Montag, 30. Oktober 2023

Lübeck: St. Katharinen

Die um 1300 errichtete einstige Franziskanerkirche St. Katharinen (Informationen hierhierhier und hier), ehedem Zentrum des Ordens im Ostseeraum, ist die einzige Ordenskirche Lübecks, die nach der Reformation erhalten geblieben ist. Sie ist - wenn auch offiziell keine Kirche mehr - Schulkirche des Katharineums.


Ihre schöne Backsteinfront mit Figuren von Ernst Barlach (1930er Jahre) und Gerhard Marcks (1950er Jahre), die auf diesem Bild aber nicht zu sehen sind: 



Im Inneren der Kirche (merkwürdigerweise keine Hallenkirche, wie bei den Bettelorden üblich)  erblickt man einen Lettner (1450), der aber nicht zu einem klassischen Hochchor führt, sondern in den "Unterchor" mit einem Bürgermeistergrab. Darüber befindet sich der "Oberchor", in dem die Franziskaner gebetet haben. (Zu beiden unten mehr.)



Das Kirchenschiff nach Westen...



... mit der "St.-Jürgen-Gruppe" von Bernt Notke (Ende 15. Jh.; Gipsabguß 1926; hier das Originalweitere Bilder):



Vor dem Lettner steht der erstaunlich "tiefe" (Kreuz-) Altar. Ob er mit einem Retabel ausgestattet war, weiß ich nicht. Jedenfalls ist er zur Inzens umschreitbar:



Die Franziskaner gingen aus dem Dormitorium ursprünglich über zwei hölzerne Wendeltreppen zum Gebet in den Oberchor. Erst im frühen 16. Jh. - kurz vor der Reformation - entstand diese Treppe mit Szenen aus dem Leben des hl. Franz, hier seiner Stigmatisierung:



Darüber die Kemper-Orgel von 1948:



Der Unterchor mit dem Grab des 1481 verstorbenen Bürgermeisters Johann Lüneburg, der mit seinem Begräbnis hier sein Seelenheil dem Gebet der Franziskaner anvertraut und dafür gut bezahlt haben wird:




Der Oberchor für das Gebet der Franziskaner (Chorgestühl aus dem 14. Jh.; der Altar dürfte entfernt worden sein):



Der ganze Fußboden der Kirche ist mit Grabplatten ausgelegt. Die reichen Lübecker ließen sich gerne in den Ordenskirchen beisetzen, was für den Dom Einnahmeverluste bedeutete. 


Im Nordschiff befindet sich diese Glockensammlung:



Eine frühlutherische Darstellung des Jüngsten Gerichts, bei der, wie auch katholisch üblich, angeblich fromme Leute (Päpste usw.) in die Hölle kommen...



... hier aber - und das ist reformatorisch neu - sich eine Nonne über die Verdammung beschwert, indem sie entrüstet einen Ablaßbrief vorweist: 



Im Westen des Südschiffs befindet sich die von Tintoretto 1576 gemalte "Auferweckung des Lazarus", einst (nachreformatorisch) für die Grabkapelle der Familien Hane und Gude angeschafft und mit einer künstlerisch abfallenden Umrahmung versehen:



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