Der US-amerikanische Philosoph Peter Kwasniewski hat ein Buch unter dem Titel "Der alte und künftige Römische Ritus" herausgebracht, in dem er seine Beiträge zur liturgischen Krise aus dem Netz zusammenfaßt (z. B. hier). Er hat sich in das Thema eingegraben und bietet viele wichtige Erkenntnisse, ist aber auch ein "katholibanischer Hardliner", wenn er z. B. die Verurteilung der Todesstrafe durch die Kirche kritisiert.
Nachdem ich das Buch halb gelesen habe, hier ein Überblick, Funde und Zitate (ohne Anspruch auf wissenschaftlich genaue Zitation):
Kernthesen:
- Der Papst hatte weder das Recht noch die Autorität, einen neuen Ritus zu schaffen.
- Die Liturgiereform ist ein einmaliges Ereignis in der Kirchengeschichte und eine Blasphemie, weil sie das von Christus verheißene Wirken des Heiligen Geistes seit Beginn der Kirche in Zweifel stellt.
- Nur 13% der alten Orationen sind unverändert in das neue Missale übernommen worden. Die traditionelle "lex orandi" ist damit als "lex credendi" desavouiert worden.
- Die "Riten" Pauls VI. sind nach dem Maßstab der kirchlichen Tradition keine Riten (vgl. 4).
- Die Liturgiereform ist Folge der neuscholastischen Engführung auf die Gültigkeit der Sakramente.
- Der "Ordo Novus" wird seiner Aufgabe (Teilnahme an der Anbetung im Himmel, Vereinigung in der Gegenwart des Herrn) nicht gerecht.
Bemerkenswerte Frage:
"Warum waren es in der Zeit der COVID-Panik und der Abriegelung vor allem die traditionellen Priester, die weiterhin Messen abhielten, wenn nötig auch im Geheimen, und die traditionellen Gläubigen, die sich weiterhin bemühten, zur Messe zu kommen - während die Ordo-Novos-Welt (...) in eine Art Winterschlaf verfiel? Warum waren die der Tradition verbundenen Laien bereit, selbst zur Messe zu gehen, und gleichzeitig, wenn der Bischof die Mundkommunion verboten hatte, ebenso bereit, den Leib Christi nicht zu empfangen, aus tiefster Achtung vor dem, was würdig und recht ist?" (188f)
Hinweise und Zitate:
1. Der hl. Basilius nennt im Neuen Testament nicht genannte urchristliche Traditionen wie das Kreuzzeichen, das Gebet nach Osten, die Epiklese bei der Eucharistie, die Segnung des Taufwassers, des Öles und des Täuflings. (32)
2. "Man betritt die Kirche durch zwei Türen: durch die Tür der Intelligenz und durch die Tür der Schönheit." (Dom Gerald Calvet mit Bezug auf Thomas von Aquin, 50)
3. Die angemessene Haltung beim Opfer ist "Demut, Ehrfurcht, Hingabe, Zerknirschung, Selbstaufgabe, stille Freude." (53)
4. Merkmale traditioneller Liturgien (64ff):
"1. In allen traditionellen Liturgien (...) werden die heiligen Geheimnisse mit dem Blick (...) nach Osten gefeiert. (...)
2. Alle traditionellen Liturgien (...) verwenden eine eine alte und feststehende Anaphora (Hochgebet). (...)
3. In allen traditionellen Liturgien (...) gibt es kunstvolle Offertorien, mit denen der Opfersinn von Brot und Wein deutlich zum Ausdruck gebracht wird. (...)
4. In allen traditionellen Liturgien (...) wird das Allerheiligste Sakrament mit größter Verehrung behandelt. (...)
5. Alle traditionelle Liturgien (...) sind hierarchisch aufgebaut. (...)
6. (In allen) traditionellen Liturgien (ist) der Altarraum (...) klar vom Kirchenschiff getrennt. (...)
7. In allen traditionellen Liturgien (...) werden die liturgischen Texte nach uralten Weisen gesungen. (...)
8. Alle traditionellen Liturgien (...) werden in gehobener Sprache vollzogen."
"Im authentisch christlichen Gottesdienst muß man das heilige Opfer mit Blick auf den liturgischen Osten darbringen; man muß eine festgelegte Anaphora verwenden; man muß (...) seine Absicht, das göttliche Opfer darzubringen, unzweideutig zum Ausdruck bringen; man muß das Allerheiligste Sakrament mir größter Ehrfurcht berühren, konsumieren und austeilen und dabei die ontologischen Unterschiede (...) beachten; man muß die wechselseitige Parallelität von Liturgie, Theologie und Architektur respektieren; und man muß die vom Ritus vorgeschriebenen Antiphonen, Orationen und Lesungen sprechen oder singen, die (...) einen reifen Ausdruck der Lehre und Frömmigkeit bilden."
5. "Waren (die Päpste der Liturgiereform) sich bewußt, daß sie sich dem Werk Gottes widersetzten? Aber wie konnten sie sich dessen überhaupt nicht bewußt sein? Und wenn sie durch die Atmosphäre ermutigt wurden (...) oder durch das auftrumpfende Gehabe des ,aggiornamento' - können wir dann nicht sagen, daß sie es hätten bemerken müssen?" (76, Anm. 45)
6.1 Werk des Hl. Geistes/Sünde wider ihn (82ff):
"In seiner (...) Enzyklika (...) ,Mediator Dei' wies Papst Pius XII. auf eine irrige Tendenz (...) bei einigen Avantgardisten der Liturgischen Bewegung (hin), ,die darauf aus sind, alle alten Riten und Zeremonien unkritisch wiederherzustellen. (...) Auch die neueren liturgischen Riten sind ehrfürchtiger Beobachtung würdig, weil sie unter Eingebung des Heiligen Geistes entstanden sind.' (...) Erstens macht die Tatsache, daß etwas älter ist, es nicht ipso facto besser, und zweitens ist die geschichtliche Entwicklung der Liturgie (...) ein von (Gott) gewollter Plan, (...) um die Glieder seines mystischen Leibes zu heiligen. (...) Die Liturgie in ihrer diachronen Gesamtheit (...) wurde liebevoll bewahrt und überliefert durch die Ordnung der göttlichen Vorsehung, die kein Papst zu stören oder zu bekämpfen wagte."
6.2 Die sechs Arten der "Sünden gegen den Heiligen Geist" nach Petrus Lombardus im Fall der Liturgiereform (90):
- Verzweiflung (daß der alte Ritus keine Frucht brächte)
- Vermessenheit (Riten zu schaffen, die den überlieferten überlegen seien)
- Unbußfertigkeit (den offensichtlichen Schaden zu bereuen)
- Halsstarrigkeit (gegen die Ansprüche der Tradition)
- Kampf gegen die anerkannte Wahrheit
- Neid auf die Begnadigung des Bruders (im Blick auf die byzantinische Tradition)
7. Die "kuriose Diözesansynode (von Pistoia [1786]) mit jansenistischer Ausrichtung (...) verabschiedete (die) Abschaffung von Ablässen, Festtagen und Prozessionen sowie die Einführung der Volkssprache in die Liturgie. (...) Die Behauptung von Pistoia, die katholische Kirche habe die wahren Prinzipien der Liturgie faktisch vergessen, ist genau die Behauptung, die später von den Liturgikern im 20. Jahrhundert (...) aufgestellt werden sollte." (85f)
8. "Der Reformismus von Paul VI. (verletzt) die grundlegende Wahrheit (nach dem hl. Gregor von Nazianz, vgl. Dom Guáranger und Pius XII.): Von Pfingsten bis zum Ende der Zeit ist die Kirche der Wirkungsbereich des Heiligen Geistes - und die vollkommenste Handlung und Ausdrucksform der Kirche ist die heilige Liturgie." (86)
9. "Wurden wir nach Konstantin, nach dem Mittelalter oder nach dem Konzil von Trient zu Waisen? (...) Wir verunglimpfen unseren Herrn Jesus Christus und seinen Heiligen Geist, wenn wir ein späteres Zeitalter für so anders, so neuartig, so unübersichtlich, so mit einzigartiger Genialität erfüllt halten, daß es neu beginnen muß, indem es die Fesseln, die es an die Vergangenheit binden, durchschneidet und die Gaben der Tradition zurückweist oder wegstößt, um sich zu ,modernisieren', das heißt: die Katholiken zu Waisen oder Fremden in ihrem eigenen Haus zu machen. Tatsächlich ist ein solcher Ansatz der einzige, der ganz sicher nicht eine Gabe des Heiligen Geistes sein kann." (87)
10. "Von den 1950er bis zu den 1970er Jahren wurde (in allen Sakramenten und Sakramentalien) buchstäblich nichts unangetastet gelassen. Das war keine Revision, sondern eine Negation, keine Reform, sondern eine Revolution. Und es erinnert auf verstörende Weise an die Gnostiker der Antike, die bestritten, daß Jesus Christus im Fleisch gekommen ist." (88)
11. Die "Optionitis (des Ordo Novus) ist in Verbindung mit der gegenwärtigen kirchlichen Machtstruktur eine tödliche Kombination: Es genügt eine einzige Beschwerde beim Bischof, und zack! ist Pater ,Incensa Multa' ("viel Weihrauch", vgl. Offb 8,3) weg (...), und Pater ,Plaudite Manibus' ("Klatscht in die Hände", vgl. Ps 46/47, 2) kommt hereingewirbelt und zerstört in wenigen Wochen die Arbeit der Verschönerung und Sakralisierung." (92)
12. Die traditionelle Messe ist "tiefer in ihrer Theologie, wahrhaftiger gegenüber der menschlichen Natur, gehorsamer gegenüber der Offenbarung, schöner in ihrer Darstellung, (...) sogar emotional aufrührender, wenn auch auf subtilere Weise, (...) unerschöpflich, (...) ein unendlicher Blick rückwärts in die Geschichte, vorwärts in die Ewigkeit, nach außen in die Kultur und nach oben in die Heimat." (93)
13. "(Christus) ist der Gärtner, der den Boden bereits umgegraben, die Samen gepflanzt und ihr Wachstum zu einem Obstgarten mit den schönsten, ergiebigsten und nährendsten Obstbäumen begleitet hat - all die Riten der heiligen Mutter Kirche, die es Ihm ermöglichen, mehr und mehr zum Gärtner, zum Lenker, zum vertrauten Gast unserer Seelen zu werden. Das ist es, was wir im Leben der großen Mystiker sehen: Es ist die Liturgie, die ihr inneres Leben formt, erdet und durchdringt, es gesund, stark, ausgeglichen, reich und fruchtbar bleiben läßt und davor bewahrt, in Beliebigkeit, Sentimentalität, Idiosynkrasie, Stolz oder Eitelkeit abzurutschen." (Wir brauchen) vor allem den objektiven Inhalt des ,usus antiquior' (...). Er wurde vom Heiligen Geist aus dem Schoß der Kirche hervorgebracht, (...) er wurde von der Vorsehung mit Blick auf unsere universellen menschlichen Bedürfnisse und die heiligen Sehnsüchte gegeben; er war und bleibt (...) ein angemessener Thron, um das größte Geschenk von allen zu empfangen, Seinen Sohn. (...) Die Zeremonien des ,usus antiquior' (vermitteln) sichtbar und kraftvoll den katholischen Glauben in seinem gleißenden Licht der Wahrheit und seiner furchtlosen Auseinandersetzung mit der Finsternis." (93-95)
14. "Noch niemals in der gesamten Geschichte des (...) Christentums hat es etwas gegeben, das auch nur im Entferntesten an die Quantität und Qualität der Veränderungen heranreichte, die (...) zwischen etwa 1963 bis 1971 stattfanden." (97f)
15. "Das Missale (Pauls VI. ist) nicht eine Fülle von antiken Quellen, sondern eine sorgfältig gefilterte und umgeschriebene Interpretation aus den 1960er Jahren. (...) Nur 13 Prozent der Gebete des alten Meßbuchs (fanden) unverändert ihren Weg in das neue Meßbuch. (...) Heißt das, daß 87 Prozent der Orationen tatsächlich mangelhaft oder überholungsbedürftig waren?" (103f)
16. "Der Papst hat nicht die ontologische Macht, zu (...) erklären, daß der ,usus antiquior' nicht die ,lex orandi' des römischen Ritus ist. Nicht einmal Gott hat die Macht, die Vergangenheit zu ändern oder das Gesetz des ausgeschlossenen Widerspruchs zu verletzen." (110)
17. "Solange wir nicht sagen wollen, daß der Herr gelogen hat, als er versprach, bis zum Ende der Welt immer bei seiner Kirche zu sein, oder solange wir nicht sagen wollen, daß der Heilige Geist die Kirche nicht in die Fülle der Wahrheit geführt hat, sondern es stattdessen zugelassen hat, daß sie sich jahrhundertelang schlimm verirrt und verzettelt hat - so lange werden wir es nicht wagen, die Liturgie abzuschaffen oder radikal zu verändern." (110)
18. "Eine Liturgie, (die) mit dezidiert anti-traditionellen Absichten zusammengestellt wurde, (ist) keine ,lebendige Wirklichkeit' (...), kein ,Ausdruck des Lebens der Kirche', der ,den Glauben, das Gebet und das Leben ganzer Generationen in sich vereint'." (112, mit Bezug auf Papst Benedikt XVI.)
19. "Nie hat es sich mehr bewahrheitet, daß Experten wie Brunnen sind - tief an einem einzigen Punkt, aber eng und kalt. (...) Letztlich ist das Consilium eine hervorragend organisierte Räuberbande." (113)
20. Tradition sind die Riten, so "wie sie waren, bevor das moderne Laster der ,Bastelsucht' die Gemüter der Kirchenmänner im 20. Jahrhundert in Beschlag nahm." (114)
21. "Die Liturgie in ihren großen Entwicklungslinien ist der Wille des Vaters. Die Liturgiereformer haben also gegen seinen Willen gehandelt." (116, Verweis auf Mt 7,21)
22. "Das Pontifikat von Franziskus (ist) wirklich ein Zeitpunkt der Gnade, eine Zeit des Aufwachens, eine Gelegenheit, zu erkennen, daß wir unser Erbe verschleudert haben und jetzt unsere Torheit bereuen müssen." (116f)
23. "Ein grundlegendes Problem dieses Narrativs (die Neue Messe sei von dem gutmeinenden Papst Paul VI. auch in Latein und choraliter gefeiert gedacht gewesen und dann von europäischen und amerikanischen Progressiven ,gekapert' worden) besteht darin, daß es nicht stimmt. Die drei Generalaudienzen (am 17. 3. 1965, 19. 11. 1969 - dazu auch hier - und 26. 11. 1969) zeigen, daß Paul VI. nie daran dachte oder es wünschte, daß er Ordo Novus weitgehend in Latein gefeiert würde; er erwartete nie, daß der Gregorianische Choral in den Gemeinden überleben würde; er wollte nie, daß ,unsere Messe' wie die überlieferte römische Liturgie aussieht oder klingt. Er nahm es gelassen hin, daß Latein und Gregorianik verschwinden würden." (148)
24. "In einem Akt von Hyperpapalismus (...) handelte Paul VI. im Alleingang gegen die Bestimmungen (der Konzilskonstitution ,Sacrosanctum Concilium'). Er bewies damit einen extremen Größenwahn (...) Die einflußreichste Person bei der Zerstörung des römischen Ritus war (er) selbst, ohne dessen ständige Unterstützung die lahmen Ideen des Consiliums den Tod der meisten wissenschaftlichen Theorien und pastoralen Pläne gestorben wären. (...) Die (...) Ansprachen Pauls VI. belegen zweifelsfrei, daß der Papst das Ende der 1600jährigen Herrschaft der lateinischen Sprache, das Ende der zentralen Bedeutung des gregorianischen Chorals und die Hinwendung der Altäre ,zum Volk' beabsichtigte. Er statuierte vom Thron Petri aus ein starkes Exempel; er lieferte die fadenscheinigen Begründungen." (149f)
25. Die Herausgabe des Graduale Romanum für den Ordo Novus durch die Abtei Solesmes 1974 war zwar ein erster Schritt zurück und "ein Zeichen unter vielen, daß man sich die gelesene Messe zum Vorbild genommen hatte, eine auf einen reinen Text reduzierte Liturgie. (...) Nach dem Text der Audienzen zu urteilen, suchte Paul VI. (aber) den Bruch, nicht (...) die Kontinuität." (148)
26. Das Consiliumsmitglied Joseph Galineau SJ schrieb 1976: "Es handelt sich um eine andere Meßliturgie. (...) Der Ritus, wie wir ihn kannten, (...) ist zerstört." (149)
27. "Es ist offensichtlich, daß Paul VI. das Prinzip des Akkommodationismus verfolgte. Die Liturgie sollte an die Mentalität und die angeblichen Bedürfnisse des modernen Menschen angepaßt werden." (149)
28. "Joseph Shaw liefert ein schlagendes Argument, das sich auf die Sprache des Motu proprio (,Summorum Pontificum' Benedikts XVI.) stützt: ,Die (...) Tradition wird nicht durch den Ordo Novus ausgedrückt. (...) Daß es einen entscheidenden Unterschied zwischen der älteren Tradition und dem Ordo Novus gibt, wird (...) durch die Behauptung in ,Summorum Pontificum' angedeutet, daß das Meßbuch von 1962 niemals außer Kraft gesetzt wurde. (...) Das Missale von 1970 ist (...) ein neues Meßbuch im Sinne eines Neuanfangs, und deshalb ersetzte es nicht das frühere Missale.'" (157f) "Während Benedikt also behauptet, es geben keinen Widerspruch und keinen Bruch, läßt er gleichzeitig, und das ist erstaunlich, die Koexistenz zweier kanonisch gleichwertiger Formen ein und desselben liturgischen Ritus zu - eine beispiellose und in vielerlei Hinsicht unverständliche Situation." (158)
29. Der "neoscholastische Reduktionismus" sei Kern des Problems. Dieser definiere "im Gegensatz (zur traditionellen) ganzheitlichen Sichtweise (...) das ,Wesen' der Messe (im) Vorhandensein einer ,gültigen Konsekration'", um die herum dann alles andere nach pastoralen Bedürfnissen herumgebastelt werden könne. (159ff)
30. Das Officium Divinum (Stundengebet) habe "unter Einfluß des liturgischen Reduktionismus (...) noch schlimmer gelitten, denn es besitzt nichts, das der Spendung eines Sakraments (...) gleichkäme. (Darum) ist das (...) Ausmaß seiner Entstellung und Beschädigung nahezu unbegrenzt." (160, Anm. 15)
31. "Die Messe auf eine gültige Weihe zu reduzieren ist so, als würde man den ehelichen Akt auf die erfolgreiche Empfängnis eines Kindes reduzieren. (...) Die Gegenwart des sakramentalen Opfers (...) ist in der Liturgie in ihrer Gesamtheit begriffen (...), vorbereitet und gefolgt von einer Manifestation der Liebe. (...) Wenn dies nicht geschieht, dann haben wir es mit einem Gespenst zu tun, das man als ,in-vitro-Transsubstantiation' bezeichnen könnte." (161f)
32. "Da fast alle, die am Zweiten Vatikanischen Konzil teilnahmen oder für das Consilium arbeiteten, mit diesem neoscholastischem Reduktionismus aufgewachsen waren, meinten sie, die Freiheit und das Recht zu haben, den römischen Ritus auseinanderzurupfen und umzugestalten, solange sie nur die Worte der Konsekration (mehr oder weniger) intakt ließen. (Sie gingen sogar so weit), daß sie die Formel für die Konsekration des Weines verfälschten, indem sie die Worte ,mysterium fidei' aus ihr entfernten, obwohl diese (wie auch Thomas von Aquin schreibt,) apostolischen Ursprungs sind. (161) "Nur in dieser Atmosphäre (des neoscholastischen Reduktionismus) konnte das frevelhafte Unternehmen der Schaffung eines modernen Ritus in den 1960er Jahren überhaupt aufkommen." (172)
"Der moderne Begriff des Fortschritts ist dem Christentum fremd, ja geradezu ein Gegensatz zu ihm. Als Gläubige sind wir immer bestrebt, unserer Vergangenheit ähnlich zu sein, als ihre demütigen und dankbaren Erben." (174)
33. "Paul VI. (hat) den römischen Ritus (keineswegs) ,revidiert'. Er ersetze (ihn) durch ein neues Ritual, das zwar sakramentale Gültigkeit besitzt, dem aber die ehrwürdige Abstammung fehlt." (177)
34. Zur Neuübersetzung der Hymnen unter Urban VIII. und dem Bea-Psalter unter Pius XII.: "Mir scheint, keiner wird jemals in der Geschichte zurückblicken und sagen: ,Urbans VIII. Einführung klassizistischer Hymnen und die Einführung eines klassizistischen Psalters waren Veränderungen, die durch die innere Natur des katholischen Gottesdienstes veranlaßt, ja gefordert wurden und diese besser zu, Ausdruck brachten.'" (203f)
35. "Die Liturgie ist in der Tat eine lebendige Realität, (...) weil sie den lebendigen Gott als ihren Ursprung und ihr Lebensprinzip hat, Ihn uns gegenwärtig macht und uns im Lobpreis und im Sakrament mit Ihm vereint (und) weil sie Inhalte bringt, die vom lebendigen Gott (...) in jedem Abschnitt des Lebens der Kirche verursacht wurden." (206f)