Samstag, 30. März 2019

Monreal - Kirche zur Allerheiligsten Dreifaltigkeit / Kreuzerhöhung

Monreal liegt am Eifelflüßchen Eltz. Seit vorchristlicher Zeit besiedelt, wie archäologische Funde belegen, wurde der Ort als "Mons Regalis" = Königsberg 1229 anläßlich einer Schenkung erstmals urkundlich erwähnt. Danach wurde eine große Burg über dem Ort errichtet, der 1306 Stadtrechte bekam. 


Die Burg könnte langsam mal wieder einen Eimer Farbe vertragen...




Kreuzsäule mit Löwenpostament auf der Eltzbrücke - gegenüber übrigens eine Figur des Heiligen Nepomuk.



1460 wurde die Kollegiatskirche zur Allerheiligsten Dreifaltigkeit erbaut, die einen Vorgängerbau aus dem 13. Jahrhundert ersetzt, dessen Turm übernommen wurde. Heute (März 2019) ist sie Pfarrkirche, anscheinend unter dem Patronat "Kreuzerhöhung".

Hier ein Video über die Kirche, weitere Informationen hier.


Die Kirche liegt auf dem engen Raum zwischen der Eltz...



... und dem Burgberg:



Der außen entstehende Eindruck, es handele sich um einen zweischiffigen Bau, täuscht. Vermutlich hat man die Kirche beim Neubau 1460 zum Fluß hin erweitert.



Sankramentshaus von 1460/67:



Neugotischer Hochaltar (1876, F. Ernst, Koblenz):



Langhausfenster mit Butzenscheiben:



Unter der Orgelbühne kann man an den Bögen rechts den (alten) Turm und links die (von mir vermutete) spätmittelalterliche Verbreiterung nach Süden erkennen - also doch ein bißchen zweischiffig, nämlich die Vorhalle (Narthex).



An der Südseite befindet sich laut Informationsschild an der Kirche, die Heiligkreuzkapelle, hier wird sie als Liebfrauen-/Muttergotteskapelle bezeichnet. Ob diese, wenn denn die erste Information stimmt, für eine Kreuzesreliquie errichtet wurde, ist mir nicht bekannt. Heute dient sie als Tauf- und Beichtkapelle.






Hochchorgewölbe:



Konsole an der Nordwand, die m. E. eine Arme Seele im Fegefeuer darstellt - eindrückliche Gemahnung an die Gläubigen, für die Verstorbenen zu beten.



Blick aus der südlichen Vorhalle ins Schiff:



Noch einmal die Kreuzsäule auf der Eltzbrücke - von der anderen Seite.



Die Kreuzkapelle von außen:



Dienstag, 26. März 2019

Sinzig, St. Peter


Sinzig, eine Barbarossastadt, liegt bei der Mündung der Ahr in den Rhein, in der Goldenen Meile, einem fruchtbaren Gebiet. Hier siedeln seit der Steinzeit Menschen. Nachdem sich hier ansässige Kelten unter dem Eburonenkönig Ambiorix gegen die Römer erhoben hatten und von diesen unter Gaius Julius Caesar geschlagen und vernichtet worden waren, erlaubten die Römer germanischen Ubiern - alternativ hier ;-) - von der rechten Rheinseite (Westerwald), hier zu siedeln. So entstand der römisch geprägte Ort Sentiacum = Sinzig. 

Dieser Völkermord, der die Ubier an die linke Rheinseite führte, ist übrigens auch Ursache für die Gründung des oppidums Ara (später: Colonia) Agrippina... Die Ubier kungelten offenbar damals schon erfolgreicher als die unbeugsamen Kelten.

Die Franken errichteten in Sentiacum eine Königspfalz. Erstmals wird die Kirche St. Peter (Vorgängerbau) 855 in einer Schenkungsurkunde König Lothars I. erwähnt, denn nach der (übrigens in St. Kastor Koblenz ausgehandelten und in Verdun besiegelten) Reichsteilung unter den Enkeln Karls des Großen fiel Sinzig an das Mittelreich Loth(a)ringen. 870 kam es zum Ostreich ("Deutschland") und ging nach dem Niedergang der fränkischen Dynastie in das Reichsgut der deutschen Könige und Kaiser über.

In der nunmehrigen Kaiserpfalz Sinzig hielt der später Kaiser Friedrich I., "Barbarossa" = Rotbart genannt, viermal Hof. In dieser Zeit entstand der heutige Bau der Pfarrkirche St. Peter.

2017 gab es die Aktion, bei der die Statue Kaiser Friedrichs I. Barbarossa mehrfach reproduziert wurde. Die Nachbildungen wurden individuell bemalt und an verschiedenen Orten in der Stadt aufgestellt, hier vor dem Rathaus.






Nun aber zur Pfarrkirche St. Peter (auch hier). Dreischiffige Pfeileremporenbasilika im besten Rheinischer Übergangsstil (Spätromanik):




Liebe Nichtrheinländer, nicht erschrecken: die so unromanisch wirkenden fächerförmigen Fenster im Obergaden sind für den Rheinischen Übergangsstil ganz normal. Darunter erkennt man gut die voll ausgebaute Empore.




Nördlicher Seitenchor (Sakramentskapelle - unten ein Bild von innen):



Leider wurde die Kirche in den 1960er Jahren innen entstellend renoviert und die Wandmalereien auf den Flächen vollständig abgedeckt (wollen wir mal hoffen!). Die nachkriegs-depressiven Sühnefenster im Hochchor machen diesen zum dunkelsten Ort. Das Ergebnis: eigentlich eine schöne Kirche, aber sie nimmt den Besucher nicht so recht für sich ein.


Einige schöne Détails und architektonische Leckerbissen:









Offenbar hat man bei einer Renovierung den romanischen Hochaltar in die Vierung gesetzt.



Sankramentskapelle (nördlicher Seitenchor) von innen (oben ein Bild von außen). Typisch für die Innenausstattung: Gute Architektur, dennoch bedrückende Wirkung - und das trotz symmetrisch angeordneter Altarausstattung.



Die 1972 von Walker im historischen Gehäuse der romantischen Vorgängerin erbaute Orgel ist von Klais renoviert worden. Ich hörte, das sei gut gelungen.



Erkennbar kölnisch ist die Madonna von 1340:


Freitag, 22. März 2019

Remagen - SS. Peter und Paul und St. Apollinaris


Remagen hat eine Geschichte, die bis zu den Kelten reicht. Der Ort war dann Römerkastell. Die Pfarrkirche SS. Peter und Paul liegt innerhalb der römischen Mauern, könnte also römischen Ursprungs sein. 

Hier ein Blick vom Apollinarisberg auf die Pfarrkirche. Die alte Kirche von 1246, heute Taufkapelle, steht rechts, links von deren Turm der neuromanische Erweiterungsbau von 1900-1904. Dessen Architekt war Caspar Clemens Pickel.






Die Südwand der alten Kirche mit neoromanischen "Hauptportalen" für die neue, nach Norden liegende Kirche:



Apsis der alten Kirche:



Gebetsinschrift außen am Chor der alten Kirche:



Merke: Vierungstürme machen sich immer gut.




Der Zugang zur neuen Kirche (Werktagseingang) befindet sich in einem ummauerten Hof. Stadtseitig ist hier das romanische "Pfarrhoftor" zu finden (um 1150-1200?), dessen Rahmen mit einem rätselhaften Bildprogramm versehen ist. Der Ursprung von Tor und Reliefs sind ungeklärt und könnten in der alten Klosteranlage auf dem Apollinarisberg liegen, auf den wir später zur sprechen kommen. In den Reliefs verschmelzen spätantike, heidnisch-germanische und christliche Symbole. Im Bogenlauf werden die Hauptlaster dargestellt, der Türsturz des kleinen Pförtchens bildet Alexanders Greifenfahrt (Bild für den Hochmut) ab. 




Der Mann mit Doppelfischschwanz soll (ebenfalls?) für Hoffahrt/Hochmut stehen:






Der neoromanische Teil ist schon o.k., reißt einen aber auch nicht vom Hocker.




Geld für teure Kapitelle und Säulen war vorhanden.






In der Sakramentenpastoral ist offenkundig noch Luft nach oben... Und die alte Kirche, heute Taufkapelle, war nicht zugänglich.




Auf dem Weg von der Pfarrkirche zur "Strandpromenade" (die sich lohnt, weil hier keine Autostraße stört und man am Rhein sitzen und etwas zu sich nehmen kann), fallen Straßenschilder in lateinischer Sprache auf. So heißt hier der alte römische Cardo, also die Durchfahrtsstraße von Rom nach England, "Via principalis" (=Hauptstraße). Passend zu diesen Straßennamen hat ein Wirt sein Lokal benannt: 





Blick in den ummauerten Kirchplatz von St. Peter und Paul:



Aber eigentlich fährt man ja wegen der Apollinariskirche nach Remagen. Diese neugotische Torte von Zwirner hat eine lange Vorgeschichte: Seit dem 6. (oder 9.) Jahrhundert soll hier eine Martinskapelle gestanden haben. Nach 1110 errichtete die Benediktinerabtei St. Michael Siegburg hier eine kleine Kirche mit dreischiffiger Krypta. 1139 begann man mit einem Konventsgebäude (Kloster). Die Kirche wurde 1838, das Kloster 1965 abgerissen. (!!!) Bis heute lebt dort - im wenig charmanten Neubau - eine geistliche Gemeinschaft.

1164 überführte der Kölner Erzbischof und Reichskanzer Reinald von Dasselaus Mailand kommend und mit den Gebeinen der Heiligen Drei Könige im Gepäck, die Reliquien des Bischofs Apollinaris aus Raben=Ravenna hierher. Der Legende nach hat das Schiff hier von selbst angehalten, was als göttliches Zeichen dafür gedeutet wurde, daß es St. Apollinaris  beliebte, nunmehr hier beigesetzt zu werden.

Der Leib des Heiligen befindet sich seit 1383 in Düsseldorf; St. Apollinaris ist dort Stadtpatron. Sein Haupt verblieb in Remagen, wurde aber 1793 zum Schutz vor den Franzosen auf die rechte Rheinseite in die Mutterabtei Michaelsberg und von dort nach Düsseldorf gebracht. 1826 kam es zurück nach Remagen. Dieses Ereignis war der Auslöser für den Neubau der Kirche.

Die neugotische Kirche hat eigentlich nicht so ganz viel mit Gotik zu tun, denn sie hat kaum Fenster (gotisch müßte man eigentlich von Lichtwänden sprechen). Zwirner brauchte Wandflächen für die Malerei, die Johann Gottfried Schadow ausführte. Sie beschreiben weitgehend das Leben des heiligen Apollinaris.




Der aufmerksame Betrachter ahnt richtig, daß die Turmhauben nur eine steinerne Hülle sind; tragend ist eine Gußeisenkonstruktion.




















In der Mitte der kreuzförmigen Kirche befindet sich der Eingang zur Krypta mit dem alten gotischen Sarkophag des heiligen Apollinaris. Die Krypta ist nur durch eine Glasscheibe zu sehen.










Die Kirche ist im Besitz der Familie von Fürstenberg-Stammheim. Diese ließ 1884 auf dem Gelände der Kirche eine Gruft anlegen. (Bei diesem steilen Abstieg möchte man sich lieber nicht vorstellen, was bei einer Beisetzung im Sarg passiert...)