Dienstag, 9. Juli 2024

Berlin: St. Petri Kölln


St. Petri ist die erste Kirche der "deutschen" Siedlung Kölln bei Berlin. Sie ist um 1200, spätestens 1230 erbaut und wird 1285 als Prämonstratensergründung erstmals erwähnt (oben ein Bild von 1690). Die zweite ist die Dominikanerkirche St. Paulus, in deren Tradition der heutige Berliner Dom steht.


Am Palmsonntag 1615 kam es hier zum "Berliner Tumult". Ein calvinistischer Hofprediger hatte um 9 Uhr im Dom dessen Reinigung "von papistischem Unflat" (Altar, Taufstein, Bilder) verteidigt. Um 12 Uhr erwiderte der lutherische Kaplan Peter Stuler in St. Petri die calvinistische Predigt mit heftigen Gegenangriffen und richtete sich sogar direkt an den Kurfürsten: „Willst du reformieren, so ziehe nach Jülich, da hast du zu reformieren genug.“

Danach kam es zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Lutheranern und Calvinisten, in deren Folge der Frau des Kaplans das Krugrecht entzogen wurde, so daß er die Stadt verlassen mußte. Mit dem Berliner Tumult endeten aber - für "Preußen" bezeichnend - die Versuche der Hohenzollern, ihre lutherischen Untertanen zum Calvinismus zu zwingen.


Die alte Kirche wurde durch vier Neubauten ersetzt, deren letzter aus dem Jahr 1852 im Zweiten Weltkrieg schwer beschädigt wurde und dann so aussah:



1960 wurde die Kirche auf Betreiben der DDR-Regierung mit Zustimmung des Kirchengemeinderats abgerissen. An ihrer Stelle wurde ein Parkplatz angelegt.


Mit Beschluß der St-Petri-Gemeinde von 2009 entsteht auf den Grundmauern der Kirche(n) derzeit ein interreligiöses Bet- und Lehrhaus für Juden, Christen und Muslime, das "House of One".


Zur Zeit (2024) sieht "St. Petri" und der historische Kern Köllns so aus:



Im Untergrund ist bereits ein Ossarium entstanden, in dem die bei den Bauarbeiten gefundenen sterblichen Überreste der hier begrabenen Berliner beigesetzt worden sind.


Ein Modell des "House of One" (in St. Marien):



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