Donnerstag, 2. September 2021

Altenkrempe (Basilika)


Fährt man auf der A1 Richtung Puttgarden, fällt bei der Abfahrt Neustadt auf der linken Seiten der einsam liegende, mächtige Kirchturm der Basilika Altenkrempe auf. 



Die in Krempe wohnenden Wenden sollen nach Helmolds Slawenchronik (Text) Seeräuber gewesen sein. 1156 hat der Priester Deilaw ihnen das Evangelium verkündet, und zwar mit Erfolg: Die heutige (!) Kirche, 1190 bis 1240 erbaut, liegt vermutlich in der Mitte des alten Wendendorfes. (Geschichte)


Sie ist für eine Dorfkirche ungewöhnlich groß und aufwendig gebaut. Es handelt sich um eine Basilika mit apsidalem Chorschluß, also um einen damals „bischöflich“ wirkenden Sakralbau. Hierfür dürfte Graf Adolf III. von Schauenburg verantwortlich zeichnen. Er war fromm und hatte nach dem Ausscheren der Stadt Lübeck aus seiner Grafschaft Holstein eine Ersatzzahlung erhalten, die z. T. in diesen repräsentativen Kirchenbau geflossen sein dürften.


Vermutlich ist die Kirche in drei Bauabschnitten errichtet worden. In ihr haben einheimische Erfahrungen des Backsteinkirchenbaus und ausländische Kirchbaukunst ein meisterliches Zeugnis der Spätromanik hervorgebracht. Der Dumont-Kunstreiseführer Schleswig-Holstein (Johannes Hugo Koch, 1977), aus dem ich die Informationen entnommen habe, schreibt: „Es ist das schönste, besterhaltene mittelalterliche Bauwerk Ostholsteins.“ (S. 162)


Krempe heißt heute Altenkrempe, nachdem weiter an der Ostsee 1244 „de Nighenstad tho der Crempen“ (Neustadt in Holstein) gegründet worden war. Seitdem ist Krempe zu einer kleinen Siedlung geworden, die kaum mehr als Dorf zu bezeichnen ist. Es ist aber bis heute (z. Zt. lutherischer) Pfarrort eines großen Kirchspiels mit 25 Dörfern.


Das "Dorf" besteht großenteil aus offenkundlichen "Leutehäusern", in denen vermutlich die Knechtsfamilien eines Gutsbesitzers wohn(t)en.








Die Kirche (Paronzinium unbekannt) ist einst barockisiert (davon sind Altar und Kanzel erhalten) und 1900 bis 1901 re-romanisiert worden. Erfahrungsgemäß ist bei solchen Renovierungen oft der mittelalterliche Putz mit Fresken entfernt worden. Doch die lasierten Backsteine sprechen dafür, daß die Kirche tatsächlich unverputzt geblieben ist - oder sind sie neu? An Gurt- und Jochbögen scheint die mittelalterliche Malerei entweder erhalten geblieben oder gut nachgemacht worden zu sein. (Ich vermute Letzteres.)










Taufbecken aus Bronze aus dem 13. Jahrhundert mit vergoldeten Siegeln auf offenkundlich neuzeitlichem Steinfuß:



Neuromanisches Chorgestühl:



Barocker Altar mit "modernem" Bild (um 1900? - "Drohbotschaft statt Frohbotschaft"):




Dieses Kreuz an der Nordwand des Chores kommt mittelalterlich daher. Ich traue dem Braten aber nicht.



Blick nach Westen - die Sauer-Orgel von 1901 wurde gerade renoviert:



Arkadenpfeiler mit Weihekreuz (diese sind übrigens an allen Pfeilern unterschiedlich gedreht):



Östliches Gewölbe des Mittelschiffs:



Der Protestant hat sich immer schon staatstragend gegeben:



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