(Für die Betrachtung der Bilder schlage ich vor, zuerst diesen Beitrag ganz zu lesen, dann den Link unter dem Bild vom Amboisetor anzuklicken und den jeweils weiterführenden Links zu folgen.)
Die Insel Rhodos ganz im Osten Europas geht nach der griechischen Mythologie auf den heidnischen Sonnengott Helios zurück. Wirklich: Hier regiert die Sonne, aber das Klima ist mild und gedeihlich.
Die Insel Rhodos ganz im Osten Europas geht nach der griechischen Mythologie auf den heidnischen Sonnengott Helios zurück. Wirklich: Hier regiert die Sonne, aber das Klima ist mild und gedeihlich.
Das antike Erbe ist in Gestalt vieler "kaputter Steine" präsent, wie überall im Mittelmeerraum. Das Besondere an Rhodos aber ist, daß der Ritterorden der Johanniter (später Malteser) 1309 bis 1522 hier seinen Sitz hatte und einen eigenen Staat unterhielt, der sich schwerpunktmäßig durch Piraterie finanzierte. Der Orden war übrigens als Krankenbruderschaft für Heilig-Land-Pilger gegründet worden, ein Erbe, das er bis heute durch die Krankenwallfahrten nach Lourdes pflegt.
Der Johanniterstaat war den Türken nach der Eroberung Konstantinopels im Weg, denn Rhodos liegt an der Schiffahrtsroute zwischen Konstantinopel und Alexandria in Ägypten. Daher versuchten die Osmanen 1480 eine Eroberung - ohne Erfolg. 1522 gelang es dann. Den Johannitern wurde ein recht komfortabler Abzug nach Malta gewährt, weshalb sie seitdem (katholischerseits) Malteser heißen.
Die ältesten Städte von Rhodos sind Ialyssos, Lindos und Kam(e)iros. Sie sind nach der Mythologie von den drei Kindern des Sonnengottes Helios und der Nymphe Rhodi, der Tochter Poseidons und Aphrodites, gegründet worden.
Die Gründung Stadt Rhodos am nordöstlichen Ende der Insel soll vom mehrfachen Olympiasieger Dorieus aus Ialyssos angeregt worden sein. Hier sein Denkmal am Westende der Stadt:
Bis heute prägt aber die Johanniterfestung das Bild von Rhodos-Stadt. Die Ritter bauten Ende des 15. Jahrhunderts zum Schutz gegen die Osmanen eine hochmoderne Wallanlage, die völlig erhalten ist.
Eindrücke vom Amboise-Tor (benannt nach dem Erbauer, Großmeister d'Amboise) beim Großmeisterpalast:
Der Großmeisterpalast der Johanniter ist nach jahrhundertelangem Verfall in den 1920er Jahren (historisch nicht getreu) wiederaufgebaut worden. Und das kam so:
Die Italiener eroberten 1912 die Insel, die damals zum schwächelnden Osmanischen Reich gehörte, und bekamen sie durch den Vertrag von Lausanne 1923 zugesprochen, während die anderen Inseln der Dodekanes zu Griechenland kamen. Erst 1947 kam Rhodos zu Griechenland.
Die Italiener hatten also 35 Jahre Zeit zu wirken. Sie entfernten alle osmanischen Bauten auf der Stadtmauer und vieles andere, rekonstruierten weitgehend, freilich recht "robust" den vorosmanischen, spätmittelalterlichen Zustand und bauten Rhodos als Ferieninsel für den König, den "Duce" Benito Mussolini und Urlauber aus. Sie wendeten dabei große Kraft auf, übrigens auch um die Insel wieder zu bewalden.
Die Italiener eroberten 1912 die Insel, die damals zum schwächelnden Osmanischen Reich gehörte, und bekamen sie durch den Vertrag von Lausanne 1923 zugesprochen, während die anderen Inseln der Dodekanes zu Griechenland kamen. Erst 1947 kam Rhodos zu Griechenland.
Die Italiener hatten also 35 Jahre Zeit zu wirken. Sie entfernten alle osmanischen Bauten auf der Stadtmauer und vieles andere, rekonstruierten weitgehend, freilich recht "robust" den vorosmanischen, spätmittelalterlichen Zustand und bauten Rhodos als Ferieninsel für den König, den "Duce" Benito Mussolini und Urlauber aus. Sie wendeten dabei große Kraft auf, übrigens auch um die Insel wieder zu bewalden.
Kopie der von Rhodos stammenden Laokoon-Gruppe im Großmeisterpalast:
Vom Großmeisterpalast zum Hafen erstreckt sich die Ritterstraße, wo die verschiedenen "Zungen" (Sprachgruppen) des Ordens ihre Quartiere hatten, von denen jede übrigens für einen bestimmten Abschnitt der Stadtmauer zuständig war.
Brunnen vor dem Alten Hospital:
Es gibt viele (besser oder schlechter) musizierende Straßenkinder mit offenkundig "strukturellem" Hintergrund, da sie auch zur Schulzeit "arbeiten".
Am unteren Ende der Ritterstraße liegt die Kirche "Panagia tou Kastrou" ("Unsere Liebe Frau von der Burg"):
Gegenüber der Kirche befindet sich das Neue Hospital, Ende des 15. Jahrunderts hochmodern errichtet - sogar mit eigenen Toiletten und Rückzugsräumen für die Kranken im großen Saal. Heute birgt das Haus eine Sammlung von antiken Statuen, von denen Rhodos einst 3000 besessen haben soll. Unter diesen sind (in Teilen) die Kultfiguren aus den heidnischen Haupttempeln der unteren und der oberen Akropolis erhalten: der Kopf des Helios und die Statue der Aphrodite, die 1600 Jahre im Meer gelegen hat. Im Garten und den hinteren Bauten sind schöne Spuren aus der Osmanenzeit erhalten.
Die mittelalterliche Stadt umgibt den Marinehafen; unter den Toren ist das Marinetor das prächtigste:
Die mittelalterliche Stadt umgibt den Marinehafen; unter den Toren ist das Marinetor das prächtigste:
Am südöstlichen Ende der mittelalterlichen Stadt steht die Ruine der ehemals katholischen Kathedrale "Panagia tou bourgou", was man eigentlich auch mit "Unsere Liebe Frau von der Burg" übersetzten müßte. Man unterschied wohl den "kastros" als den Teil der Stadt, der vom Orden bewohnt und von dessen Bauten beherrscht war, vom "bourgos", der weltlichen Stadt; also hier: "Unsere Liebe Frau von der Stadt".
In der Nähe von Panagia tou Bourgou befindet sich das jüdische Viertel, das entstanden ist, nachdem der osmanische Sultan den aus Spanien vertriebenen (sephardischen) Juden Aufnahme in seinem Reich gewährt hatte. Die 1604 Juden, die hier im Jahr 1944 lebten, wurden von der deutschen Wehrmacht - wegen Nahrungsmittelknappheit - in die Vernichtungslager verschickt. Eine einzige Jüdin kehrte zurück.
Heute gibt es etwa 20 Juden in Rhodos. In der Synagoge finden sporadisch Gottesdienste statt, zu denen ein Rabbi aus dem Heiligen Land anreist.
Die heutige Hauptgeschäftsstraße von Rhodos ist die Sokratesstraße. Nach antikem und mittelalterlichem Plan ist ihr Verlauf gerade. Nach der Eroberung durch die Osmanen stehen zwei Moscheen quer, nämlich in Richtung Mekka, im Straßenbild:
Die Süleiman-Moschee (sie war, obwohl represäntativstes muslimisches Gebäude, immer geschlossen) ...
und die Mehmet-Aga-Moschee (ebenfalls unzugänglich):
Eulenbrunnen auf dem Hippokratesplatz am unteren Ende der Sokratesstraße:
Auf der Suche nach bestimmten Kirchen, die hier nicht immer leicht zu finden sind, habe ich immer wieder Griechen gefragt. Oft verstanden sie mich nicht; das liegt meist an der falschen Betonung. Aber immer antworteten sie mit St. Phanurius oder St. Panteleimon, den beiden wichtigsten griechisch-orthodoxen Kirchen in der Altstadt; wichtig deshalb, weil ihre Patrone in Gestalt ihrer Ikonen Wunder wirken - und weil in diesen beiden Kirchen regelmäßig Liturgie gefeiert wird.
Hier also St. Phanurius, der "Wiedererschienene". Bei Bauarbeiten an der Stadtmauer unter den Johannitern wurde hier im 15. Jh. eine Ikone gefunden. Der griechische Metropolit wurde zu Rate gezogen und erklärte, das sei der heiligen Phanurius - den man bis dahin nicht kannte. Der Heilige "Großmartyrer" Phanurius entwickelte sich zur orthodoxen Antwort auf den (älteren) hl. Antonius von Padua: Er ist für das Wiederfinden von Verlorenem zuständig. Hat man ein solches Anliegen, backt man einen Kuchen, bringt ihn in der Kirche des heiligen Phanurius dar und verteilt ihn dann unter den Nachbarn. Dann, so habe ich erfahren, findet man das Verlorene.
St. Georg - leider geschlossen:
In der nördlichen Neustadt, der Griechenstadt, die nach der Eroberung durch die Osmanen entstanden ist, befindet sich halb unter der Erde die Kirche St. Michael. Der Erzengel wird in der Dodekanes oft verehrt, was auf einen heidnischen Engelkult in Kleinasien zu apostolischer Zeit zurückzuführen sein soll.
Vielleicht hat an diesem Hafeneingang einst der Koloß von Rhodos gestanden, eine Figur des "Gottes" Helios. Gegeben hat es ihn jedenfalls; er ist nach wenigen Jahrzehnten zusammengebrochen. Seine Trümmer hat man auf Geheiß eines Orakels liegenlassen und später als Altmetall verkauft.
Heute flankieren die Hafeneinfahrt ein Hirsch und eine Hinde, die darauf hinweisen, daß man auf Rhodos Hirsche einsetzte, damit sie mit ihrem Getrappel plagende Schlangen vertreiben.
Am Hafen steht die 1923 unter den Italienern errichtete Kirche St. Mariä Verkündigung (Evangelismos), heute Kathedrale des griechisch-orthodoxen Metropoliten von Rhodos. Sie ist eine Rekonstruktion der Konventskirche St. Johannes des Johanniterordens beim Großmeisterpalast, die im 19. Jahrhundert durch eine Pulverexplosion zerstört wurde. Nach der Übernahme durch die Orthodoxen wurde sie erst einmal ordentlich und "rechtgläubig" ausgemalt:
Aus der Italienerzeit sind viele Bauten im Stil des "realismo" erhalten, dessen sich die Faschisten gerne bedienten:
Am Mandrakihafen liegt auch die Nea Agora, der Neumarkt:
Rhodos war ab 1522 Teil des Osmanischen Reiches und hat infolgedessen bis heute eine (inzwischen sehr kleine) türkisch-islamische Gemeinde. (Allein) die Ibrahim-Moschee war freitags zum Gebet geöffnet:
Agios/Sankt Spiridon, eine byzantinische Kirche, die später Moschee geworden und heute unzugänglich ist:
Ein Blick auf die Wehrmauern:
Chorraum von St. Phanurius:
Vorhalle der Redjab-Moschee:
Neben St. Phanurius ist St. Panteleimon (der "Allesgeber", sein Taufname ist Pantaleon) die wichtigste orthodoxe Kirche der Stadt:
Dahinter befinden sich die Trümmer von St. Marien vom Sieg. Diese Kirche wurde nach der erfolgreichen Abwehr des osmanischen Angriffs 1480 an dem Ort errichtet, an dem der auf die Fürsprache der Gottesmutter erfolgte Sieg geschah. 1522 mußte die Kirche niedergerissen werden, um mit ihren Steinen die Bresche aufzumauern, die die osmanischen Angreifer in die Stadtwehr geschossen hatten.
Das Marienbild von St. Marien vom Sieg wurde in die neue, katholische Kirche desselben Patroziniums in der "Neustadt" in Norden übertragen:
Einer Hotelmitarbeiterin wies mich auf eine unterirdische Nikolauskirche in der Nähe der Akropolis hin. Sie ist, wenn ich die Informationstexte richtig deute, von einer Maria Polia 1940 gegründet worden.
Wie die erwähnte Mitarbeiterin sind die meisten Griechen nach meinem Eindruck fromm: In den Geschäften und (vor allem) Bussen sieht man Ikonen, und überall trifft man auf Basilikum - z. T. in Plastikflaschen. Letzteres geht darauf zurück, daß die heilige Helena bei der Auffindung des Kreuzes Christi dieses "Königskraut" an dessen Fuß gefunden habe. Darum verwenden die Griechen Basilikum als Segenspflanze und reiben sich die Hände daran, nicht aber in der Küche. Hier ein Beispiel von einem Putzwagen im Hotel:
Eine der "Festungskirchen" in Rhodos - hier St. Athanasius mit muslimischer Qibla:
Besonders charmant: St. Markus. Hier wurde der Sieg 1480 über die osmanischen Angreifer gefeiert, bevor man zum Dank St. Marien vom Sieg errichtete (s. o.). Dahinter gibt einen schönen Garten eines Stipendienwerks, das die Eltern ihres früh verstorbenen Sohnes Marc de Montalembert gestiftet haben.
Der byzantinische Uhrturm aus dem 7. Jh. wurde nach einem Erdbeben 1851 als Zeichen der Moderne wiederaufgebaut:
Die Dreifaltigkeitskirche in der Stadt aus dem 15. Jahrhundert:
St. Arthemius:
Die Sultan-Mustafa-Moschee aus dem 16. Jahrhundert:
Auf dem Stephanushügel, der heute Smithberg (Mount Smith) heißt, befindet sich die obere Akropolis mit Theater und Stadion:
Blick hinüber zur türkischen Küste:
Apollotempel...
... in dessen Keller irgendwelche Mysterien stattgefunden haben sollen:
Theater und Stadion:
Weiteter kaputter Tempel:
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Nun zu den drei ältesten Städten auf Rhodos oder dem, was davon noch übrig ist:
Auf dem Weg zum Berg Profitis Ilias:
Auf dem Berg Profitis Ilias:
An der Westküste:
Fahrt zur Insel Symi mit dem St. Michaels-Kloster in Panormitis:
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