Zu einem Geburtstag bin ich nach Berlin gefahren. Neben dem Jubiläum interessierte mich, wie weit die Arbeiten am Stadtschloß fortgeschritten sind. Auch ein, zwei Ausstellungen wollte ich besuchen.
Zunächst zur Rekonstruktion des Berliner Schlosses, Stadtresidenz der Hohenzollern, die sehr weit fortgeschritten ist. Mein Eindruck: Jetzt erst "versteht" man die Mitte Berlins wieder: Die ordnenden Linien sind wieder da.
Weitere Informationen und Bilder vom historischen Schloß.
Weitere Informationen und Bilder vom historischen Schloß.
Das Schloß von Süden...
... gegenüber das von Friedrich Wilhelm III. gestiftete "Alte Museum"...
... und zwischen den beiden Gebäuden nach Osten hin der "Berliner Dom" (von dem ich mal gelesen habe, daß er auf die Cöllner Dominikanerkirche zurückgeht, aber von einem Dominikaner belehrt worden bin, daß diese auf dem alten Schloßvorplatz stand und nach der Reformation in das Schloß integriert wurde). Wie dem auch sei: Der Dom ist nur eine Hofkirche, keine Kathedrale:
Hier zeigt sich die gute Wirkung des Schloßwiederaufbaus:
Nordflügel:
Das Schloß von Nordwesten:
Blick zum Staatsratsgebäude der DDR, in das eine Kopie eines Balkon des alten Stadtschlosses integriert wurde, von dem aus Karl Liebknecht am 9. November die "sozialistische Republik" allerdings - entgegen der Legende - nicht ausrief, sondern von einem Lastwagen im Lustgarten.
Hier wird trotz Baustelle noch einmal deutlich, wie gut der Schloßneubau Berlins Mitte tut:
Die Balkonkopie der sozialistischen Revolution hat man im alten Staatsratsgebäude belassen und für den Schloßneubau eine weitere angefertigt:
An der Spree, der Ostseite des Barockschlosses, stand bis zu dessen Sprengung noch die mittelalterliche Hohenzollernburg. Daß ausgerechnet dieser historische Kern nicht rekonstruiert worden ist, schmerzt dann doch sehr...
Offiziell heißt der Schloßneubau "Humboldt-Forum", wie die alte Berliner Universität nach Alexander von Humboldt benannt. Doch dieser Name scheint sich, den Schildern nach zu urteilen, nicht durchzusetzen. Schon für die ausländischen Gäste schreibt man dann doch lieber "Schloß/Chateau/Castle"...
Bilder von der alten Ostseite (Spreeflügel), auf denen man gut den Burg-Kern mit Erweiterungen erkennen kann, hinter dem sich dann das Barockschoß entfaltet:
Hier noch einmal die alte Ostansicht auf einer Vase im Schloß Charlottenburg:
St. Marien, heute die lutherische "Kernkirche" Berlins. Älter noch ist St. Nikolai, die aber heute Museum ist.
(Quelle)
(Quelle)
Dieses Bild ist insofern interessant (das gleiche gilt für St. Nikolai), als das Westwerks großenteils aus Naturstein besteht, der hier in der brandenburgischen Mark nur in Gestalt von Findlingen vorkommt. Sonst ist hier alles Sand. Im unteren, wohl älteren Teil sind behauene Findlinge verbaut. Der Sandstein für den Turm dürfte Importware sein, da mir keine brandenburgischen Gebirge bekannt sind.
Lutherdenkmal vor St. Marien, das man offenbar vom Sockel geholt hat, dessen Konturen im Straßenpflaster sichtbar gemacht sind.
Hier sieht man dann - trotz weißer Tünche - die norddeutsche Backsteingotik:
Das Luthertum hat über die Reformation hinaus durchaus Katholisches bewahrt und sogar übernommen:
Die Kirchengemeinde bietet nicht nur Schriften sondern auch "katholische" Devotionalien zum Verkauf, die bemerkenswerterweise nach dem Geschmack südeuropäischer und asiatischer Gäste ausgesucht zu sein scheinen. (Sogar das "Bambino" von Santa Maria in Aracœli gibt es hier aus Plastik und in vielen Farben.)
Der Neptunbrunnen steht, nachdem er aus dem Phantasialand verschwunden ist, wieder an seinem Ort. ;-)
Wendet man sich von ihm nach Westen, sieht man die "moderne" Seite des rekonstruierten Stadtschlosses. Ich meine: eine Frechheit!
Doch Scheußlichkeiten waren ja, im Westen wie im Osten, nach dem 2. Weltkrieg angesagt. Hier die Bebauung des Alexanderplatzes östlich vom Rathaus (das übrigens - außer groß, rot und klassizistisch - auch nicht sooo schön ist):
Das Nikolaiviertel, der historische Kern Berlins (naja, es gibt auch noch andere, aber es liegt eben heute in der Mitte):
Historisierende DDR-Architektur:
Rekonstruierte Häuser (hier war im Zweiten Weltkrieg alles zerstört worden):
Die älteste Kirche in der Mitte Berlins St. Nikolai, seit 1938 Museum. Hier waren u. a. der Kirchenlieddichter Paul Gerhard von 1657 bis 1667 als Pfarrer und der Kirchenliedkomponist Johann Crüger von 1622 bis 1662 als Kantor tätig. Viele inzwischen z. T. auch in katholischen Gottesdiensten gesungene Kirchenlieder haben die beiden hier verfaßt.
Im Nikolaiviertel steht an der Spree (nicht wirklich "wieder") das Denkmal des heiligen (Nothelfers!) Georg von August Kiß, das ehedem in einem Hof des Stadtschlosses stand.
Ich habe dann einen Gang zum Görlitzer Park in Kreuzberg gemacht, entlang an der alten Zonengrenze, die man heute nur noch mit Mühen erkennt, wenn überhaupt. Der Görlitzer Park interessierte mich wegen der Pressemeldung, daß die Polizei nichts gegen die afrikanischen Drogenhändler tun könne, die dort massenhaft ihr Geschäft betreiben. Auch soll es da eine gute Kneipe geben, wie mir ein Freund empfahl.
Auf dem Weg bin ich am Mariannenplatz auf diese "Siedlung" getroffen:
Nachdem ich schon zuvor an der prächtigen, nach Kriegszerstörungen nur zum Teil wiederaufgebauten und übrigens katholischen "Michaelkirche" vorbeigekommen war (weiteres hier), stieß ich, gegenüber der "Siedlung" auf diese ebenso prächtige lutherische St. Thomas-Kirche. Nicht zu sehen ist die mächtige Vierungskuppel.
Kreuzberg ist ein lebendiger Stadtteil (Bezirk): viele Cafés, Kneipen, Geschäfte, junge Leute usw.. War Kreuzberg früher auch "runtergekommen", ist heute vieles doch schön renoviert oder auch passend neugebaut.
Auf dem Weg traf ich auf eine katholische Oase: St. Marien - Liebfrauen:
Möge die Gottesmutter Kreuzberg kräftig segnen...
In der Nähe scheint ein Eckhaus zu einer Moschee geworden zu sein:
An dieser Ecke ertönte ein Martinshorn, die Polizei rückten an und versuchte, einen "maximalpigmentierten" Menschen, der durch Drogen oder sonst etwas unaufhaltsam durchtickte und randalierte, in den Griff zu bekommen. Ein Passant rief mir im Vorbeigehen zu: "Schön bunt hier!"
Am Eingang zum Görlitzer Park erhöhte sich die Zahl der gut gebräunten, jüngeren, männlichen Mitmenschen schlagartig. (Man verzeihe mir die ironische Formulierung! Als Christ bin ich ein entschiedener Freund der Nächstenliebe zu jedem Menschen!) Ich ahnte, daß es nun besser sei, nicht mehr zu photographieren, machte die folgende letzte Aufnahme aus der Ferne und wurde beim Weitergehen von einem der genannten Herren angesprochen, er wolle die Aufnahmen sehen, ich solle sie löschen, sonst rufe er die Polizei. Ich habe ihn gefragt, ob er selbst von der Polizei sei, ihn ermuntert, diese sonst zu rufen, und bin dann weitergegangen.
Im Park befanden sich neben vielen Entspannung suchenden Menschen geschätzt hunderte, die offenkundig "geschäftliche Interessen" hatten. Ich wurde mehrfach angesprochen und sah auch, wie ein junger Berliner (?), der mir entgegenkam, eine abweisende Bewegung in eine Richtung machte, in der einer der oben beschriebenen Menschen sich dann "enttäuscht" abwandte.
Ich könnte noch weitere, ähnliche Eindrücke aus dem Görlitzer Park erzählen, belasse es aber dabei. Die vom Freund empfohlene Kneipe habe ich übrigens nicht mehr gesucht.
Zurück in der Stadmitte bin ich an der (zur Zeit im Umbau befindlichen) katholischen Kathedrale St. Hedwig vorbeigekommen, die an der Straße "Hinter der katholischen Kirche" liegt und von den protestantischen Herrschern städteplanerisch auch genau so angelegt ist. Die Kathedrale war gerade wegen Umbaus geschlossen.
So kam ich von Westen her auf das (neue) Stadtschloß zu. Dies ist übrigens von der Lage zur Stadt her die Rückseite.
Die bereits besprochene Ostfront des "neuen Schlosses", der Spreeflügel, wo sich die Burg der Hohenzollern befand, von der aus sich das Schloß historisch und gedanklich entfaltete, im "politisch-korrekt wiederaufgebauten" Zustand:
Der Südflügel bei Tage besehen:
Die Berliner Bau-Akademie Schinkels, von der seit dem Krieg nur noch eine Ecke steht, wird wiedererbaut; noch so ein klassizistischer Ziegelbau, von denen es in Berlin viele gibt...:
Das Reiterstandbild König Friedrichs II. von Christian Daniel Rauch (1840) auf der Straße Unter den Linden:
Blick von dort nach Osten - hinten in der Mitte das wiedererrichtete Berliner Schloß:
Sophienkirche
Ein Gang durch das Bode-Museum
1 Kommentar:
Und dafür reißen die den Palast der Republik ab?
Kommentar veröffentlichen