Samstag, 28. September 2013

Nimwegen - Nijmegen - Noviomagus


Nimwegen ist die älteste Stadt der Niederlande. Als Noviomagus von den Römern gegründet, liegt sie als alte Grenzfestung des Römischen Reiches an der linken Rhein-, genauer: Waalseite, da der Rhein sich kurz oberhalb in Waal und Lek teilt.

Obwohl die Stadt 1944 von den Aliierten versehentlich bombardiert worden ist, hat sie Schätze der Geschichte bewahrt - allen voran den Valkhof, Falkenhof, eine karolingische Pfalz.

Hier befand sich einst das römische Castrum. Von der Pfalz ist die Nikolauskapelle vollständig erhalten, eine um 1000 errichtete kleine Schwester der Aachener Pfalzkapelle.

Von der Martins- oder Barbarossakapelle steht nur noch die Chorapsis. Deren Rest wurde mit der gesamten mittelalterlichen Burg samt ihrem Donjon in der Franzosenzeit abgerissen. Man konnte Napoleon davon abhalten, die verbleibenden Bauten niederzulegen, weil man ihn u. a. mit in die Außenwände eingefügten "antiken" Dachpfannen (s.u.) und dem Hinweis auf die (tatsächlich) römischen Säulen im Chor der St.-Martinskapelle davon überzeugte, daß dies Relikte des Römischen Reiches seien, was ja auch in gewisser Weise stimmt.

Übrigens hatte eine Volksabstimmung in der Stadt entschieden, den Donjon wieder aufzubauen. Doch der Wiederaufbau erfolgt nun leider doch nicht.

Bei der Pfalz stand die Pfarrkirche St. Stephanus mit einer Armreliquie des Erzmartyrers, die für den Bau der Stadtmauer abgebrochen und an anderer Stelle neu errichtet worden ist (s.u.; die Reliquie ist bei der Reformation vernichtet worden).
















Die Reste der dem heiligen Martin geweihten Barbarossakapelle :




Der große Sohn der Stadt ist der zweite Apostel Deutschlands, St. Petrus Canisius, Pieter de Hondt ("der Hund"). Sein Denkmal aus den 1920er Jahren steht nahe der Pfalz.

Die lehrende Hand des Jesuiten bildet von hinten gesehen die Silhouette eines Hundekopfes.



Das Rathaus:


Der Markt:


Durchgang zur heute reformierten Großen Kirche St. Stephanus (Groote Kerk, Sint Stevenskerk, siehe auch hier), die 1273 im Auftrag des Kölner Bischofs von Albertus Magnus (!) geweiht worden ist. Albert war zuvor wider Willen zwei Jahre lang Bischof von Regensburg. Nach einigen Zwischenstationen erlaubte der Papst ihm um 1269 die Rückkehr in die Ruhe des Klosters bei St. Andreas in  Köln. So stand er dem dortigen Erzbischof als "Weihbischof" zur Verfügung.



Das Maßwerk ist echt schräg:



Die Lateinschule (um 1500) hat ihren Figurenschmuck trotz Bildersturms bewahrt...



... die Kirche natürlich nicht...



... soweit er nicht in jüngeren Zeiten wieder freigelegt worden ist. Hier das Beispiel der heiligen Kümmernis (Sint Ontkommer) im Chorumgang (wichtige Heilige!):


Zum 750. Weihetag von St. Stephanus (1273 -> 2023) haben die Calvinisten nicht etwa deren Bild unter Absingen des Genfer Psalters wieder übertüncht, sondern bieten seitdem ein Bier aus einer örtlichen Brauerei mit ihrem Bild (pfui!) teuer zum Kauf an:


Prächtig nüchtern reformiert:




In der Mitte des Hochchors (s. o.) befindet sich das Grabmal Katharinas von Bourbon, Herzogin von Geldern. Dahinter ist nach dem Bildersturm die Mensa des Hochaltares (?) als Bodenplatte "wiederverwendet" worden.

Die Kirche hatte einst 25 Altäre, einen davon sogar auf dem Lettner:



Nach der Reformation (Zustand um 1940):


In dieser Aufsichtstribüne nimmt/nahm der Magistrat der Stadt seine Plätze ein:




Der Leuchter wurde offenbar von der Schneidergilde gestiftet:


Die Jakobuskapelle - für die Pilger nach Santiago. Heute noch brechen auch die Fußpilger nach Kevelaer hier auf:



Die Marienburgkapelle, umgeben von moderner Architektur:




Die katholische Kirche St. Petrus Canisius war ursprünglich eine Klosterkirche aus dem 14. Jh.. Nachdem die Katholiken in Nimwegen wieder in der Mehrheit waren, wurde sie 1818 wieder katholisch und Jesuitenkirche unter dem Patrozinium des hl. Ignatius von Loyola. Sie wurde 1894-96 neugotisch und größer neu errichtet, erhielt nach dessen Heiligsprechung 1925 das Patrozinium des hl. Petrus Canisius,  wurde 1944 stark zerstört und dann in bemerkenswerter Form wieder aufgebaut. Unter der "Zentralkredenz" Reliquien des hl. Petrus Canisius, so seine Schuhe...










Marienkapelle mit beim Bildersturm geretteten mittelalterlichen Gnadenbild "U.L.F. von Nimwegen":






1 Kommentar:

dilettantus in interrete hat gesagt…

Keine Kanonikerhäuskes?
Traumatische Erinnerung?
Ich bin entsetzt!