Samstag, 5. Oktober 2019

Rhodos - Synagoge

Am touristisch belebten Platz der hebräischen Martyrer erinnert ein Denkmal an die Verschleppung und den Mord an den Juden von Rhodos im Jahr 1944:


Eine jüdische romaniotische Gemeinde ist hier seit dem Jahr 70 n. Chr. belegt. Nach dem Fall der Stadt 1522 unter die Osmanen bot Sultan Süleyman I. den sephardischen Juden an, sich hier anzusiedeln, die durch das Alhambra-Edikt von 1492 aus Spanien vertrieben worden waren. Die Sepharden prägten seitdem den Kult auf Rhodos. Die heutige Synagoge wurde 1577 erbaut. 1912 hatte die Gemeinde 5500 Mitglieder, war also verhältnismäßig groß. Wegen der italienischen Rassegesetze von 1938 (Rhodos gehörte zu Italien) hatten viele Juden die Insel bereits in Richtung Afrika und Amerika verlassen, als 1943 die deutsche Wehrmacht die Insel einnahm; die Gemeinde zählte da noch ca. 2000 Mitglieder. Am 23. 7. 1944 waren es noch 1604 Juden, die von den deutschen Besatzern vollständig nach Auschwitz deportiert wurden. 150 überlebten, eine einzige Frau, Lucia Modiano Soulam, kehrte nach Rhodos zurück. Heute leben einige jüdische Familien auf Rhodos, die nach dem Zweiten Weltkrieg vom griechischen Festland kamen.






Ich besuchte die Synagoge an einem "Tag der offenen Tür", einem Samstag. Die freundliche jüdische Aufseherin wies mich darauf hin, daß heute, am Sabbath, das Photograhieren verboten sei. Mein Argument, daß ich doch ein Goj (Heide) sei, für den das Sabbathgebot nicht gelte, hat sich lächelnd nicht verstanden und auch sonst nicht durchgesetzt. Daher konnte ich diese Bilder machen:



Der Kieselsteinboden wurde im Jahr 5601 nach der Welterschaffung (1841 n. Chr.) verlegt.




Bemerkenswert sind die beiden (!) Thoraschreine (Aron Hakodesch) neben dem nach Jerusalem gerichteten Eingang; eine ähnliche Anordnung findet man in einer Synagoge aus der Römerzeit im heute türkischen Sardis.




Namen der von den Nazis Umgebrachten:



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