Der 1907 eröffnete Krefelder Hauptbahnhof (siehe auch hier), entworfen von Karl Wilhelm Biecker, ist ein besonders schönes Beispiel der wilhelminischen Reichsarchitektur.
Nach der Selbstauflösung des Heiligen Römischen Reiches und dem Wiener Kongreß war Preußen zur neuen deutschen Großmacht geworden. Dessen Kanzler Otto von Bismarck schmiedete ein "zweites" und nun national verstandenes "Deutsches Reich" unter Ausschluß des katholischen Vielvölkerstaats Österreich (Nationalismus war damals angesagt).
Der preußische König und neue Kaiser mußte das noch inhomogene neue (und dann nur 47 Jahre lang währende) Reich durch imperiale "Pinkelmarken" zusammenschmieden. Dazu errichteten die Wilhelms (I. und mehr noch II.) Denkmale wie die "Preußenmadonna" und ließen Postämter, Rathäuser (diese unter städtischer Ägide) und Bahnhöfe in historistischem, auf das Mittelalter und die Renaissance zurückgreifendem Stil erbauen, um das junge Reich durch kaiserliche Symbole zu einen und ihm seinen geschichtlichen "Grund" vor Augen zu stellen.
Die neuen Amtsgebäude und Bahnhöfe wurden darum mit Anklängen an mittelalterliche Burgen und Renaissanceschlösser erbaut und haben auch ein sakrales Gepräge (Kaiser "von Gottes Gnaden").
Der Krefelder Hauptbahnhof ist ein besonders schönes Beispiel dafür, weil er in Material und Fertigung kostbar gemacht ist, sein Hauptfenster an die Aachener Pfalzkapelle Kaiser Karls des Großen und die Bahnhofshalle an eine osmanische Moschee erinnern (Kaiser Wilhelm II. hegte eine Sympathie für die Osmanen).
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