Mittwoch, 19. September 2007

Casel "Summorum Pontificum"


Das ultimative Meßgewand, nach "gotischen" Proportionen entwickelt (wenn auch keine gotische Glockenkasel)

Man benötigt 3,10m Stoff (1,60 m breit) und 7,50 m Stab (je nach Muster auch mehr).

Und so sieht es dann konkret aus.

Samstag, 15. September 2007

LAETIFICAT JUVENTUTEM MEAM


Am 14. September, dem Fest der Kreuzerhöhung, traten die Bestimmungen des Motu Proprio SUMMORUM PONTIFICIUM in Kraft, nach denen die Zelebration der hl. Messe nach dem Ordo Originis weitgehend allgemein freigegeben ist.

Aus diesem Anlaß fand sich in der 1249 errichteten Kirche der kleinsten Pfarrei des Bistums Münster, St. Johannes Senden-Venne, eine Gemeinde zur Feier eben dieser Alten Messe ein.

Die Schola kam von der Studentengemeinde Münster, Meßdiener und Organist waren zum Teil aus dem Ruhrgebiet angereist. Interessierte aus den umliegenden Orten waren gekommen. Der Altersdurchschnitt der 24 Mifeiernden lag bei etwa 40 Jahren.
Zelebrant war der Ortspfarrer, der zu diesem Anlaß einen einfach konstruierten mobilen Altaraufsatz als Bank für Kreuz und Leuchter hatte anfertigen lassen.

Der Ritus stand ganz für sich; es wurde kein persönliches Wort gesprochen. Gesungen wurde das komplette Proprium, die "Missa de angelis" (aus pastoralen Gründen...), nach der Messe Adoro te devote, Te Deum und Tantum ergo.

Nicht lateinisch waren nur am Ende der Messe ein Marienlied und ganz zum Schluß "Ein Haus voll Glorie schauet" (auf allgemeinen Wunsch eines einzelnen Herren die alten Strophen mit den Zinnen).

Die ganze Feier dauerte anderthalb Stunden, aber das ist niemandem aufgefallen. Es war eine spirituell tiefe, extrem "belebende" Sache.

Die Zahl der Mitfeiernden zeigt: Zumindest im Münsterland ist die Alte Messe (auf absehbare Zeit) Minderheitenprogramm. Aber die, die sie wünschen, sind mit viel Interesse und Engagement dabei - und deren Altersdurchschnitt ist vielversprechend.

Einige per Elektropost eingegangene Meinungen:

- "Heute abend war ich in der Missa Tridentina in Venne. Eine beeindruckende, würdige Feier! Ich bewundere auch die große Sicherheit der Schola, die sicherlich viel Übung gekostet hat. (...) Meiner Meinung nach ist die lateinische Sprache ein Garant dafür, dass die Kirchenbesucher nicht nur in einer Nabelschau sich selbst bemitleiden, sondern sich dem Opfer auf dem Altar zuwenden. Das haben Sie, meine ich, heute abend auch erreicht. Gern will ich mich aktiv beteiligen, wenn Sie Hilfe brauchen. (...) Mit freundlichem Gruß und dem herzlichen Wunsch, dass Sie weitermachen."

- "Ich kann nach wie vor kaum in Worte fassen, wie sehr mich die gestrige Messe bewegt hat. Es war nicht meine erste Begegnung mit dem tridentinischen Ritus, ganz gewiß nicht! Aber es war gestern etwas anderes. Es war würdig, rund, ohne aufgesetzt zu wirken, ja natürlich. In mir hat sich etwas verändert (...) Ich weiß nicht genau, wie ich es beschreiben soll, aber "selig" trifft es ganz gut! (...) Deine Warnung (...) ist mehr als berechtigt: Es macht (schon beim ersten Mal) süchtig!"

- "Das war wirklich salvatorisch gestern."

- "Liturgie in verständlicher Sprache."

Samstag, 1. September 2007

Richter-Fenster im Kölner Dom



Ein Freund schrieb mir zum neuen Fenster im Südquerhaus des Kölner Doms von Gerhard Richter:


„Ich verfolge seit ein paar Tagen mit Staunen die Diskussion um das neue Fenster im Dom zu Köln. Ob einem die Abstraktheit gefällt oder nicht, das kann jeder für sich selbst ausmachen. Aber was die Äußerungen des Herrn Kardinal so verblüffend macht, ist, daß dabei dessen Unkenntnis der ganzen theologischen, ästhetischen und symbolischen Zusammenhänge in einem gotischen Kirchbau ins helle Licht gerückt wird. Der Mann weiß offenbar weder über seine eigenen theologischen Traditionen Bescheid, noch weiß er, an welchem Ort er ist - für mich ein Beispiel einer sensationellen unzulässigen intellektuellen Unbedarftheit im Amt, was sogar einen Protestanten ärgert.“


Ich meine auch, der Kardinal hätte besser einfach nichts gesagt. Es gehen ihm eben gerne mal die Pferde durch. Nach seiner Argumentation müßte man den Altenberger Dom den Muslimen anbieten oder neu verglasen (am besten mit Bildern von Sieger Köder, das versteht wenigstens jeder!), denn die dortige hochmittelalterliche Grisaille-Glasmalerei ist ja auch abstrakt (nur Blätter).


Ich bin in Köln gewesen. Das Fenster paßt und entfaltet seine Wirkung. Es ergab sich zufällig ein Gespräch mit einer Klasse Lernbehinderter (8. oder 9. Schuljahr). Aufhänger war die Frage eines Schülers: „Was war denn da vorher?“ Ich erklärte, daß das neugotische Original samt Plänen im Krieg verlorengegangen sei und man danach ein farb- und bildloses Provisorium eingesetzt habe.


Auf meine Frage, wie sie das Fenster finden, sagten sie als erstes: „Sieht klasse aus.“ 


Gut, daß es sie an Pixel erinnerte, näherhin an einen Bildschirm, wenn der Rechner abstürzt, war nicht gerade ein optimaler katechetischer Aufhänger; ich wies lediglich darauf hin, daß es hierbei nicht um Abstürzen ginge, ganz im Gegenteil.


Daß man sich mit dem neuen Kunstwerk farblich und formal zurückgehalten, auf eine eigene (handfest-figürliche) Aussage verzichtet und die Farben der vorhandenen Fenster gewählt hatte, gefiel den Schülern. Einer sagte: „Also sind alle Fenster in diesem einen mit drin.“


Die theologischen Zusammenhänge sind in einer gotischen Kathedrale, die ja ein Gesamtkunstwerk aus Form, Farbe, biblisch-geschichlicher Erzählung und theologisch-liturgischer Aussage ist, so komplex und sensibel, daß man, wie man so schön sagt, genauer hinsehen muß. Z.B.: Was gehört vom ursprünglichen Konzept her in das Südfenster? Was ist in der Nachbarschaft und gegenüber dargestellt und warum?


Ein abstraktes Fenster ist hier natürlich keine konkret-inhaltliche Antwort. Das aber ist wiederum auch eine Antwort, die sagt: Wir wollen oder können heute in diesem sensiblen Geflecht der Beziehungen und Aussagen keine (inhaltliche) Aussage machen, darum beschränken wir uns auf die Farben (die alle aus vorhandenen Fenstern zitiert sind, damit bringt das Fenster nichts Neues), die Wirkung des Lichtes (die genau dem entspricht, was die Gotik intendiert) und die moderne Form (damit man sieht, daß es von heute ist).


Als Protestant mußt Du dich nicht ärgern, das macht doch Huber-Bubba schon für Dich ganz ordentlich ...


Zum Richterfester und einem Gang durch das Triforium des Kölner Domes


Ulrich Terlinden, Die Theologie der gotischen Kathedralen (PDF)