Dienstag, 26. Mai 2009

Erstkommunion - Apokalypse now!

In den letzten Tagen haben mir viele Bekannte ihre brandaktuellen Erstkommunionerlebnisse erzählt. Es scheint grausig herzugehen an den Sonntagen um Christi Himmelfahrt. Man tut alles, damit die Leute bloß nicht wiederkommen. 

Hier das "Beste":

Wir hatten ja noch eine Erstkommunion in der Verwandtschaft von N. In X....., am Christi-Himmelfahrts-Tag. So was haben wir noch nicht erlebt..... N. erzählte mir bereits vor der Messfeier, dass sich der Pfarrer der Gemeinde, Pfr. Y., anlässlich der Trauung seines Cousins vor knapp 10 Jahren bei ihm mit den Worten, er sei eine "liturgische Wildsau" vorgestellt habe. Ich musste feststellen:  Er hat nicht untertrieben - im Gegenteil.
In der Kirche war es den ganzen Gottesdienst über tierisch laut, weil es z.B. auch erlaubt wurde, dass Kinder ihre Roller und Dreiräder mit `reinbrachten (und dann natürlich auch benutzten).
Ein Kreuzzeichen zu Beginn oder zum Ende der Messe gab es auch nicht; alle Kerzen brannten, die Osterkerze aber nicht.
Das von den Messdienern zu Beginn der Feier hereingetragene Kreuz wurde nach dem Einzug direkt wieder in die Sakristei verbannt (könnte ja vielleicht stören).
Ach so: Ein Evangelium gab es auch nicht.... Wozu auch ? Hochgebet ???
Dafür gab`s ein "Rennspiel" durch den ganzen Kirchenraum " Wir suchen Gott". Ein Event sondergleichen
Die Musik ließ lediglich "karibische" Gefühle aufkommen. An religiöse Gefühle: nicht zu denken....
Zwischen dem Gottesdienst liefen dann auch etliche Besucher nach draußen: Raucherpause.
Es war total unwürdig. Und am schlimmsten war der eigentliche Empfang der heiligen Kommunion: Der bestellte Fotograf näherte sich jedem Kind beim Kommunizieren auf etwa 20 cm Abstand. Und : Pastor grinste in die Kamera - anstatt das Kind anzusehen. Und das bei etwa 50 Kindern.
Wir haben ziemlich gelitten. Aber die Mehrheit fand es - ich zitiere: "supergeil".

Samstag, 23. Mai 2009

Des Kardinals Weigerung und deren Hintergrund

In der Tagespost deutet ein Jurymitglied des Hessischen Kulturpreises Hintergründe (Abgründe?) für die Weigerung Kardinal Lehmanns an, den Hessischen Kulturpreis anzunehmen:

"Ehe seine Kreuzbetrachtung erschien, äußerte sich Kermani mitten in der Williamson-Debatte sehr freundlich über Papst Benedikt. Vielleicht verbittet sich der Kardinal einfach solche Außeninterpretationen eines Moslems, der auch nicht zu sagen hat, daß seine muslimische Tochter besser aufgehoben wäre, wenn sie in ihrer Schule einem weniger liberalen Katholizismus ausgesetzt wäre."

Sonntag, 17. Mai 2009

Der Papst im deutschen Fernsehen

Eine aufschlußreiche Analyse der Darstellung und Bewertung der Papstreise ins Heilige Land durch das deutsche Fernsehen findet sich hier.

Donnerstag, 14. Mai 2009

Gesetzesänderung zur Spätabtreibung

Leserbrief an eine Tageszeitung:

In Ihrem Bericht „Neue Auflage von alten Gefechten“ über die Neuregelung der Spätabtreibungen schreiben Sie: „Heute darf eine Frau in den ersten zwölf Schwangerschaftswochen abtreiben, wenn sie mindestens drei Tage vor dem Abbruch an einem Beratungsgespräch teilgenommen hat.“ Das stimmt nicht: Auch dann darf sie nicht abtreiben, aber die Abtreibung bleibt straffrei. Auch sprechen sie von „werdendem Leben“. Das ist ebenso  falsch: Biologisch richtig handelt es sich bei den Ungeborenen um lebendige Menschen.

Hier liegt das Problem: Wir schauen weg. Ich selbst merke bei der Zeitungslektüre, daß ich dieses Thema lieber meiden möchte. Doch wir müssen hinsehen und darüber sprechen: Das Thema Abtreibung ist eine riesige Wunde der Menschheit: nach der Statistik der Weltgesundheitsorganisation 2007 Todesursache Nr. 1 (42 Mio.) vor Herz-Kreislauf-Krankheiten (17,5 Mio.) und Krebs (10,9 Mio.). Wir haben uns an das Töten gewöhnt und wollen nicht darüber sprechen. Wir bringen unsere Kinder und vor allem unsere Behinderten um, bevor sie geboren sind, und sehen nicht die fatalen Folgen: Wir werden zu sozialen Kannibalen. 

Hilfsangebote für schwangere Frauen in Not gibt es. Wo ist die Hilfe für das ungeborene Kind? Wo ist die Therapie für eine Gesellschaft, die moralisch, sozial und demographisch Selbstmord begeht? 

Donnerstag, 7. Mai 2009

Celle und die Heide

Hatte mich mein letzter Kurzurlaub an die Ostgrenze des karolingischen Reiches geführt, habe ich nun den Schritt ins Ostsächsische gewagt – nach Celle und in die Heide.

Ich bin begeistert: Celle war Residenzstadt der welfischen Herzöge und hat ein ansehnliches Schloß, dessen Besonderheit die spätgotische Schloßkapelle ist. Diese wurde nach der Reformation üppigst neu ausgestattet, um die neue Lehre – und natürlich die Bedeutung des Hofes – zu illustrieren. Diese Ausstattung aus den 1580er Jahren ist inclusive Orgel vollständig und unverändert erhalten.

Bild am Kapelleneingang: Die "neue Kirche" wird von der alten (links) und dem als Engel getarnten Teufel (rechts) versucht, zum alten Glauben zurückzukehren:


Die Stadtkirche St. Marien ist eine spätgotische Halle, die im 17. Jahrhundert eine barocke Umgestaltung erfahren hat. Da sie herzogliche Grablege war, hat man auch hier höchstes Niveau an den Tag gelegt. Vor allem der aufgeräumte und meisterhaft proportionierte Chorraum hat es mir angetan. Seit 15 Jahren besteht ein „Raum der Stille", der, wie mir ein Kustode sagte, vor allem von jungen Leuten rege zum privaten Gebet genutzt wird – wie ich es auch beobachten konnte.




Celle, Altstadt und katholische Kirche St. Ludwig:


















Eine eigene Reise wert ist das Kloster Wienhausen. Eine nach zisterziensischem Geist lebende Frauengemeinschaft, die – wie fünf andere Heideklöster auch – die Reformation nicht annehmen wollte, dazu aber gezwungen wurde, lebte hier – und tut es in Form eines protestantischen Damenstiftes immer noch.

Ich hatte das Glück, an einer drei-Personen-Führung teilzunehmen, die neben einer neuen Führerin die Priorin des Klosters begleitete. Sie schwärmte davon, wie schön es sei, an einem solchen Ort leben zu können – „fast wie im Himmel.“

Kloster Wienhausen hatte zu katholischen Zeiten eine Heilig-Blut-Wallfahrt. Das Gnadenbild ist ein Auferstehender, durch dessen Seitenwunde die Reliquie minimal sichtbar war. Das wunderbare Bild (das Kloster ist voll von Darstellungen des Auferstehenden) ist heute auf dem Altar der Andachtskapelle im alten Armarium, in dem die Gemeinschaft regelmäßig zum Gebet zusammenkommt.

Das Kloster ist eine zu großen Teilen erhaltene gotische Anlage, einschließlich Inventar und Bemalung. Spektakulär ist der Nonnenchor – vollständig in mittelalterlicher Ausstattung und Malerei erstklassig erhalten.

Heiliges Grab für die Karliturgie:




Unten wurde nach der Gründonnerstagsmesse das Allerheiligste deponiert:






























Fenster im Kreuzgang:
















Der Nonnenchor:













Der berühmte Auferstandene, ehedem Heilig-Blut-Reliquiar:




Eine Reise über Land führte mich in manche Heidedörfer, so Munster (als A-d-W-Standort der Bundeswehr bekannt) und Müden. Wenn man sehen will, wie Kirchen im Spätmittelalter ausgesehen haben, muß man die alten lutherischen Kirchen besuchen, wie Munster, St. Urbani...






























... und Müden, St. Laurentius:
















Wenn auch Emporen den Raum verändert haben, ist doch der Grundeindruck der eines lange durchbeteten und mit Respekt bewahrten heiligen Raumes.