Mittwoch, 4. September 2013

Oxford

Nicht den Tunnel unter dem Mare Britannicum nehmend, sondern klassisch hinüber rudernd (allerdings motorisiert), habe ich zusammen mit einem Studienfreund einem anderen solchen bei dessen Umzug ins inselsächsische Ochsenfurt helfen dürfen. Er tritt dort eine Stelle als Fellow am Blackfriars College an. Ein Tag hin, ein Tag da, ein Tag zurück - verrückt, aber genial.


Land in Sicht:



Die Kreidefelsen bei Dover:



Die Burg über Dover:


Nach der Überfahrt von Dünkirchen nach Dover ging es im Linksverkehr nach Oxford.



Am Abend in Oxford angekommen, ging es noch in einen Pub. Der Weg dorthin erinnerte ein wenig an die Winkelgasse bei Harry Potter. Wir hätten uns nicht gewundert, an einem Zauberstabladen oder einem Eulenfachgeschäft vorbeizukommen.


Das Pub erinnerte dann mehr an das Auenland - nicht zuletzt von der Deckenhöhe her (ca. 1,80 m) ...


Wir wohnten bei den Dominikanern im Blackfriars College. Das College ist in den 1920er Jahren im Stil der "tired gothic" gebaut, wie der Brite zu scherzen pflegt.





Am nächsten Tag ging es in die Stadt.



Wir besuchten zunächst die Universitätskirche St. Mary The Virgin.


Hier amtiert eine anglikanische Pfarrerin. Ein Dominikaner erzählte, er sei bei einer Veranstaltung dort nach dem Namen der Pfarrerin gefragt worden. Er sagte, den wisse er auch nicht; er sage einfach "Father".







Von dieser Kanzel predigte der selige John Henry Newman vor seiner Konversion zur Kirche, wie eine Bronzetafel verkündet, auf der, anglikanisch entspannt, auch dessen Seligsprechung vermerkt ist:



Wir bestiegen den Turm...




... und genossen die Aussicht auf die Stadt mit ihren Colleges und deren Kapellen...



... unter anderem das All Souls College - wahrlich nichts für eine Gotikdiät:




Auf unserem Rundgang durch die Stadt genossen wir immer wieder reizende Perspektiven, da (fast) alles gotisch!




Das Bild stammt vom Weg zum Christ Church College (vormals Canterbury-, Kardinals- und dann, unter Heinrich VIII., Königskolleg), dessen Kirche (nicht Kapelle) zugleich anglikanische Kathedrale von Oxford ist. Hier befindet sich Christ Church Meadow (die Christuskirchenweide) - seit Jahrhunderten erhaltene Grasflächen, auf denen jeder Hochschullehrer seine Kuh weiden darf. (Mein Freund hat noch keine.)


Im Christ Church College wurden manche Szenen für Harry Potter gedreht. Die Halle diente als Vorlage derer von Hogwarts.








Hier studierte auch der heilige Thomas Morus (rechts):



Aufzug (15. Jahrhundert?):




Die Kathedrale, Kirche des Kollegs:





Sie hat eine Scheitelhöhe von nur 13 Metern. Um Höhenwirkung zu erzielen, hat der Architekt die innere Hälfte der Arkadenbögen über das Triforium hochgezogen:




So etwas könnte man schon "hypergotisch" nennen:




Gründerin der Kirche (mit einem Kloster) ist die heilige Frideswide, zu deren Grab man im Mittelalter pilgerte. "Reformatoren" haben, wie ich hörte, ihr Grabmal geschändet und die Reliquien großenteils vernichtet. Die geretteten Reste wurden an alter Stelle beigesetzt - und das in einer seinerzeit und heute protestantischen Kirche (!). Übrigens pilgern heute sogar Anglikaner zu Frideswides Grab.




Dann ging es zur Bodelain Library, der nach den Zerstörungen der Reformationszeit neu gestiftete Zentralbibliothek der Universität, die in der Divinity School eingerichtet wurde.




Der Höhepunkt ist die Halle, der älteste Lehr- und Examenssaal der Universität Oxford, deren Geschichte bereits ca. 1096 ohne offizielle Gründung beginnt. Die heutige Halle wie die übrigen historischen Gebäude stammen aus dem 15. Jahrhundert.







Schon damals liebte es der Engländer schräg:




Weiter ging es durch die Stadt...



... zum Mittagessen, das sogar schmeckte. Hier ein frisch gezapftes Bier:



Am Nachmittag gingen wir zum St. John's College.



Das ist doch mal ein gepflegtes Fallrohr:


Modernes Studentenwohnheim:


Dann besuchten wir das Exeter College, dessen neugotische Kapelle von außen an die Sainte-Chapelle in Paris erinnert:




Dies ist die alte Kapelle von 1623-24:


Oxford ist eine wunderschöne Stadt. Ich bin froh, daß ich nun einen Freund dort habe und so einen Grund, wieder hinzufahren, um ihm seine Kuh zu bringen.




2 Kommentare:

Laurentius Rhenanius hat gesagt…

Bei solchen Umzügen hilft man doch gerne mit!
Wunderschöne Fotos!
Glückwunsch!!!

dilettantus in interrete hat gesagt…

Also den Aufzug möchte ich gerne mal nach oben fahren sehen!