Samstag, 21. August 2021

Cismar: ehem. Abteikirche, ältester (?) Flügelaltar


Kloster Cismar („Zismar“) war bis zur Reformation eine Benediktinerabtei, die 1231 im damals kaum besiedelten Wagrien gegründet wurde. Der Männerkonvent siedelte vom 1177 gegründeten Johanneskloster in Lübeck hierher, weil es den üblichen Ärger wegen des dortigen Doppelklosters gab. Cismar war einst ein wegen seiner 800 Reliquien und einer heiligen Quelle bedeutender Wallfahrtsort. 


Nach der Reformation wurden die Klostergebäude abgerissen. Nur die Kirche blieb - in ihrem östlichen Teil als Kirche - erhalten und ein Teil des Refektoriums.


Bis heute steht hier (wenn nicht in Doberan oder Rossow) der älteste (Schnitz-) Flügelaltar der Welt an seinem ursprünglichen Ort. Dieser allein ist eine Reise wert. Bemerkenswert ist auch, daß es sich in dieser Gegend der Ostkolonisation um ein Benediktiner- und nicht um ein Zisterzienserkloster handelt, wie z. B. Doberan.


Westfassade und ehemaliger Kreuzgang:






Das Innere der Kirche:



Das Altarretabel von 1310 bis 1320 (leider ungünstig beleuchtet: das Maßwerk zwischen den Fächern der Mittelschreins wirft Schatten auf die Reliefs). Man beachte die gotische Freundlichkeit und Freude der Figuren.




In den Turmaufsätzen die Gottesmutter, der Kirchenpatron St. Johannes (links) und der heilige Auctor (rechts, vom Braunschweiger Mutterkloster übernommen):



Im Mittelschrein: Anbetung der hl. Drei Könige, auf die der Zelebrant bei der Messe blickt(e):



Opfer und Tötung Abels:



Opfer des Melchisedek:



Auferstehung Christi:



Linker Flügel:



Die Gottesmutter im mittleren Turmaufsatz:



Der Taufstein scheint aus Säulen abgerissener Klostergebäude zu bestehen, vielleicht aus dem Kreuzgang.



Nach Auskunft des Küsters stammen die beiden „immobilen Baldachine“ neben der Orgel aus der Reformationszeit. Unter ihnen sollen beim Gottesdienst Mitglieder der neuen Herrschaftsfamilie gesessen haben, die aber hier, wie er sagte, wegen der mönchischen Vergangenheit nie eine solche Rolle gespielt haben, wie in anderen Orten, wo sie sich zum Gottesdienst in geschlossene „Priechen“ begaben.



Im Westen hat man offenbar die Mensa eines Seitenaltars mit Säulenresten zu einem Informationsstand zusammengefügt. 



Die Erinnerung an das Kloster ist bis heute lebendig. Bei einem früheren Besuch hörte ich, wie ein lutherischer Pastor einer Schulklasse erklärte, daß hier die Mönche siebenmal am Tag die Psalmen gesungen haben. Das Wappen der Abtei Cismar im "Narthex":



An der südlichen Chorwand sind die Gewölbeansätze des abgerissenen Kreuzgangs zu erkennen, der auch im Boden sichtbar gemacht worden ist:





Nordseite der Kirche - auch hier Gewölbeansätze:



Der Chorraum von Südwesten:



Kirchen in Ostholstein


Die auf diesem Blog dargestellten Orte

Keine Kommentare: