Der Name "Hansühn" dürfte ebenso wie der des benachbarten "Kükelühn" slawischen Ursprungs sein (oder nicht?). Hansühns Kirchturmspitze ist die höchste üNN von Schleswig-Holstein. Zwar steht St. Marien Kirchnüchel einen Meter höher, aber der Hansühner Kirchturm ragt höher hinauf. Die Kirche aus dem 19. Jh. ist für diese Gegend etwas Besonderes, weil sich an den meisten Orten die mittelalterlichen (oft ersten) Kirchen erhalten haben. (Kirchenführer der Gemeinde)
Graf Adolf III. von Schauenburg und Holstein hatte das (einst) in der Nähe gelegene Dorf Dalugendorf (?) an das Johanneskloster in Lübeck verkauft. Die neuen Besitzer beschlossen 1210, auf der Feldmark von Cucelune (Kükelühn), 1000 Schritt östlich des Dorfplatzes eine neue Kirche ("nova ecclesia", Patrozinium unbekannt) zu bauen. Ein runder Kirchturm wird 1330 erwähnt. Bei der Pest 1350 starben Kükelühn und Hansühn fast vollständig aus. 1460 erwarb Detlev von Buchenwald neun Dörfer und vier "wüste Feldmarken" vom Johanneskloster. Der Kirchturm wurde 1460/80 in rechteckiger Form neu errichtet.
Die romanische Kirche wurde in den 1890er Jahren wegen Baufälligkeit abgerissen und 1896-97 durch einen qualitätvollen historistischen Bau ersetzt, der am 23. Mai 1897 „geweiht“ wurde. Architekt war Hugo Groothoff, Hamburg. Die Familie Albercron auf Gut Testorf, die das Kirchenpatronat führte, hat den Bau (vermutlich im weitenteils) finanziert.
Man beachte die feine Vermauerung und Verfugung sowie die Farben der Steine.
Seit 1955 heißt die Hansühner Kirche „Christuskirche“. Die Chorfenster mit den heiligen Apostelfürsten Petrus und Paulus sowie der an der Kanzel zusätzlich zu den vier Evangelisten dargestellte heilige Paulus könnten auf ein altes Pauluspatrozinium hinweisen; aber das ist eine gewagte These.
Es gibt zwei aus der alten Kirche übernommenen "hohe Stühle" für die Adligen im "Querhaus", hier (vielleicht) der Weißenhäuser Stuhl von 1718.
Auch der barocke Altar von 1685 wurde übernommen. Im Auszug befindet sich ein mittelalterliches Relief von der Kreuztragung Christi, das vielleicht aus dem mittelalterlichen Vorgänger stammt. Auch der Kruzifixus ganz oben scheint mir älter zu sein. Die Chorfenster (St. Petrus links, St. Paulus rechts, in der Mitte oben Christus) sind von Olga von Abercron, geb. Freiin von Schroeder, 1897 gestiftet worden.
Es ist schon eine Entscheidung, als Hauptbild die Todesangst Christi zu wählen, die ja so das ganze Jahr über der Gemeinde vor Augen steht.
Über dem leicht schräg stehenden Bild gibt es ein Loch, durch das Christus beschienen wird - barocke Bühnenästhetik.
Das aus der alten Kirche übernommene Taufbecken, 1685 von der Familie Reventlow gestiftet, geht aber - vom knötterigen Gesichtsausdruck der Putti abgesehen als katholisch durch. ;-)
Heiligenfigur (?) an der südlichen Chorwand. Das Gelehrtenbirett läßt auf Martin Luther schließen - man weiß es nicht...
Auf dem Kanzeldeckel ist schwer was los. Die Leiter des vorderen Engels ist ein Symbol für Gottes Wort, das in den Himmel führt.
Die ehemalige "Schwarze Madonna" (13. Jh., 2007 renoviert) im nördlichen "Querhaus".
Architektonisch nettes Détail aus dem Süd-"Querhaus".
Blick nach Westen zur Orgel.
Ehemaliges Triumphkreuz (1520/30) aus dem Umfeld von Claus Berg. Dazu gehörten Figuren der Gottesmutter, des heiligen Evangelisten Johannes, der heiligen Katharina und eines weiteren Nothelfers. Die Johannesfigur ist in die in den 1960er Jahren errichtete Johanneskapelle in Harmsdorf ausgeliehen worden. Die beiden Figuren an den Emporenpfeilern scheinen die heilige Maria und die heilige Katharina aus der mittelalterlichen Kreuzigungsgruppe zu sein.
Hinten in der Kirche gibt es eine alte Karte, die nicht nur die ehemalige Aufteilung des Friedhofs, sondern auch den Grundriß der romanischen Kirche zeigt.
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