Donnerstag, 7. Mai 2009

Celle und die Heide

Hatte mich mein letzter Kurzurlaub an die Ostgrenze des karolingischen Reiches geführt, habe ich nun den Schritt ins Ostsächsische gewagt – nach Celle und in die Heide.

Ich bin begeistert: Celle war Residenzstadt der welfischen Herzöge und hat ein ansehnliches Schloß, dessen Besonderheit die spätgotische Schloßkapelle ist. Diese wurde nach der Reformation üppigst neu ausgestattet, um die neue Lehre – und natürlich die Bedeutung des Hofes – zu illustrieren. Diese Ausstattung aus den 1580er Jahren ist inclusive Orgel vollständig und unverändert erhalten.

Bild am Kapelleneingang: Die "neue Kirche" wird von der alten (links) und dem als Engel getarnten Teufel (rechts) versucht, zum alten Glauben zurückzukehren:


Die Stadtkirche St. Marien ist eine spätgotische Halle, die im 17. Jahrhundert eine barocke Umgestaltung erfahren hat. Da sie herzogliche Grablege war, hat man auch hier höchstes Niveau an den Tag gelegt. Vor allem der aufgeräumte und meisterhaft proportionierte Chorraum hat es mir angetan. Seit 15 Jahren besteht ein „Raum der Stille", der, wie mir ein Kustode sagte, vor allem von jungen Leuten rege zum privaten Gebet genutzt wird – wie ich es auch beobachten konnte.




Celle, Altstadt und katholische Kirche St. Ludwig:


















Eine eigene Reise wert ist das Kloster Wienhausen. Eine nach zisterziensischem Geist lebende Frauengemeinschaft, die – wie fünf andere Heideklöster auch – die Reformation nicht annehmen wollte, dazu aber gezwungen wurde, lebte hier – und tut es in Form eines protestantischen Damenstiftes immer noch.

Ich hatte das Glück, an einer drei-Personen-Führung teilzunehmen, die neben einer neuen Führerin die Priorin des Klosters begleitete. Sie schwärmte davon, wie schön es sei, an einem solchen Ort leben zu können – „fast wie im Himmel.“

Kloster Wienhausen hatte zu katholischen Zeiten eine Heilig-Blut-Wallfahrt. Das Gnadenbild ist ein Auferstehender, durch dessen Seitenwunde die Reliquie minimal sichtbar war. Das wunderbare Bild (das Kloster ist voll von Darstellungen des Auferstehenden) ist heute auf dem Altar der Andachtskapelle im alten Armarium, in dem die Gemeinschaft regelmäßig zum Gebet zusammenkommt.

Das Kloster ist eine zu großen Teilen erhaltene gotische Anlage, einschließlich Inventar und Bemalung. Spektakulär ist der Nonnenchor – vollständig in mittelalterlicher Ausstattung und Malerei erstklassig erhalten.

Heiliges Grab für die Karliturgie:




Unten wurde nach der Gründonnerstagsmesse das Allerheiligste deponiert:






























Fenster im Kreuzgang:
















Der Nonnenchor:













Der berühmte Auferstandene, ehedem Heilig-Blut-Reliquiar:




Eine Reise über Land führte mich in manche Heidedörfer, so Munster (als A-d-W-Standort der Bundeswehr bekannt) und Müden. Wenn man sehen will, wie Kirchen im Spätmittelalter ausgesehen haben, muß man die alten lutherischen Kirchen besuchen, wie Munster, St. Urbani...






























... und Müden, St. Laurentius:
















Wenn auch Emporen den Raum verändert haben, ist doch der Grundeindruck der eines lange durchbeteten und mit Respekt bewahrten heiligen Raumes.



2 Kommentare:

Altenbochumer hat gesagt…

Sehr schön. Vielen Dank!

kg hat gesagt…

Super Bilder!

Leider herrscht in Wienhausen (inzwischen) allerstrengstes Fotografierverbot. Schön wäre daher, wenn auch der Nonnenchor von Wienhausen mit wenigstens einem brauchbaren Bild in der Wikipedia vertreten wäre. Dies würde eine Freigabe unter CC-BY-SA bedeuten, die Veränderbarkeit und kommerzielle Nachnutzung einschließen würden. Bei Interesse Benutzer: Historiograf in der Wikipedia kontaktieren. Vielen Dank!