Samstag, 4. September 2021

Ratekau, Kirche


Die Kirche von Ratekau (Patrozinium unbekannt) ist laut der Slawenchronik des Priesters Helmold (Text S. 165) nach Oldenburg, Altenkrempe und Lütjenburg die vierte im Bistum Oldenburg. Sie wurde auf Veranlassung Graf Adolfs II. von Schauenburg-Holstein und Bischof Vicelins zwei Jahre nach dessen Tod ab 1156 errichtet und steht als eine der besterhaltenen Kirchen Ostholsteins aus dem 12. Jh. bis heute so da. Der Rundturm ist typisch für die Kirchen der hiesigen Kolonisations- und Missionszeit. 


Es handelt sich um eine zeit- und ortstypische Feldsteinkirche: In Ermangelung ausgebildeter Maurer und mauerfähigen Steinmaterials füllte man eine Holzverschalung mit granitenen Findlingen (Feldsteinen) und goß die Hohlräume mit Gipsmörtel zu.


Zunächst ein Gang um die Kirche.






Rund um den Kirchturm und in eine die Kirche umgebende niedrige Mauer hat man - vielleicht nach dem Ersten Weltkrieg - Steine mit Personennamen (von Gefallenen?) eingelassen.




Bei meinem ersten Besuch war die Kirche verschlossen, und dies schon seit längerem, wie mir eine freundliche Spinne diskret mitteilte.



Im Schaukasten war zu erfahren, daß die Kirche samstags von 12-14 Uhr geöffnet sei - mitten in der Nacht! Ich verschob also den Mittagsschlaf, fuhr hin, fand die Kirche wieder verschlossen vor, konnte aber im Pfarrhaus einen Schlüssel bekommen.


Im Turm:



Das Innere wirkt - von der historischen Bedeutung abgesehen - etwas freud- und lieblos.



Gräber in der Kirche.



Kreuz (um 1600) mehrfach überarbeitet. Die Malereien in Chor- und Fensterbögen scheinen aus dem 12. Jahrhundert zu sein. Bei Wikipedia ist zu lesen, daß der "Apsisbogen" 1234/34 erneuert wurde. Sollte damit der Chorbogen gemeint sein, sind die Malereien über dem Kreuz aus dieser Zeit - und so scheint es mir.





Blick nach Westen zur Marcussen-Orgel von 1891 (nach Veränderungen 1982/83 von Christian Lobback, Neuendeich annähernd wieder in den ursprünglichen Zustand versetzt).



Taufstein (Anfang 20, Jh.?) mit Taufengel von 1764, der zwischenzeitlich in Vergessenheit geraten war und dabei Schaden genommen hat. 1991 wurde er wiedergefunden und restauriert. 2019 wurden die fehlenden Teile rekonstruiert - insgesamt eine Krempelecke... 



Blick ins Kirchenschiff von der Orgelbühne aus.



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