Montag, 17. Dezember 2007

GAUDENS GAUDEBO

Am 15. Dezember, dem Oktavtag der Unbefleckten Empfängnis, wurde in St. Johannes Venne wieder die Alte Messe gefeiert. Sie begann mit dem Introitus "Gaudens gaudebo" (Von Herzen will ich mich freuen über den Herrn).
Nach dem Motu proprio konnte erstmals ein Hochamt mit Weihrauch stattfinden. Es wären vier Meßdiener da gewesen; einer hat wegen des kleinen Chorraums auf das Ministrieren verzichtet und stattdessen Photos gemacht, von denen einige hier zu sehen sind.

Nun soll man ja Seelsorge und nicht Zählsorge betreiben. Dennoch ist die Statistik erfreulich. Es waren insgesamt 27 Gläubige da, davon 7 unter 20 Jahren. Das mag ein wenig daran gelegen haben, daß der Zelebrant einige Meßdiener aus seiner Pfarrei angesprochen hatte und ihn "gerade passend" zwei aus seiner Kaplansgemeinde besuchten... Diese fremdelten jedenfalls nicht allzusehr, so daß hier durchaus auf ordooriginalen "Nachwuchs" zu rechnen ist. Ein "gutbürgerliches" Ehepaar mittleren Alters, das erstmals zur Alten Messe in die Venne gekommen war, erkundigte sich nach weiteren Terminen...



Also: Gaudens gaudebo in Domino - Gaudete!

Ein Teilnehmer schrieb:

... ein paar Gedanken und "Gefühle" zur hl. Messe in der Venne. Zwei Dinge sind mir besonders positiv aufgefallen:

N. und ich kamen ja dank der guten Bahn etwas spät - und wurden in der Kirche wie in der Sakristei mit strahlenden Gesichtern empfangen! Ich glaube das lag weniger am "Sympathiefaktor" sondern an der Freude darüber, jemand zu treffen, der das Gleiche will, nämlich sich an Gott zu erfreuen. Gleichgesinnte eben. Diesmal aber ohne den Blick "von oben nach unten" (ob der denn wohl diesmal alles richtig macht?) sondern einfach nur die gefühlte Freude darüber, dass noch zwei Mitbeter angekommen sind. Schon fast ein bißchen zuhause....

Zweitens, und das hat mir beim ersten Mal schon sehr gut gefallen: das relativ laut gesprochene Stufengebet. Das ist in mehrfacher Hinsicht von hoher Symbolkraft: Der Priester und seine Assistenz ziehen durch die Gemeinde zum Altar hin und nehmen sie stellvertretend mit ins Heiligtum. Doch man läuft nicht einfach so herein sondern hält inne. Ein erstes Kyrie gewissermaßen. Lautes Gebet vermeidet die Eile! Und so ist auch diesmal die hl. Messe von Beginn bis Ende in einen immer ruhiger werdenden Fluß gekommen - kein Wunder, dass auch diesmal jedes Zeitgefühl verloren ging! Außerdem hat sich das Gemisch aus Stufengebet und Introitus zu einem gemeinsamen Gebet verselbstständigt, dass einem in solcher Dichte nur selten geschenkt wird. (...) Ich glaube, solch eine dichte Atmosphäre verleitet eher dazu, später zuhause nochmal im Schott die entsprechenden Texte nachzulesen, als wenn man sie in ausschweifenden Predigten mundgerecht vorgekaut bekommt. Es wundert mich also nicht, wenn da nach weiteren Terminen gefragt wird. Eine Erfüllung der Rubriken geschieht offensichtlich auch dann, wenn jeder Beteiligte das Bestmögliche zum Herrn hin tut und nicht nur dann, wenn es um bloße Gesetzestreue geht. (...)

Gemein haben wir alle eins: etwas besonderes zu wollen und zu tun. Und das ganz Besondere und Außergewöhnliche ist es vielleicht, was auch die Jugend (hoffentlich auch zukünftig!) in die Venne führt. Schön kann sie sein, die Arbeit im Weinberg des Herrn. Venite adoremus!

Donnerstag, 22. November 2007

Verwirrung

Werktagsmesse in einer Stadt in Thüringen. Ca. 20 Meßbesucher (alle alt), darunter drei Ordensschwestern, die den Küster-, Lektoren-, Vorbeter- und Liedanzeigerdienst übernehmen.

Die Messe ist, wie fast immer in der ehemaligen DDR, rite et recte. Der Priester wirkt müde, hat eine Elefant-im-Porzellanladen-Gestik. Aber ich denke, er ist wohl noch in DDR-Zeiten katholisch sozialisiert und vielleicht auch noch geweiht worden, und zolle ihm innerlich Respekt.

Die Fürbitten werden von einer Schwester aus der Bank heraus gesprochen - zum Volk hin gewendet! Ich frage mich: Wenn sie mit Christus spricht (so war es in diesem Fall), warum kehrt sie Altar, Kreuz und Tabernakel den Rücken? Ich denke, es wird wohl an der ungünstigen Akustik liegen, die ich allerdings in dem kleinen Kirchlein bis dahin nicht bemerkt hatte. Man will wahrscheinlich, daß das Volk versteht.

Nach der Messe betet dieselbe Schwester den Angelus vor, diesmal nicht zum Volk, sondern - zum links in einer Seitenkapelle stehenden Tabernakel. Man versteht übrigens jedes Wort. Im Chorraum steht ein gotisches Retabel mit Maria als Mittelfigur. Ich frage mich: Warum betet sie nun zu Christus, wenn sie Maria anspricht? Daß man sich zum "Und das Wort ist Fleisch geworden" zum Tabernakel verneigt oder eine Kniebeuge macht - natürlich! Aber das "Gegrüßet seist du, Maria" zum Tabernakel?

Haben wir den völlig die Richtung verloren?
Oder bin ich zu sensibel?

Dienstag, 13. November 2007

Von Priester zu Priester

Folgenden Brief habe ich an einen älteren Mitbruder geschrieben. Dieser hatte mich ob meines Engagements für die Alte Messe kritisiert. 


Lieber N.! 


Danke für Deinen kritischen Brief. Ich schätze Dich als Mitbruder und Mensch sehr, und daher ist mir Deine Meinung wichtig. Heute beim Konveniat hatten wir keine Gelegenheit, darüber zu sprechen. Ich will Dein Angebot zum Gespräch gerne annehmen, aber vielleicht ist es auch gut, Dir zuvor schriftlich zu antworten. 


Das Blatt, das Du in der Sakristei gelesen hast, ist nicht für die Allgemeinheit bestimmt. Ich habe es vielmehr für Meßdiener verfaßt, die einen besonderen Sinn für Liturgie haben und Interesse bekunden, auch einmal die „Alte Messe“ zu erleben. Es geht also um ein Neugierigmachen – mehr nicht. Daher mögest Du mir diesen liturgiehistorischen „Holzschnitt“ nachsehen. 


Natürlich habe auch ich Jungmann studiert – ich war selig, als ich sein Missarum Solemnia von N.N. erbte. Mir sind die verschiedenen Ritenfamilien bekannt, und ich weiß auch, daß der zweite Kanon auf Hippolyth zurückgeht – allerdings ist er an nicht unwichtigen Stellen verändert, was uns die Orthodoxen übrigens übelnehmen. 


 Ich vermute aber, daß es bei der durch das Motu Proprio Summorum Pontificium ausgelösten Diskussion über die Alte Messe, von der dieser unser Briefwechsel ein Teil ist, weniger um solch liturgiehistorischen Einschätzungen geht. Der eigentliche Punkt ist vermutlich ein anderer. Mir scheint, daß es vor allem die älteren Mitbrüder, also die Erlebnisgeneration der Reform, irritiert, wenn jüngere Priester ein Interesse oder sogar eine Liebe zur alten Messe entwickeln. 


Das ist verständlich, denn es wirkt wie ein Gegensatz zu dem, was sie selbst als junge Priester erlebt und durchgesetzt haben. Wenn ich und andere jüngere Priester und Gläubige die Alte Messe feiern und darin auch einen Weg der Seelsorge sehen, geht es uns bestimmt nicht um ein Wiederherstellen des Zustandes vor der Reform, denn diesen kennen wir Jüngeren ja gar nicht. Das Ergebnis der von Eurer Generation als Befreiung erlebten Veränderungen haben wir ja von Kindheit auf als das einzig Normale erlebt. 


Die „Alte Messe“ habe ich erstmals besucht, als ich schon im Studium war, und das war für mich auch nicht besonders attraktiv. Es geht um etwas anderes. Die „neue Sehnsucht nach der alten Messe“ gibt es ja vor allem bei jüngeren Menschen, solchen, die nach der Reform großgeworden sind. Wenn Papst Benedikt über die Liturgiereform schreibt: „Man brach das alte Gebäude ab und baute ein anderes.“ (Aus meinem Leben, DVA 1997, S.173), dann werden ich und andere „nachreformatorische“ Menschen neugierig und fragen nach dem „alten Gebäude“, von dem man vermutet, daß es in irgend einer Weise ursprünglicher, „originaler“ gewesen sein muß. Übrigens ist es dieser Satz, der mich zu dem von Dir kritisierten „Werbetext“ inspiriert hat. 


Sicher war manches an der Liturgie, so wie Eure Generation sie bis in die 1960er Jahre erlebt hat, „suboptimal“, aber diese Mißstände haben wir Jüngeren doch gar nicht kennengelernt. Es sind nicht unsere Probleme. Und bei der Beschäftigung mit der Alten Messe ist – von ihrer Vielschichtigkeit und Weisheit abgesehen – vor allem ihr Alter faszinierend und ihre „Ungemachtheit“. Damit meine ich nicht, daß hier keine Menschen am Werk gewesen wären, aber es waren eben lange geistliche Erfahrungsprozesse, Wachstum und Reinigung im Geist der Gesamtkirche. 


Das neue Meßbuch ist von Kardinal Annibale Bugnini und seiner Kommission entworfen, und das ist – wie ebenfalls unser Papst schreibt – etwas kirchengeschichtlich Neues. Und so etwas weckt Mißtrauen: Ist eine Kommission nicht viel zu sehr zeitbedingten Einflüssen und persönlichen Vorlieben unterworfen? Und sind nicht wirklich viele Orationen moralintriefend, die Meßopfertheologie des vierten Kanon in bis dahin nicht dagewesener und die Ökumene belastender Weise zugespitzt („darum bringen wir dir seinen Leib und sein Blut dar“), die im deutschen Meßbuch vorgesehene „Predigt“ vor dem Friedensgebet („Unser Herr Jesus Christus hat zu seinen Aposteln gesagt...“) an dieser Stelle (immerhin ist Er selbst ja da!) unangemessen und dem lateinischen Original nicht entsprechend (da ist es ein Gebet) und die Rituale zu Taufe und Krankensalbung von bemerkenswerter Mittelmäßigkeit (Was soll ein Effata-Ritus nach dem Wortgottesdienst?) usw.? Wenn man geistig einigermaßen wach und liturgisch sensibel ist, dann wundert man sich doch über soviel Mittelmaß – und fragt sich, da es sich doch um offizielle Gebete der katholischen Kirche handelt: Wie konnte es dazu kommen? 


Eine Reform, wie sie das Konzil gefordert hat, hätte Ehrfurcht vor dem Gewachsenen gehabt, bis hin zur Leseordnung, die ja uralt war und uns bis dahin mit der protestantischen Christenheit über weite Strecken verbunden hat. Es hätten unter Beibehaltung des Bestandes und der Struktur Ergänzungen und Erweiterungen stattfinden können, aber kein „Neubau“. So etwas hatte man ja 1965 begonnen aber davon spricht heute keiner mehr... 


Um es klar zu sagen: Es geht nicht um ein Entweder – Oder. Der Papst wünscht die befruchtende Ergänzung. Ich glaube, wenn ich die Alte Messe zelebriere, dann fließen die Prägungen durch die Zelebration der neuen mit ein (So drehe ich mich z.B. nicht nach dem „Orate fratres“ sofort wieder um, sondern spreche den ganzen Satz zu den Gläubigen, an die diese Aufforderung ja gerichtet ist). Ich könnte mir auch vorstellen, die Alte Messe auf deutsch zu feiern; wichtig sind mir nur ihr Alter, ihre schlüssige „Dramaturgie“ und „Choreographie“ und ihr Gespür für Heiligkeit und Ehrfurcht. Und ich zelebriere die „Neue Messe“ bewußter, persönlich zurückhaltender und „objektiv-ritueller“, seit ich die alte kenne. 


Der neue Ritus, den ich ja beinahe täglich feiere, ist nicht unwürdig, von „ungültig“ ganz zu schweigen, und er ist ja inzwischen trotz der genannten „Mängel“ sozusagen geheiligt durch den 40jährigen Gebrauch der Kirche. Nur, wenn 99% der Christen wirklich zufrieden wären mit der neuen Liturgie, wie Du schreibst, dann ist doch immerhin bemerkenswert (ich meine das nicht polemisch!), daß so wenige und immer weniger dieses Angebot nutzen. Man kann doch nicht umhin festzustellen, daß die Liturgiereform den Rückgang der Meßbesucherzahlen wenigstens nicht aufgehalten hat. Da scheint mir ein „Weiter so“ unklug. 


Sicher, auch zur „Alten Messe“ kommen wenige (wir feiern sie ja auch zu ungewöhnlicher Zeit und nicht am Sonntag). Aber die, die kommen, sind junge, bewußte und meist in ihren Pfarreien aktive Christen. Das ist doch nicht die schlechteste Klientel, oder? So glaube ich nicht, daß ich mir durch die Feier und das Angebot der Alten Messe die Seelsorge schwerer mache, als sie ohnehin ist. Mich bereichert die Alte Messe – und es gibt andere, denen es genauso geht. Keiner von uns will, so glaube ich, diese Form als die alleinige, wohl aber als herausfordernde Korrektiv zur derzeit üblichen. 


Ich hoffe, lieber N., Dir meine Beweggründe einigermaßen verständlich dargelegt und deine Bedenken zerstreut zu haben. Über ein Gespräch darüber mit dir oder auch weiteren Mitbrüdern würde ich mich freuen. 


Herzlich grüßt Dich 

Dein N.

Freitag, 12. Oktober 2007

Katholische Glaubensinformation

Inzwischen muß man schon genau hinsehen, ob da, wohl "katholisch" draufsteht, dies auch berechtigt ist.
Hier eine Reaktion auf die Broschüre der Katholischen Glaubensinformation Frankfurt:

Sehr geehrte Damen und Herren,

kürzlich bekam ich von einer engagierten Frau unserer Pfarrei die von Ihnen herausgegebene Broschüre„Erstkommunion. Das Elterheft“. Sie regte an, es an die Eltern unserer Kommunionkinder zu verteilen.
Ich habe das Heft studiert und bin begeistert von seinem ansprechenden Layout und die frische und überzeugende Art, auch moralische „heiße Eisen“ anzupacken.
Als ich aber auf der Seite 21 („Kleines Lexikon“) auf die Erklärung der Eucharistie stieß, wurde ich sehr enttäuscht: Ist die Messe „Abendmahlsfeier“? Ist die Eucharistie Dank für die „erlösende Gegenwart Jesu in den Gestalten von Brot und Wein“ und nicht vielmehr für die Erlösung durch Inkarnation, Kreuzesopfer und Auferstehung? (Vergleichen Sie dazu die Präfationen, in denen der Grund des Dankes genannt wird.) Schließlich: Ist der Kern des Hochgebets „Erinnerung an das Abendmahl“? Das sehen die reformierten Christen so. Ich war bisher davon ausgegangen, daß für uns Katholiken bei der Wandlung Christus selbst gegenwärtig wird – und zwar als der Gekreuzigte („Opfer“!).
Ich bitte Sie dringend, diese Fehler an zentraler Stelle zu korrigieren, und bestelle 40 Exemplare dieser verbesserten Neuauflage. Bitte senden Sie keinesfalls die jetzige Ausgabe.

Vielen Dank im Voraus und freundliche Grüße

Mittwoch, 10. Oktober 2007

Tag der abendländischen Musik

Am 3. Oktober fand in Dinslaken der traditionelle Tag der abendländischen Musik statt.

Mittwoch, 19. September 2007

Casel "Summorum Pontificum"


Das ultimative Meßgewand, nach "gotischen" Proportionen entwickelt (wenn auch keine gotische Glockenkasel)

Man benötigt 3,10m Stoff (1,60 m breit) und 7,50 m Stab (je nach Muster auch mehr).

Und so sieht es dann konkret aus.

Samstag, 15. September 2007

LAETIFICAT JUVENTUTEM MEAM


Am 14. September, dem Fest der Kreuzerhöhung, traten die Bestimmungen des Motu Proprio SUMMORUM PONTIFICIUM in Kraft, nach denen die Zelebration der hl. Messe nach dem Ordo Originis weitgehend allgemein freigegeben ist.

Aus diesem Anlaß fand sich in der 1249 errichteten Kirche der kleinsten Pfarrei des Bistums Münster, St. Johannes Senden-Venne, eine Gemeinde zur Feier eben dieser Alten Messe ein.

Die Schola kam von der Studentengemeinde Münster, Meßdiener und Organist waren zum Teil aus dem Ruhrgebiet angereist. Interessierte aus den umliegenden Orten waren gekommen. Der Altersdurchschnitt der 24 Mifeiernden lag bei etwa 40 Jahren.
Zelebrant war der Ortspfarrer, der zu diesem Anlaß einen einfach konstruierten mobilen Altaraufsatz als Bank für Kreuz und Leuchter hatte anfertigen lassen.

Der Ritus stand ganz für sich; es wurde kein persönliches Wort gesprochen. Gesungen wurde das komplette Proprium, die "Missa de angelis" (aus pastoralen Gründen...), nach der Messe Adoro te devote, Te Deum und Tantum ergo.

Nicht lateinisch waren nur am Ende der Messe ein Marienlied und ganz zum Schluß "Ein Haus voll Glorie schauet" (auf allgemeinen Wunsch eines einzelnen Herren die alten Strophen mit den Zinnen).

Die ganze Feier dauerte anderthalb Stunden, aber das ist niemandem aufgefallen. Es war eine spirituell tiefe, extrem "belebende" Sache.

Die Zahl der Mitfeiernden zeigt: Zumindest im Münsterland ist die Alte Messe (auf absehbare Zeit) Minderheitenprogramm. Aber die, die sie wünschen, sind mit viel Interesse und Engagement dabei - und deren Altersdurchschnitt ist vielversprechend.

Einige per Elektropost eingegangene Meinungen:

- "Heute abend war ich in der Missa Tridentina in Venne. Eine beeindruckende, würdige Feier! Ich bewundere auch die große Sicherheit der Schola, die sicherlich viel Übung gekostet hat. (...) Meiner Meinung nach ist die lateinische Sprache ein Garant dafür, dass die Kirchenbesucher nicht nur in einer Nabelschau sich selbst bemitleiden, sondern sich dem Opfer auf dem Altar zuwenden. Das haben Sie, meine ich, heute abend auch erreicht. Gern will ich mich aktiv beteiligen, wenn Sie Hilfe brauchen. (...) Mit freundlichem Gruß und dem herzlichen Wunsch, dass Sie weitermachen."

- "Ich kann nach wie vor kaum in Worte fassen, wie sehr mich die gestrige Messe bewegt hat. Es war nicht meine erste Begegnung mit dem tridentinischen Ritus, ganz gewiß nicht! Aber es war gestern etwas anderes. Es war würdig, rund, ohne aufgesetzt zu wirken, ja natürlich. In mir hat sich etwas verändert (...) Ich weiß nicht genau, wie ich es beschreiben soll, aber "selig" trifft es ganz gut! (...) Deine Warnung (...) ist mehr als berechtigt: Es macht (schon beim ersten Mal) süchtig!"

- "Das war wirklich salvatorisch gestern."

- "Liturgie in verständlicher Sprache."

Samstag, 1. September 2007

Richter-Fenster im Kölner Dom



Ein Freund schrieb mir zum neuen Fenster im Südquerhaus des Kölner Doms von Gerhard Richter:


„Ich verfolge seit ein paar Tagen mit Staunen die Diskussion um das neue Fenster im Dom zu Köln. Ob einem die Abstraktheit gefällt oder nicht, das kann jeder für sich selbst ausmachen. Aber was die Äußerungen des Herrn Kardinal so verblüffend macht, ist, daß dabei dessen Unkenntnis der ganzen theologischen, ästhetischen und symbolischen Zusammenhänge in einem gotischen Kirchbau ins helle Licht gerückt wird. Der Mann weiß offenbar weder über seine eigenen theologischen Traditionen Bescheid, noch weiß er, an welchem Ort er ist - für mich ein Beispiel einer sensationellen unzulässigen intellektuellen Unbedarftheit im Amt, was sogar einen Protestanten ärgert.“


Ich meine auch, der Kardinal hätte besser einfach nichts gesagt. Es gehen ihm eben gerne mal die Pferde durch. Nach seiner Argumentation müßte man den Altenberger Dom den Muslimen anbieten oder neu verglasen (am besten mit Bildern von Sieger Köder, das versteht wenigstens jeder!), denn die dortige hochmittelalterliche Grisaille-Glasmalerei ist ja auch abstrakt (nur Blätter).


Ich bin in Köln gewesen. Das Fenster paßt und entfaltet seine Wirkung. Es ergab sich zufällig ein Gespräch mit einer Klasse Lernbehinderter (8. oder 9. Schuljahr). Aufhänger war die Frage eines Schülers: „Was war denn da vorher?“ Ich erklärte, daß das neugotische Original samt Plänen im Krieg verlorengegangen sei und man danach ein farb- und bildloses Provisorium eingesetzt habe.


Auf meine Frage, wie sie das Fenster finden, sagten sie als erstes: „Sieht klasse aus.“ 


Gut, daß es sie an Pixel erinnerte, näherhin an einen Bildschirm, wenn der Rechner abstürzt, war nicht gerade ein optimaler katechetischer Aufhänger; ich wies lediglich darauf hin, daß es hierbei nicht um Abstürzen ginge, ganz im Gegenteil.


Daß man sich mit dem neuen Kunstwerk farblich und formal zurückgehalten, auf eine eigene (handfest-figürliche) Aussage verzichtet und die Farben der vorhandenen Fenster gewählt hatte, gefiel den Schülern. Einer sagte: „Also sind alle Fenster in diesem einen mit drin.“


Die theologischen Zusammenhänge sind in einer gotischen Kathedrale, die ja ein Gesamtkunstwerk aus Form, Farbe, biblisch-geschichlicher Erzählung und theologisch-liturgischer Aussage ist, so komplex und sensibel, daß man, wie man so schön sagt, genauer hinsehen muß. Z.B.: Was gehört vom ursprünglichen Konzept her in das Südfenster? Was ist in der Nachbarschaft und gegenüber dargestellt und warum?


Ein abstraktes Fenster ist hier natürlich keine konkret-inhaltliche Antwort. Das aber ist wiederum auch eine Antwort, die sagt: Wir wollen oder können heute in diesem sensiblen Geflecht der Beziehungen und Aussagen keine (inhaltliche) Aussage machen, darum beschränken wir uns auf die Farben (die alle aus vorhandenen Fenstern zitiert sind, damit bringt das Fenster nichts Neues), die Wirkung des Lichtes (die genau dem entspricht, was die Gotik intendiert) und die moderne Form (damit man sieht, daß es von heute ist).


Als Protestant mußt Du dich nicht ärgern, das macht doch Huber-Bubba schon für Dich ganz ordentlich ...


Zum Richterfester und einem Gang durch das Triforium des Kölner Domes


Ulrich Terlinden, Die Theologie der gotischen Kathedralen (PDF)


Freitag, 10. August 2007

Konrad Beikircher

Ich war gestern zu einem Kabarettabend bei Konrad Beikircher und hatte sogar in der Pause Gelegenheit, mit ihm zu sprechen. Sehr sympathisch - und praktizierender Katholik.

Es war schon faszinierend, wie er im Vorbeigehen (eigentlich war er gerade beim Thema "Verteilen von Reliquien") erwähnte, daß seine Tochter in Japan gelebt habe und dort "sonntags immer" in eine St. Barbara-Kirche gegangen sei - da zuckte das münsterländer Bildungsbürgertum (hauptsächlich im damaligen Alter der Drewermannschüler) still und doch merklich zusammen. Man müsse sich die Kirche zwar mit den Protestanten teilen ("Dat sin Schmerzen!"), aber in der katholischen Hälfte des Altars sei eine Barbara-Reliquie enthalten.

Er sagte, es sei unter deutschen Kabarettisten praktisch verboten zu glauben - das habe eine bekannte Kabarettistin so einmal zu Hanns Dieter Hüsch gesagt, einem der ersten deutschen Kabarettisten, der sich zu seinem christlichen Glauben bekannt hat.

Sonntag, 20. Mai 2007

Bunte Kirchen im Bergischen Land

Auf dem Weg durchs Bergische sah ich zufällig durch eine Baumgruppe hindurch einen romanischen Kirchturm.
Neugierig fuhr ich hin und stand vor der kleinen Wehrkirche von Wiedenest, erbaut in Form einer Kreuzschiffbasilika mit mittelalterlichen Fresken im Chor.
Der Raum dieser inzwischen reformierten Kirche war ganz wunderbar - und selbst die Reformierten, die es ja gewöhnlich beherrschen, mit wenigen Handgriffen aus einem schönen Kirchenraum ein biedermeierliches Studierzimmer zu machen, haben dieser Kirche ihre sakrale Atmosphäre nicht nehmen können.
Der Küster, der glücklicherweise gerade in der Kirche arbeitete, wies mich darauf hin, daß es noch mehr "bunte Kirchen" dieser Art in der Umgebung gebe. Es lohnt sich nicht unbedingt, eigens hinzufahren, aber ein Abstecher ist sehr zu empfehlen - v.a. nach Wiedenest und Lieberhagen.

Übersicht der auf diesem Blog dargestellten Orte

Donnerstag, 17. Mai 2007

Kein Benehmen

... hatten die Meßdiener aus zwei Nachbarpfarreien, die heute an unserem Hochamt teilnahmen.
Am Ende sollten die Teilnehmer einer Meßdienerfreizeit aus unserer und den Nachbarpfarreien den Reisesegen bekommen. Die Messe wurde feierlich mit vielen Meßdienern, Weihrauch und allem drum und dran gefeiert. Es gab an sich genug zu sehen, zu hören und zu riechen, wenn man hätte mitfeiern wollen.
Unsere Meßdiener hatten denn auch am Ende nicht viel mehr als Naserümpfen und Kopfschütteln dafür übrig, daß ihre auswärigen "Kollegen" ständig miteinander redeten - sogar während der Wandlung -, Gebetbücher hinunterfallen ließen und mit den Handtaschenhaken klapperten. Ob sie denn gar nicht glaubten?
Die älteren rieten zur Arroganz: Da müsse man drüber stehen, sich nicht aufregen und sie allenfalls mit einer wohlüberlegten und -plazierten Bemerkung zum Nachdenken bringen.
Ich muß ihnen recht geben. Eine gewisse Abgrenzung in dem Bewußtsein, es wenigstens Ansatzweise verstanden zu haben, worum es geht, ist hilfreich.
Ich gestehe, daß ich stolz auf unsere Meßdiener bin.

Montag, 30. April 2007

Hartgesotten

... war der 75jährige Pfarrer em. der die Tochter meines Cousins getauft hat: Er hatte jahrzehntelang eine große Pfarrei im Ruhrgebiet geleitet, die inzwischen kleingeworden und aufgelöst ist infolge der Tatsache, daß die ehedem italienischen und daher katholischen Gastarbeiter auf seinem Pfarrgebiet durch türkische und darum weniger katholische ersetzt sind. Nun lebt er als Emeritus in einem leergewordenen Pfarrhaus.
Er kam bekleidet mit Chorkleidung und ca 25 cm breiter schiefsitzender Stola (in Fachkreisen wird die priesterliche Insignie ab einer Breite von 12 cm "Potenzstreifen" genannt), machte das Kreuzzeichen und grüßte "Der Herr sei mit euch!" (beides ist weder im Ordo Novus noch im Ordo Originis vorgesehen).
Er forderte die Gemeinde dann auf, sich zu setzen, was sie auch tat.
Bemerkenswert war, daß er die Fragen nach dem Namen, der Bereitschaft zu christlicher Erziehung und Übernahme des Patenamtes nicht als Frage, sondern als Aufforderung formulierte: "Seien Sie sich dieser Aufgabe bewußt!")
Was muß er schon alles erlebt haben, daß er den Gläubigen noch nicht einmal mehr zurtraute, diese einfachen Fragen zu beantworten! Wohl zu oft waren die Befragten stumm geblieben.
Der Glaube wurde konsequenterweise auch nicht erfragt, die Allerheiligenlitanei zwar angekündigt aber nicht gebetet, dafür aber sowohl die Katechumenen- als auch die Chrisamsalbung gespendet. Das Taufkleid berührte er zwar kurz, ließ es aber liegen mit der Bemerkung, es sei zu warm.
Abgesehen davon, daß manches von seinem Tun eine Folge seines Alters war, so war diese Taufe für mich ein Schlüsselerlebnis: Wir standen - obwohl die Taufgemeinde durchaus katholisch sozialisiert und gläubig war - vor den Trümmern der zusammengebrochenen Volkskirche, geronnen in den Erfahrungen dieses an sich sympathischen alten Priesters. Er traute dem Volk nichts mehr zu. Er tat das, was er als Priester zu tun hatte, verband es pflichtbewußt mit viel katechtischen Ermahnungen, rechtete aber gar nicht mehr damit, daß es gläubige und voll initiierte Katholiken gibt.

Samstag, 28. April 2007

AVE SPES NOSTRA

Mit diesem Worten beginnt der Introitus der Kevelaerer Votivmesse zu Ehren der seligen Jungfrau Maria, der Trösterin der Betrübten. Am Samstag, dem 28. 4. 2007 wurde diese Messe in der neugotischen Basilika seit der Liturgiereform erstmals wieder im Original gefeiert.

Bilder: