Damals wurde der Menschensohn auf höhere und heiligere Weise als Gottes Sohn anerkannt. Als
der Menschensohn sich in die Herrlichkeit der väterlichen Majestät zurückzog
und auf unaussprechliche Weise begann, seiner Gottheit nach gegenwärtiger zu
sein, während er seiner Menschheit nach in größere Ferne rückte.
...
So
wurde der Glaube dorthin gerufen, wo Christus als der dem Vater gleiche,
einzige Sohn nicht mit körperlicher Hand, sondern mit geistigem Verständnis
berührt würde. Als daher Maria aus Magdala, welche die Person der Kirche
darstellt, nach der Auferstehung des Herrn zur Berührung seines Leibes
herbeieilt, sagt er zu ihr: „Berühre mich nicht, denn noch bin ich nicht zu
meinem Vater hinaufgegangen.“ (Joh 20,17) Damit will er sagen: Ich will nicht,
daß du mich mit leiblichen Sinnen erkennst; ich verweise dich auf Höheres, ich
bereite dir Größeres. Wenn ich zu meinem Vater aufgestiegen bin, wirst du mich
vollkommener und wahrer betasten; dann wirst du wahrnehmen, was du nicht
berührst, und glauben, was du nicht siehst.
...
Laßt
uns also mit geistlicher Freude jubeln und uns freuen, indem wir Gott würdig
danken; laßt uns die nicht mehr gehaltenen Augen (vgl. Lk 24,16) unseres
Herzens zu jener Höhe erheben, in der Christus ist.
Leo der Große († 461), Aus einer Predigt zum Fest Christi Himmelfahrt
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