht für sich ein.


Einige schöne Détails und architektonische Leckerbissen:









Offenbar hat man bei einer Renovierung den romanischen Hochaltar in die Vierung gesetzt.



Sankramentskapelle (nördlicher Seitenchor) von innen (oben ein Bild von außen). Typisch für die Innenausstattung: Gute Architektur, dennoch bedrückende Wirkung - und das trotz symmetrisch angeordneter Altarausstattung.



Die 1972 von Walker im historischen Gehäuse der romantischen Vorgängerin erbaute Orgel ist von Klais renoviert worden. Ich hörte, das sei gut gelungen.



Erkennbar kölnisch ist die Madonna von 1340:


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