Mittwoch, 16. Juli 2014

Utrecht und Zuilen (Zuylen)


Vorbemerkung: Um den Dom von Utrecht gibt es ein "Kirchenkreuz", das durch die Kirchen St. Peter im Osten, St. Katharina (die heutige Kathedrale) im Süden, die St. Marien (Buurkerk) im Westen und die St. Johannes im Norden gebildet wird. Bilder von St. Peter und St. Katharina fehlen hier noch, werden aber bei Gelegenheit nachgeliefert.  

Utrecht ist neben Nimwegen eine der ältesten Städte der Niederlande: Hier ging in Zeiten des Römischen Reiches vor der Nordsee nach meiner Information die letzte Brücke ("trajecum") über den Rhein. Von "ultra trajectum" leitet sich der Stadtname ab, was "jenseits der Brücke" bedeutet. Nach dem Abzug der Römer besiedelten Franken das römische Castrum und gründeten hier eine dem heiligen Martin geweihte Kirche. Das Wappen Utrechts bildet den geteilten Mantel des heiligen Martin ab.

Bedeutsam wurde die Stadt vor allem durch die Mission des Heiligen Willibrord, zu dessen Dom die alte St. Martinskirche wurde und (heute in gotischer Gestalt) die Mitte der Stadt bildet, aber zur Zeit unter protestantischer Verwaltung steht. ;-)

Die St. Nikolaus-Kirche (St. Nicolai / Sint Nikolaas) ist nach drei (!) Bilderstürmen an die Calvinisten übergegangen. Da diese gar nicht so viele Kirche brauchten, schaffte die Gemeinde ein bedeutendes Glockenspiel an, erhöhte dafür den Südturm und hoffte erfolgreich, dadurch einen Abriß der Kirche zu verhindern.



Lustiges Projekt: Kirchen-Gucken-Utrecht. Natürlich ohne geistlichen Anspruch, aber immerhin kommt man so auch in protestantische Kirchen.



Spuren der romanischen Kirche.


Calvinistisches Predigtzentrum. Der Predikant schreitet durch zwei goldene Bögen auf die Kanzel.


Der Dom St. Martinus ist eine wirklich herausragende gotische Kathedrale (gewesen). Sein Langhaus ist im 17. Jahrhundert eingestürzt...












Es wird (sogar) gebetet.


Mittelalterliche (katholische!!!) Fresken sind freigelegt.


Hier finden ökumenische Mittagsgebete statt.


An diesem Freude erweckenden Ort wird bei protestantischen Hauptgottesdiensten die Frohe Botschaft den Gläubigen kundgetan:



Bei der Reformation 1580 zerstörtes Retabel. (Man könnte die Calvinisten als die christliche Denomination bezeichnen, die immer alles kaputtmacht.)


Auch das Heilige Grab (Gerrit Splintersz 1501) hinter dem heute entfernten Hochaltar, wie auch zwei Bischofsgrabmale, sind 1580 demoliert, aber immerhin nicht entfernt worden:


Neuerdings hat man mittelalterliche Sakralkunst entliehen und läßt so die calvinistischerseits abgelehnten Bilder wieder zu, wie hier eine feine Kreuzigungsdarstellung (Westfalen um 1550):



Am östliche Eingang zum Kreuzgang des Domes wird - für eine calvinistische Stadt und Kirche ganz bemerkenswert - der Stadtpatron St. Martin bei der Mantelteilung dargestellt, die das Wappen der Stadt bildet:






In der Nähe des Doms befindet sich das "Paushuize" (Papsthaus), das der in Utrecht geborene Adriaen Floriszoon Boeiens ab 1517 hat bauen lassen aber nie darin gewohnt hat, weil er 1522 als Papst Hadrian VI. den Stuhl des heiligen Petrus bestieg.





Das Papsthaus diente von 1815 bis 1954 als Sitz der Gouverneurs der Provinz Utrecht. Seitdem standen Wachhäuschen vor der Brücke zum Haus, waren aber vermutlich nicht besetzt. Diese beiden "neugotischen" Exemplare von 1890, die heute im Garten stehen, sollen sich laut Informationstafel an den Stil des Papsthauses anlehnen, das freilich schon im Stil der Renaissance gebaut ist, sind also eher eine "sakrale Reminiszenz" an den Sohn der Stadt.


Auf der Innenseite des Torhauses der Wappenspruch von Daniël D’Ablaing, 1612 bis 1644 Eigentümer des Papsthauses ("Nicht alles, was droht, wird angreifen.")






Zur Buurkerk (St. Marien), der einst ältesten Pfarrkirche der Stadt...




... Das ist sie nicht mehr:




Katholische Spuren:




Jetzt gehts zur neugotischen St. Willibrord-Kirche mitten in der Altstadt Utrechts. Sie ist im Besitz einer privaten Stiftung, die für ihre Renovierung gesorgt hat. Hier wird - horribile dictu - regelmäßig die Alte Messe zelebriert, wozu die Stiftung die Kirche an das Erzbistum vermietet hat. 2017 hat die Piusbruderschaft die Kirche übernommen.












Marienaltar:



Der Kreuzweg ist - man muß es so sagen - blau.


Herz-Jesu-Altar:



Der Heilige Willibrord:



In einer Nebenkapelle werden offenbar Reliquien des Heiligen Willibrord verehrt:



Vor der St. Johanneskirche (Sint Jan) steht ein Denkmal des heiligen Willibrord.



"Seht das Lamm Gottes..."


In der Kirche freilich geht es zu wie in den meisten calvinistischen Kirchen der Niederlande...






Dann bin ich nach Zuylen (neuerdings Zuilen) gefahren, genauer gesagt nach Oud Zuilen, weil das Navigationsgerät nichts anderes zu bieten hatte. Der Ort liegt nahe bei Utrecht. Hier ist der Heilige Ludgerus geboren. Darauf findet man hier keine Hinweis. 

Auch das Schloß Zuilen/Zuylen (ehemalige Burg) ist zu jung, als daß er dort geboren sein könnte. (Im Nachhinein habe ich im Netz die Geburtkapelle entdeckt, aber die ist natürlich jüngeren Datums.) Dennoch ein nettes Dörfchen.








Beim ersten Versuch, die reformierte (hervormde) Kirche in Zuilen aus dem 17. Jahrhundert zu betreten, stieß ich auf eine Trauergesellschaft mit "weltlichem Redner". Auf dem späteren Rückweg vom Schloß war die Trauerfeier vorbei, und ich kam in die Aufräumarbeiten. Der Sarg war noch nicht weggeräumt...


1 Kommentar:

Laurentius Rhenanius hat gesagt…

Schöne Photographien, wenn sie auch bis auf die Sequenz aus St. Wilibrord bei Sonne und gefühlten 36 °C eine Novemberdepression hervorrufen. Der "vergessene Sarg" ist der Oberhammer!
Eins muß man dem Geusen aber lassen: Messingleuchter kann er und Einbauküchen!