Dienstag, 30. August 2016

Leiden und Katwijk (Holland)

Die Universitätsstadt Leiden in Holland hat eine prächtige Vergangenheit, wie ihre Gebäude zeigen. Für die Entstehung der niederländischen (und protestantischen) Generalstaaten ist sie bedeutend, wie sie schon zuvor Grablege der Grafen von Holland war. Diese residierten einst hier, bevor sie ihren Sitz nach 's Gravenhage verlegten.  

Hochland- oder St. Pankratiuskirche

1314 wurde eine erste hölzerne Kapelle gebaut, die schnell durch eine Backsteinkirche ersetzt wurde. 1366 wurde St. Pankratius Stiftskirche. Man begann mit der Vergrößerung der Kirche, die nicht vollendet wurde.

Die Westfassade stammt noch von der 1366 errichteten Kirche. An der Größe des neuen Teils kann man sehen, wie groß die Kirche hätte werden sollen.

Hauptorgel von Pieter Jansz de Swart, 1565, erweitert 1637 von den Gebrüdern van Hagerbeer.

Die Kirche war wegen einer „uitvaart“ (Beerdigung) geschlossen. Der Bestatter erlaubte mir, von der Tür aus zu photographieren. („Maar niet de kist!“)













Der von Menschenhand aufgeworfene Burghügel ist älter als die Stadt. Die Festung selbst wurde etwa 1150 erbaut. Der Erzählung nach gibt es hier seit dem vierten Jahrhundert eine Verteidigungsanlage.

Da die Stadt seit dem vierzehnten Jahrhundert schnell wuchs, verlor die Burg ihre militärische Bedeutung. Sie wurde 1651 von der Stadtverwaltung gekauft und in einen Stadtpark umgewandelt.

Von hier aus hat man einen guten Überblick über die Stadt.


  

Die Marekirche (Name eines Gewässers) wurde 1649 als erste (neue) Kirche für den protestantischen Gottesdienst in den Niederlanden erbaut, daher die Rundform.    




Stadtmitte mit Rathaus und Buttermarkt


Rathaus




Die Schlüssel im Stadtwappen kommen vom heiligen Petrus, dem Patron der ältesten Pfarrkirche. Und das im (einst) erzcalvinistischen Leiden! Das müssen Schmerzen sein...




1121 wurde die älteste Pfarrkirche von Leiden als Grabkapelle der Grafen von Holland gegründet und seitdem oft umgebaut und vergrößert. Das heutige fünfschiffige Gebäude entstand 1390-1565. Der 120 m hohe Turm – auch als Landmarke für die Nordseeschiffer erbaut – stürzte 1512 ein.

Die Pfarrei unterhielt nach Auskunft eines Informationsblattes einen eigenen einen Chor (Getijdencollege), der die sieben (Tages-) Horen des Stundengebets und die Messe zu singen hatte.

Für diesen Chor wurden 1549-65 spezielle Notenbücher geschrieben; sechs der acht Chorbücher von St.Peter sind erhalten. 


Insgesamt scheint es hier also an Geld nicht gemangelt zu haben...

1572 schlug sich die Stadt auf die Seite Wilhelms von Oranien. Die Kirche wurde von der „Hervormde Gemeente“ (in etwa: calvinistisch-niederländische Staatskirche) übernommen, am 7. Juli geschlossen, von allem Katholischen „befreit“ und am 5. Oktober zum ersten reformierten Gottesdienst eröffnet. Alle erweiternden Baumaßnahmen fanden ein Ende.


Die Orgel wurde zwischen 1637 und 1643 von van Hagerbeer erbaut.

Rembrandt van Rijn wurde in Leiden geboren und wohl in dieser Kirche getauft. Seine Eltern liegen hier begraben.

1609 kamen 300 englische pietistische Glaubensflüchtlinge unter William Bradford und John Robinson nach Leiden. Robinson kaufte in der Nähe von St. Peter ein Haus und baute weitere 21 kleine für seine Glaubensgenossen. Die „Pilger“ zogen in die Neue Welt und können als die Gründer der Vereinigten Staaten angesehen werden. Andere blieben in Leiden. John Robinson liegt in St. Peter begraben. Einige amerikanische Präsidenten haben „Leidener Pilger“ als Vorfahren. So wohnt die Familie Blossom, aus der Barack Obama stammt, bis heute hier.

Die Kirche wurde 1975 als Gottesdienstraum aufgegeben und in die „Stichting Pieterskerk“ überführt.

Seitdem kann sie für unterschiedliche Zwecke genutzt werden. Die Universität eröffnet hier ihr akademisches Jahr und ihren „Dies Natalis“.


















Nahe bei Leiden liegt Katwijk. Die meisten an der Küste liegenden holländischen Orte gibt es gleich zweimal: "aan Zee" und "binnen". "Katwijk binnen" gibt es allerdings nicht, sondern "aan de Rijn", was dem vielleicht verwunderten Geographiekundigen deutlich macht, daß große Teile der Niederlande das Rheindelta bilden. 

In Katwijk aan Zee steht die (alte, ehemals katholische) Kirche St. Andreas. Die Bilder zeigen sehr schön, was die calvinistische Konfession aus so einem Raum macht. Es gibt noch nicht einmal einen auch nur kleinen (Altar-) Tisch. Sonst aber alles trostlos-edel.

Hier ein Bild der zweischiffigen Kirche vor dem Anbau des neugotischen Ostteils.




Die Bänke sind in Haupt- und Querschiff auf Tribünen erhöht.