Dienstag, 9. Juli 2024

Berlin: Dom (Dominikanerkirche St. Paulus)


Der Berliner Dom, die größte protestantische Kirche Deutschlands, ist zwar erst unter Kaiser Wilhelm II. erbaut worden, hat aber eine Geschichte, die bis ins 14. Jahrhundert und damit vor die Hohenzollernzeit zurückreicht.


Die alte Kirche, 1350 als gotische Hallenkirche erbaut, stand am Nordwestende des später erbauten Schlosses. Sie war nach St. Petri die zweite, dem hl. Paulus geweihte Kirche in Kölln und Klosterkirche der Dominikaner.


Die Hohenzollern bauten in der Nähe 1443 eine Zwingburg, deren Kapelle dem hl. Erasmus geweiht war. 1465 wurde hier ein Kollegiatsstift errichtet, womit die Geschichte des "Doms" begann, der freilich nie Bischofskirche war. (Quelle


Kurfürst Joachim II. hob 1535 mit Genehmigung des Papstes das Kloster der Dominikaner auf, wies ihnen das Kloster in Brandenburg zu (der vormaligen Residenzstadt der Markgrafen), übergab die Kirche dem Kollegiatsstift von St. Erasmus (nun "Domkapitel" genannt), stattete sie prunkvoll aus, ergänzte sie um zwei Türme und machte sie zur fürstlichen Begräbnisstätte. So war sie von 1536 bis 1747 die Hof- und Domkirche der Hohenzollern, versehen mit dem Patrozinium der heiligen Maria Magdalena, des hl. Erasmus und des hl. Kreuzes. Der hl. Paulus ist merkwürdigerweise gestrichen worden. (Siehe hier und hier).


1608 wurde das Domkapitel aufgelöst. Der Dom wurde zur obersten Pfarrkirche Köllns und erhielt den neuen Namen "Zur Heiligen Dreifaltigkeit". Ein Bild von 1736 sieht man hier.


König Friedrich II. ließ die Kirche 1747 abreißen und an einem neuen Ort als protestantische Predigtkirche "Zur Heiligen Dreifaltigkeit" und herrscherliche Begräbnisstätte neu errichten, wobei er die Gebeine seiner Vorfahren aus dem alten Dom umbetten ließ. 


Der neue Dom wurde von Johann Boumann und Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff in calvinistischem Barock entworfen und am 6. September 1750 eingeweiht.



Anfang des 19. Jahrhunderts von Karl Friedrich Schinkel klassizistisch umgestaltet. So sah der Dom 1825 aus:



Der barock-klassizistische Dom 1982, kurz vor seinem Abriß:



Ein unter König Friedrich Wilhelm IV. geplanter Neubau (eine neo-antike Basilika) ist nicht ausgeführt worden. Die Revolution von 1848 und der neue Preußische Landtag haben das verhindert. Nur drei Chorapsiden waren bis dahin erbaut. Erst unter Kaiser Wilhelm II. kam es zum Bau des heutigen Doms in wilhelminisch-historisierender Pracht. Dabei wurden der Altar (um sieben Stufen erhöht, geschaffen 1850 von Friedrich August Stüler) und die bronzene Apostelschranke (Friedrich Schinkel) mit dem dahinter befindlichen Petrusaltar aus dem Vorgängerbau übernommen - ein bemerkenswert "sakraler" Akt für einen eigentlich calvinistischen Bauherrn.


Die Apostelschranke beerbt den Lettner, der Hauptaltar den Kreuzaltar, der Petrusaltar den Hochaltar in mittelalterlichen Kirchen. Warum letzterer nicht dem hl. Paulus, Patron der alten Dominikanerkirche, geweiht ist, habe ich nicht herausgefunden.


Der Dom wurde im Zweiten Weltkrieg beschädigt und in DDR-Zeiten mit Westgeld wieder aufgebaut. Die Kuppeln (Bild) sind dabei vereinfacht und um 18 m Höhe reduziert worden.


Unter dem Dom befindet sich die (während meines Besuches geschlossene) Hohenzollerngruft, zu der man einst durch die 1975 gesprengte Denkmalskirche gelangte. Deren eingelagerte Reste liegen für eine Wiedererrichtung bereit.






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